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Ausstellung „Schmuddelkind der Branche? Books on Demand“ im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek

Eröffnung am 2. November 2023 um 19 Uhr

30.10.2023Veranstaltungen
Deutsche Nationalbibliothek

Mit der Ausstellung „Schmuddelkind der Branche? Books on Demand“ zeigt das Deutsche Buch- und Schriftmuseum einen systematischen Ausschnitt aus künstlerisch-experimentellen Books on Demand-Projekten.

Print on Demand ist eine Produktionsmethode, die die Buchkultur seit den 2000er Jahren revolutioniert hat: Immer bessere und günstigere Digitaldruckverfahren treffen hier auf die Möglichkeiten des globalen Handels. Daraus entsteht ein Produktionsverfahren, bei dem Bücher nicht mehr auf Vorrat vervielfältigt werden. Sie werden erst gedruckt, wenn konkreter Bedarf besteht: „on demand“, also auf Nachfrage. Somit sind auch kleinste Buch-Auflagen rentabel. Print on Demand entpuppt sich bei näherer Betrachtung als typisches und besonders aussagekräftiges Symptom einer mediengeschichtlichen Sattelzeit.

Die daraus resultierenden technischen Veränderungen haben nicht nur grundlegende Auswirkungen auf die Produktions- und Distributionsabläufe von Büchern, sondern auch auf deren Inhalte. So werden einerseits inhaltliche und materielle Qualitätsverluste kritisiert (Sind Books on Demand das „Schmuddelkind“ der Buchbranche?), andererseits ermöglichen Books on Demand Teilhabe und Experiment für neue Anwendungs- und Denkbereiche.

Grundlage für die Ausstellung ist der Bestand des Forschungsprojekts „Library of Artistic Print on Demand“ (apod.li). Die Sammlung umfasst Beispiele von Books on Demand und künstlerischen Subkulturen. Gezeigt wird eine Auswahl aus der mehr als 300 Exemplare umfassenden Sammlung, die sich auch mit den Auswirkungen und der künstlerischen Erforschung dieser Technologie befasst.

Die Spannbreite der in der Ausstellung gezeigten Book on Demand-Projekte ist so groß wie vielfältig: von Großprojekten mit über 7.400 Bänden bis hin zu obskur-konzeptuellen Kleinstauflagen, von denen bis dato nur ein Exemplar gedruckt wurde; von generativen Projekten, in denen jedes Buch eine einzigartige Geschichte erzählt, bis hin zu gedruckten Büchern als kulturellem Gegenpart zu den flüchtigen Prozessen digitaler Kulturen. Die Bücher der Ausstellung setzen sich kritisch, experimentell und explorativ mit dem Buch und seinen Akteur*innen auseinander und demonstrieren zugleich die immer wieder neu zu hinterfragende Aktualität und Relevanz des Mediums.

Kuratiert wird die Ausstellung von Dr. Annette Gilbert und Andreas Bülhoff, die im Rahmen eines zwischen 2019 und 2022 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projektes die „Library of Artistic Print on Demand“ aufgebaut haben. Das Forschungsprojekt war eine Kooperation der Freien Universität Berlin, der Universität Erlangen-Nürnberg und der Bayerischen Staatsbibliothek München.

Zur „Library of Artistic Print on Demand“ erscheint im Herbst 2023 eine Publikation im Leipziger Verlag Spector Books, dessen Arbeit 2023 mit dem Leipziger Gutenberg-Preis ausgezeichnet wurde und dem das Deutsche Buch- und Schriftmuseum aktuell eine Kabinettausstellung widmet (dnb.de/gutenbergpreis2023). Begleitend zur Ausstellung sind Workshops und Vorträge geplant.

Schmuddelkind der Branche? Books on Demand
Kabinettausstellung im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek
3. November 2023 bis 18. Februar 2024
Eröffnung: 2. November 2023, 19 Uhr

Weitere Informationen:
www.dnb.de/booksondemand

Hintergrund

Das Buch hat wie kein anderes Medium unsere Kultur und Zivilisation geprägt: Seit Jahrhunderten wird unser Wissen über die Welt und über den Menschen in Büchern gespeichert. Die Sammlung, Ausstellung und wissenschaftliche Bearbeitung buch- und mediengeschichtlicher Zeugnisse ist die Aufgabe des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek. 1884 als Deutsches Buchgewerbemuseum in Leipzig gegründet gilt es als das weltweit älteste und nach Umfang und Qualität der Bestände als eines der bedeutendsten Museen auf dem Gebiet der Buchkultur. Ein besonderes Augenmerk des Museums gilt auch der Frage nach Zukunft der Medien in unseren vernetzten Gesellschaften.



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