Alltagssüchte im Blick: Häufige und unterschätzte Abhängigkeiten im Alltag vieler Leipziger

Beim Buzzword Sucht denken die meisten Menschen an harte Drogen, Glücksspiel oder Alkohol. So weit muss der Blick nicht gehen, denn viele Alltagssüchte sind noch sehr viel weiter verbreitet und fallen kaum auf. Sie sind gesellschaftlich akzeptiert, verändern meist das Denken und Handeln nicht, dennoch ist der Suchtmechanismus vorhanden. Wir stellen Alltagssüchte vor, die auch in Leipzig ein Thema sind.

Rauchen gehört zu den größten Süchten der Menschheit

Das Rauchen ist seit Jahrhunderten tief in der Gesellschaft verankert und zählt nach wie vor zu den größten Süchten überhaupt. Millionen Menschen konsumieren täglich Tabakprodukte, trotz aller bekannten gesundheitlichen Risiken. Der Griff zur Zigarette gehört für viele zum festen Ritual, sei es in Pausen, nach dem Essen oder beim Treffen mit Freunden. Diese Gewohnheiten sind schwer zu durchbrechen, da sie nicht nur körperliche Abhängigkeit schaffen, sondern auch tief im Alltag verankert sind.

Der klassische Nikotinabusus muss sich aber nicht nur auf Zigaretten beschränken. Andere Konsumformen wie E-Zigaretten, Snus oder Kautabak sind ebenso ein Thema. Zwar sind diese Formen nicht so weit verbreitet wie Zigaretten, dienen aber bei Nikotinabhängigen auch der Suchtbefriedigung.

Internetsucht hat sich stark verbreitet

Seit der flächendeckenden Verfügbarkeit von Smartphones ist die Internetsucht zu einer neuen Alltagsabhängigkeit geworden. Der morgendliche Griff zum Handy ist schon so gewöhnlich wie der Kaffee zur ersten Zigarette. Phänomene wie Doomscrolling halten Menschen von der Arbeit und vom Alltag ab.

Internet gibt es überall, in der Straßenbahn, im Lieblingscafé und zu Hause. Das Smartphone liegt ständig griffbereit, und ein Tag ohne digitale Ablenkung erscheint für viele kaum noch vorstellbar. Es gibt mittlerweile spezielle Selbsthilfegruppen für Menschen, die unter Onlinesüchten leiden. Besonders junge Erwachsene und Jugendliche verbringen einen großen Teil ihrer Freizeit online. Die permanente Verfügbarkeit von Unterhaltung, Kommunikation und Informationen macht es schwer, das eigene Verhalten zu kontrollieren.

Medikamentenabhängigkeit ist auf den ersten Blick fast nie erkennbar

Eine der am meisten unterschätzten Süchte im Alltag betrifft Medikamente. Schmerzmittel, Schlafmittel oder Beruhigungsmittel sind in Deutschland weit verbreitet und werden oft ohne großes Nachdenken eingenommen.

Die Gefahr besteht darin, dass die Grenze zwischen gelegentlicher Einnahme und Abhängigkeit kaum spürbar ist. Wer regelmäßig Tabletten nutzt, um Beschwerden zu lindern, läuft Gefahr, dass der Körper sich an die Wirkstoffe gewöhnt.

In Leipzig wie in anderen Städten ist diese Form der Abhängigkeit häufig unsichtbar. Viele Betroffene wirken nach außen hin vollkommen funktionstüchtig und gehen ihrem Alltag nach, während die Einnahme der Medikamente längst zur Selbstverständlichkeit geworden ist.

Besonders problematisch wird es, wenn Menschen ihre Dosierungen eigenmächtig erhöhen oder Rezepte bei verschiedenen Ärzten einholen. Medikamentenabhängigkeit ist eine stille Sucht, die selten offen angesprochen wird.

Arbeitssucht kann Körper und Geist schädigen

In einer Stadt wie Leipzig, die wirtschaftlich wächst und in vielen Branchen neue Arbeitsplätze bietet, ist Arbeitssucht ein oft unterschätztes Problem. Betroffene verbringen deutlich mehr Zeit mit ihrer Arbeit, als es für die Erfüllung der Aufgaben nötig wäre. Freizeit, Familie und Erholung rücken in den Hintergrund. Viele Menschen verbinden Leistungsbereitschaft mit Erfolg, doch aus übermäßigem Engagement kann schnell eine ungesunde Abhängigkeit entstehen.

Arbeitssüchtige erleben kurzfristig Erfolge und Anerkennung, zahlen dafür jedoch einen hohen Preis. Der Körper leidet unter Schlafmangel und Bewegungsmangel, der Geist unter Dauerstress. Burnout ist oft die Folge.

Während Rauchen oder Alkoholkonsum gesellschaftlich kritisiert werden, gilt ein hoher Arbeitseinsatz oft als lobenswert. Gerade deshalb ist es schwer, die Grenzen zwischen Engagement und Sucht zu erkennen. In Leipzig berichten Arbeitsmediziner zunehmend von Patienten, die nicht wegen körperlicher Beschwerden, sondern wegen Überlastung in Behandlung sind.

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