Unicorn-Start-ups: Der aktuelle Stand weltweit und in Deutschland

Wenn es um die Wertsteigerung von Unternehmen geht, zählt in der Start-up-Szene vor allem ein Begriff: Unicorn! Hierbei handelt es sich um Startups mit einer Bewertung von über einer Milliarde US-Dollar. Die Vorstufe davon, die sogenannten Soonicorns (Start-ups, die voraussichtlich in den nächsten Monaten als Unicorns gewertet werden können) sind Firmen, denen eine deutliche Wertsteigerung nachgesagt wird. Wenn also ein vielversprechendes Unternehmen auf dem Markt auftaucht – ganz gleich, in welcher Branche – und es einzigartig und erfolgversprechend ist, hat es gute Chancen, zum Einhorn zu werden. Mehr über die Unicorn-Start-ups – weltweit und in Deutschland – erfahren Sie in diesem Artikel.

Vom Start-up zum Unicorn – so wird aus einem neuen Unternehmen ein seltenes Einhorn

Auf den ersten Blick mag es nicht allzu schwer erscheinen, aus einem herkömmlichen Start-up ein seltenes Unicorn zu formen. Bei genauerer Betrachtung liegen die Hürden aber weitaus höher. Folgende Anforderungen müssen dafür erfüllt werden:

  • Das Start-up darf noch nicht länger als zehn Jahre im operativen Geschäft aktiv sein.

  • Das Start-up darf nicht aufgekauft worden sein.

  • Es ist eine Firmenbewertung von über einer Milliarde US-Dollar erforderlich.

Börsennotiert – ja oder nein?

Um als Unicorn-Start-up zu gelten, darf die Firma noch nicht an der Börse notiert sein. Wenn es dann zum Börsengang kommt, muss der zugeschriebene Wert höher als eine Milliarde US-Dollar sein. Dieser Wert wird von Investoren bestimmt.

Doch nicht nur durch einen Börsengang lässt sich der Wert und damit die Einzigartigkeit einer Firma bestimmen. Generell geht es beim Thema Unicorn-Start-up um die Zukunftserwartungen. Wovon gehen Investoren bei dieser Firma künftig aus?

Die Firmenbewertung ist dabei das einfachste Mittel der Wahl. Übersteigt diese Bewertung eine Milliarde US-Dollar, noch ehe die Firma überhaupt an die Börse geht oder es einen Verkauf (einen sogenannten Exit) gibt, kann das Start-up zum Unicorn aufsteigen.

Wie werden die Firmen bewertet?

Um einzuschätzen, ob sich ein Start-up für ein Unicorn eignet, kommt eine Firmenbewertung zum Einsatz. Grundlegend erfolgt die Einschätzung durch sogenannte Venture Capital, also von Investoren und Risikokapitalgebern, die früh in das Unternehmen eingestiegen sind.

Bewertet wird das Start-up anschließend nach Parametern wie:

  • Wachstumsrate

  • Umsätze

  • Chancen

  • aktuelle Profitabilität

Daraus leitet sich ein potenzieller Wert einer Firma ab. Nötig ist aber auch ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen den Gründern des Start-ups und den Investoren. Diese müssen zudem absolut davon überzeugt sein, dass sowohl Idee als auch Firma und Gründer die Milliarden-Bewertung wert sind.

Für die Gründer entsteht ebenfalls ein gewisses Risiko, auf eine Bewertung dieser Höhe zu hoffen. Sie setzen voll und ganz auf die Investoren, da sie bis zur Grenze von einer Milliarde US-Dollar nicht an die Börse gehen dürfen. Damit hängt der Erfolg in gewisser Weise auch vom Investor ab und für diesen wiederum vom Start-up – es ist daher eine gewisse Art von Kreislauf.

In welchen Branchen gibt es Unicorn-Start-ups?

Grundlegend ist es in jeder Branche möglich, dass ein Unicorn geboren wird. Damit eine Firma aber überhaupt so hoch dotiert wird, sollte sie rein technisch auf dem neuesten Stand sein und auch mit modernsten Management- und Produktionsstrukturen arbeiten.

Häufige Branchen und Themenbereiche für Unicorn-Start-ups sind:

  • Finanz-Technologie (Fintech)

  • Software-Entwicklung

  • Internetdienstleistungen

  • Hightech

  • Logistik / Versand- und Transportdienstleistungen

  • E-Commerce

  • Cloud-Services

  • Künstliche Intelligenz (KI)

Ihre Ziele? Oftmals geht es bei diesen Firmen darum, dass klassische, traditionelle oder eben veraltete Methoden und Vorgehensweisen durch digitale Lösungen ersetzt werden. Diese müssen effizienter, schneller und insgesamt besser sein. Unicorns kreieren hierfür die innovativen Lösungen, die es zuvor meist noch nicht gibt. Strukturen werden aufgebrochen und ersetzt, neue Märkte entstehen und große Player werden geboren.

Funfact: Firmen wie Google, Apple, Tesla und Co. waren früher auch einmal unterschätzte Start-ups, später aufstrebende Unicorns. Heutzutage können wir uns eine Welt ohne diese Firmen kaum noch vorstellen, weshalb vor allem die Bedeutung dieser seltenen Einhörner klar wird.

Wie schnell entstehen neue Unicorns?

Gerade in der digitalen Zeit geht es für viele Firmen genau darum: Alles wird schneller, effizienter und besser. Doch nicht aus jedem Start-up entwächst auch ein Unicorn. Je nach Branche ist die Geschwindigkeit, in der Unicorn-Start-ups hervorgebracht werden, unterschiedlich.

Durch Künstliche Intelligenz und Fintech gibt es derzeit allerdings in allen Branchen ein höheres Aufkommen von Unicorn-Start-ups. Zu diesem Schluss kam die Analyse von Vention. Der Analyse zufolge dauert es bei den meisten ML- und Chatbot-basierten Firmen lediglich vier Jahre, ehe sie die entsprechende Firmenbewertung von einer Milliarde US-Dollar erhielten. Bei Fintech-Start-ups sind es immerhin noch fünf Jahre.

Normalerweise brauchen die meisten Unternehmen laut CB Insights um die sechs Jahre, damit die Bewertung zehnstellig wird. Dabei durchlaufen die Start-ups meist folgende Phasen:

  • Die ersten 12 bis 18 Monate: Pre-Seed

  • 6 bis 12 weitere Monate: Seed

  • 6 bis 18 weitere Monate: Serie A

  • 18 bis 24 weitere Monate: Serie B

  • Bis zu 36 weitere Monate: Serie C

Insgesamt ergibt dieser Verlauf bereits bis zu 108 Monate, also bis zu neun Jahre. Möglich ist die Entwicklung zum Einhorn aber natürlich auch früher oder später (wobei es dann ab zehn Jahren nach Gründung keinen Unicorn-Status mehr gibt).

Übrigens: Oftmals kombinieren Firmen, die zu Unicorns werden, verschiedene Branchen-Elemente miteinander. Unterstützende Faktoren sind zum Beispiel oft Big Data oder Künstliche Intelligenz (KI), aber auch Online-Innovationen wie digitale Zahlungssysteme oder effektive IT-Lösungen.

Wo gibt es die meisten Unicorn-Start-ups weltweit?

In Deutschland sind gerade in den letzten Jahren immer mehr Unicorn-Start-ups entstanden, wobei das Land im weltweiten Vergleich keine Spitzenposition einnimmt. Die Liste der Länder mit den meisten Unicorns wird mit Stand Juni 2022 von den USA angeführt (625 Unicorns). Auf dem zweiten Platz liegt China mit 312 Unicorns. Deutschland liegt mit 36 Unicorns aber immerhin noch auf dem fünften Platz.

Beispiele für Unicorns in Deutschland:

  • Lieferdienst „Gorillas“ (erreichte den Status in unter einem Jahr)

  • Software-Unternehmen „Celonis“ (wird jetzt schon mit elf Milliarden US-Dollar bewertet)

  • Online-Broker „Trade Republic“ (gehörte innerhalb von zwei Jahren zu den größten Unicorns in Deutschland)

  • Personalsoftware „Personio“ (erreichte den Einhorn-Status durch das Füllen einer Marktlücke)

  • Lebensmittel-Lieferservice „Flink“ (erreichte schon nach zehn Monaten den Unicorn-Status)

  • Online-Übersetzung „DeepL“ (sogar besser als Google Translate)

  • Versicherungs-App „Clark“ (praktische App-Anwendung)

Die Berlin Brands Group, Agile Robots, Choco, Wefox und weitere Start-ups sind ebenfalls nennenswerte Unicorns aus Deutschland.

Fazit

Obwohl Deutschland in Sachen Unicorn-Start-up nicht unbedingt Spitzenreiter ist, so hat auch unser im Verhältnis eher kleines Land bereits mehr als 30 Einhörner hervorgebracht. Weltweit steht Deutschland auf dem fünften Platz. Gerade die technologischen Entwicklungen sorgen dafür, dass hierzulande und weltweit immer schneller Unicorns geboren werden, die die Firmenbewertung von einer Milliarde US-Dollar ohne Börsengang und innerhalb von zehn Jahren erreichen – bei einigen Firmen sogar schon in unter einem Jahr.

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