Gaming als Beruf: Bietet die Branche noch sichere Karrieremöglichkeiten?

Nicht nur die Mitarbeiter sind geschockt, die ganze Welt blickt verblüfft auf die akute Entlassungswelle in der Gaming-Branche. Denn wenngleich die Software-Giganten durch die Bank Umsatzsteigerungen verbuchen und der technologische Fortschritt in der Branche nicht aufzuhalten ist, werden derzeit tausende Beschäftigte knallhart vor die Tür gesetzt. Für viele, die sich für Computerspiele und mobile Gaming-Apps begeistern, ist es ein Traum die Leidenschaft zur Karriere zu machen. Doch ist dies heute noch eine vernünftige Berufswahl und welche Jobs sind derzeit überhaupt gefragt?

2024 nahm einen harten Anfang für viele Beschäftigte in der Gaming-Branche: Im Januar wurden knapp 5.000 Mitarbeiter von einem Tag auf den anderen entlassen, Microsoft alleine ließ 1.900 Angestellte gehen, die wiederum ausschließlich im Games-Bereich tätig waren. Jim Ryan, Präsident und CEO von Sony Interactive Entertainment, trat Ende Februar zurück, und gab gleichzeitig die Entlassung von 10 Prozent der Angestellten von Sony PlayStation bekannt, wobei London Studios als eines der Entwicklerstudios des Spielegiganten komplett geschlossen wurde. Die Entlassungswelle kam überraschend und steht auf den ersten Blick im deutlichen Gegensatz zum Wachstum der Branche.

Microsoft nahm jüngst einen Meilenstein, den zuvor nur Apple erreichte: die Marke überschritt die Grenze von drei Billionen Dollar Marktwert, umgerechnet sind dies über 2,7 Milliarden Euro. Die Entlassung der fast 2.000 Mitarbeiter erfolgte kurz nach der Bekanntgabe der gigantischen Akquisition von Activision Blizzard, für stolze 69 Milliarden Dollar. Der Grund für die Personalkürzungen mag hiermit auf der Hand liegen: man strich schnell Doppelbelegungen, denn je weniger Mitarbeiter ein Unternehmen besitzt, um so rentabler und effizienter steht man da, was einen wiederum beliebter bei Investoren macht.

Ein weiterer Grund für die Entlassungswelle ist der Gegentrend nach den vergangenen Jahren, als die Games-Branche, im Gegensatz zu vielen anderen Industrien Hochkonjunktur erlebte: als zwischen 2020 und 2021 die meisten Menschen vor allem in den eigenen vier Wänden blieben und die Wirtschaft in vielen Bereichen brach lag, unterhielten sich immer mehr mit Videospielen daheim. Als Resultat wurde kräftig, womöglich zu kräftig, investiert und eingestellt, in allen beruflichen Bereichen, den die Games-Industrie beschäftigt weitaus mehr als nur Entwickler und Programmier.

Viele kreative Berufe kommen im Gaming Bereich ebenfalls zu tragen, wie Drehbuchautoren für überzeugende Storylines und Gameplay, 3-D Designer, Graphic Designer, Game Artists, Game-Tester, Kundendienst und mehr. Besonders im Bereich App-Development gibt es derzeit großen Bedarf. Neben Videogames gewinnt beispielsweise der Sektor Online Casino derzeit an Bedeutung: die meisten Anbieter wollen ihren Kunden neben dem Browser auf dem Computer auch eine mobile App bieten, mit der das Zocken jederzeit und wirklich überall möglich ist. Der online Glückspielmarkt ist global eine der derzeit am schnellsten wachsenden Industrien, und auch in Deutschland besteht stärkerer Bedarf, seitdem das Zocken in Online Casinos 2021 weitgehend legalisiert wurde.

Spannend mag auch eine Karriere im eSport sein – mittlerweile eine offiziell anerkannte Sportart, in der begeisterte Gamer in eSport-Teams ihr Hobby zum lukrativen Beruf machen können. Für viele ein Traum ähnlich einer Karriere im Profifußball, zumal die meisten großen Bundesligamannschaften mittlerweile ihr eigenes eSport-Kader besitzen und die Turniere, dank lukrativer Sponsoren, weltweit hoch dotiert sind. Auch hier gibt es neben dem Gaming an sich zahlreiche Berufschancen, beispielsweise in Digital Marketing, im Finanzwesen oder in der Verwaltung.

Wenngleich sich nach der Goldgräberstimmung der vergangenen Jahre viele Investoren, besonders aus China und Saudi-Arabien, zurückziehen, und Entwicklerstudios ebenso schnell eingestampft werden, wie sie aus dem Boden sprangen, besitzen die Branche und die damit verbundenen Berufe dennoch positive Entwicklungsprognosen. Während Entwicklungen im Bereich AI oftmals die Angst verbreiten, dass menschliche Tätigkeiten bald einfach durch Technologie ersetzt werden, hat dies nur teilweise Gültigkeit: wer jetzt in die Bereiche Künstliche Intelligenz, Augmentierte Realität und Technologien wie Blockchain und Cloud Gaming einsteigt und zum Pilotanwender wird, mag für die Zukunft gewappnet sein und sich bessere Karrierechancen sichern als Berufseinsteiger, die auf herkömmliche Bildungszweige setzen.

Generell bietet die Branche großes Potenzial für Quereinsteiger und Anfänger. Wichtig ist gerade im Gaming Affinität und Begeisterung für Videospiele, oftmals haben Selbststarter bessere Chancen als Universitätsabsolventen in Studien wie Game Design oder Game Development. Wer als Praktikant oder Spieletester für einen Entwickler tätig wird, hat gute Aussichten hier später einen Arbeitsplatz zu finden. Wer schlau ist, setzt auf Kontakte, besucht Messen und andere Games-Events oder schließt sich Foren und Organisationen an, in denen Entscheidungsträger aus der Branche anzutreffen sind.

Wenngleich derzeit kräftig eingespart und fusioniert wird und dann Doppelbelegungen gestrichen werden, und zudem besonders in den US-Firmen eine „Hire-and-Fire“ Mentalität herrscht, viele neue Studios bereits nach einem Fehlversuch eingestampft werden, bleibt die Stimmung in der Branche positiv. Mit technologischer Weiterentwicklung und Innovation werden neue Investitionen erwartet, besonders im AI-Bereich, und die Industrie wird auch weiterhin boomen. Online-Casinos beispielsweise entwickeln derzeit ständig neue Angebote und Slots, dem Markt wird bis 2028 eine jährliche Wachstumsprognose von 5,45 Prozent vorausgesagt. Für Deutschland liegt der zu erwartende Wachstum mit 5,91 Prozent sogar etwas über dem weltweiten Schnitt, weshalb sich gerade in dem noch relativ neuen Sektor gute Karrieremöglichkeiten auftun.

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