Nikotinvergiftung: Wenn Genuss zur Gefahr wird

Unter einer Nikotinvergiftung versteht man eine Überlastung des Körpers durch eine zu hohe Menge an Nikotin. Weil es sich um ein stark wirksames Nervengift handelt, reichen schon geringe Mengen aus, um deutliche Symptome hervorzurufen. Neben klassischen Tabakprodukten wie Zigaretten, Zigarren oder Kautabak können auch moderne Konsumformen wie E-Zigaretten, nikotinhaltige Beutel oder Ersatzpräparate wie Pflaster und Kaugummis eine Vergiftung auslösen.

Wie kann es zu einer Vergiftung kommen?

Am häufigsten entsteht eine Nikotinvergiftung durch übermäßigen Konsum in kurzer Zeit. Wer viele Zigaretten hintereinander raucht, hochkonzentrierte Liquids dampft oder mehrere Nikotinbeutel gleichzeitig nutzt, der führt dem Körper eine deutlich höhere Menge an Nikotin zu, als er verträgt. Doch nicht nur Erwachsene sind betroffen. Besonders Kinder geraten schnell in Gefahr, wenn sie zum Beispiel Zigarettenstummel verschlucken oder mit offenen Flaschen von E-Liquids in Kontakt kommen. Da Nikotin über die Schleimhäute, die Haut und sogar über die Augen aufgenommen werden kann, reicht manchmal schon ein Tropfen Flüssigkeit auf der Haut, um Beschwerden hervorzurufen.

Ein weiteres Risiko liegt in der unsachgemäßen Anwendung von Nikotinersatzprodukten. Werden Pflaster, Kaugummis oder Lutschtabletten falsch dosiert oder mehrere Präparate gleichzeitig genutzt, dann kann dies zu einer unbeabsichtigten Überdosierung führen. So kann selbst eine eigentlich unterstützende Therapie plötzlich zur Gefahr werden.

Typische Symptome

Die Beschwerden einer Nikotinvergiftung treten meist rasch auf und können sehr unterschiedlich sein. Erste Anzeichen sind Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und ein starker Speichelfluss. Viele Betroffene fühlen sich schwindelig, haben Kopfschmerzen oder beginnen zu zittern. Auch Schweißausbrüche und Blässe sind typisch. Steigt die Dosis weiter an, dann kommt es zu Herzrasen oder Herzrhythmusstörungen, die mit Kreislaufproblemen und Atemnot einhergehen können. In schweren Fällen drohen Krampfanfälle und Bewusstseinsstörungen bis zur Bewusstlosigkeit.

Kinder reagieren besonders empfindlich. Bei ihnen reichen bereits kleine Mengen, um starkes Erbrechen, Unruhe oder Benommenheit hervorzurufen. Während Erwachsene in manchen Fällen „nur“ über Schwindel und Übelkeit klagen, kann es bei Kindern sehr schnell zu lebensbedrohlichen Zuständen wie Atemstillstand kommen.

Was tun im Notfall?

Wer den Verdacht auf eine Nikotinvergiftung hat, der sollte umgehend reagieren. Wichtig ist es, die betroffene Person nicht zum Erbrechen zu bringen, da dies ihren Zustand verschlechtern könnte. Kleine Mengen Wasser oder Tee können das Gift im Magen verdünnen, solange der Betroffene bei Bewusstsein ist. Zeigt sich eine deutliche Verschlechterung, dann sollten Betroffene in die stabile Seitenlage gebracht und sorgfältig überwacht werden.

Zudem ist es sinnvoll, sofort eine Giftnotrufzentrale zu kontaktieren, um eine fachgerechte Einschätzung der Situation zu erhalten. Treten starke Symptome wie Atemnot, Bewusstseinsverlust oder Krampfanfälle auf, dann ist der Notruf unumgänglich. In der Klinik stehen dann weitere Maßnahmen zur Verfügung. Dazu gehören die Gabe von Aktivkohle, um die Aufnahme des Giftes zu verringern, sowie Infusionen und Sauerstoff, um den Kreislauf und die Atmung zu stabilisieren. Medikamente gegen Krampfanfälle oder Herzrhythmusstörungen kommen zum Einsatz, wenn die Situation es erfordert. Ein spezifisches Gegengift existiert nicht, weshalb die Behandlung stets symptomorientiert geschieht.

Vorbeugung und Schutz

Damit es gar nicht erst zu einer Nikotinvergiftung kommt, ist Vorsicht der beste Schutz. Alle nikotinhaltigen Produkte sollten stets außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahrt werden. Besonders E-Liquids in bunten Flaschen oder Nikotinbeutel mit fruchtigem Aroma wirken auf Kinder verlockend. Auch im Alltag lohnt es sich, auf eine bewusste Dosierung zu achten – sei es beim Rauchen, beim Konsum von Snus oder bei der Anwendung von Ersatzpräparaten. Wer beruflich mit Tabakpflanzen arbeitet, der sollte auf trockene Kleidung und Schutzhandschuhe achten, damit das Nikotin nicht über die Haut in den Körper gelangt.

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