Leipziger Subkulturen: Von Plagwitz-Farben zu nächtlichen Pokerrunden

Leipzig wird gerne als „das neue Berlin“ bezeichnet, was ungefähr so sinnvoll ist wie Späti-Bier als „neuen Champagner“ zu bezeichnen. Leipzig ist nicht Berlin. Leipzig ist Leipzig: eine sumpfige, mit Graffiti übersäte, ewig im Umbau befindliche, fahrradbegeisterte Stadt voller Gegensätze. Jeder, der schon einmal an einem Sommerabend durch die Karl-Heine-Straße geschlendert ist, kennt das Gefühl. Man kauft sich im Späti 24 eine Club-Mate, hört an der Ecke eine spontane Blaskapelle und diskutiert schließlich mit einem Fremden in einem Innenhof voller Sofas, die aus der Sperrmüllabholung gerettet wurden, über marxistische Theorie.

Was Leipzig so einzigartig macht, ist nicht nur die Kunstszene oder die Rave-Kultur – es ist die Art und Weise, wie alles nahtlos ineinanderfließt. Eine anarchistische Lebensmittelkooperative befindet sich neben einem Drohnenmusikstudio. Eine Siebdruckwerkstatt dient gleichzeitig als queere Bibliothek. Selbst die Bäckereien haben Flyer für politische Lesegruppen. Leipzig ist nicht nur Subkultur – es ist davon durchdrungen.

Zwischen Kiez und Karten: Eine digitale Wette

Bevor wir uns näher mit den Punks, Dichtern und Techno-Schamanen dieser sumpfigen sächsischen Utopie befassen, gibt es eine neuere subkulturelle Gewohnheit, die sich in das Leipziger Leben einschleicht: Online-Casinos. Natürlich nicht im Stil von Neon-Vegas – wir sind hier in Leipzig. Hier spielt man eher daheim bei https://bumerang.casino/ mit seinen vielen Boni, der guten Aufmachung und einem Kundenservice, der zuvorkommender kaum sein kann.

Stellen Sie sich eher zwei Studenten vor, die auf dem Balkon eines Plagwitzer Altbaus sitzen, eine Zigarette nach der anderen rauchen und zwischen der Organisation einer Solidaritäts-Spendenaktion ganz beiläufig an digitalen Spielautomaten drehen. Oder einen Theatertechniker, der während der Probenpausen im Schauspiel Leipzig heimlich eine Runde Online-Poker spielt. Es geht nicht so sehr um das Geld, sondern eher um die Stimmung: eine Mischung aus Ironie, Rebellion und Neugier.

Für manche fühlt es sich wie eine Fortsetzung der langen Liebe Leipzigs zu Glücksspielen an – von den verrauchten Spielotheken in der Eisenbahnstraße bis zu den berüchtigten Pokerabenden, die schneller zu Wohnungswechseln führen als WG-Partys. Online-Casinos haben sich einfach in das ohnehin schon chaotische Patchwork der Gewohnheiten eingefügt. Und wie alles hier ist es eher in den Hintergrund gewebt, als dass es um Aufmerksamkeit buhlt – ein weiterer Faden in Leipzigs sehr seltsamem, sehr verspieltem Gewebe.

Plagwitz, Connewitz und die Kunst des kontrollierten Chaos

Wenn man über Subkulturen in Leipzig spricht, kommt man um Connewitz nicht herum. Ja, ja, alle sind es leid, dass Journalisten den Ort auf eine „Randalierhochburg“ reduzieren, aber verbringen Sie einen Nachmittag dort und Sie werden mehr Nuancen entdecken als Molotowcocktails. In Connewitz grillen Crust-Punks vegane Würstchen neben Künstlern, die ihr fünftes Wandbild des Monats malen, Bands proben in halb legalen Proberäumen und politische Kollektive planen bei billigem Sterni ihre nächsten Schritte. Dann gibt es noch Plagwitz, einst das industrielle Rückgrat Leipzigs, heute ein Wunderland aus umgebauten Fabriken und Ateliers.

Wenn Sie die Karl-Heine-Straße entlanggehen, können Sie genauso gut in eine Klanginstallation in einer alten Baumwollspinnerei stolpern wie in einen verschwitzten Techno-Bunker. Die Luft riecht immer leicht nach Sprühfarbe und Optimismus. Hier ist der „Do-it-yourself“-Geist Leipzigs am stärksten zu spüren: Fragen Sie nicht um Erlaubnis, machen Sie es einfach und schauen Sie, wer kommt.

Und unterschätzen Sie Lindenau nicht. Eingebettet zwischen Gentrifizierung und Widerstand ist es voller halb renovierter Ecken, in denen Subkulturen auf kleine, hartnäckige Weise blühen – Graffiti-Kollektive, Poesieabende in Kellern und gelegentliche mittelalterliche Folk-Jam-Sessions, mit denen man nicht gerechnet hat.

Techno-Kathedralen und Sumpfpredigten

Während Dresden seine Rave-Szene eher diskret hält, ist Leipzig geradezu evangelikal. Die Techno-Kultur der Stadt ist weitläufig, chaotisch und äußerst unabhängig. Vergessen Sie gepflegte Line-ups und offizielle Festival-Atmosphäre – Leipzig lebt von illegalen Wald-Raves, Stromgeneratoren, die in die Auen gezogen werden, und geheimen Locations, die über Signal-Gruppen mit Namen wie „Bass_und_Sumpf“ weitergegeben werden.

Institutionen wie das Institut für Zukunft (IfZ) und Elipamanoke sind zwar bekannt, aber sie sind nur die Spitze des Eisbergs. Der wahre Herzschlag der Leipziger Techno-Szene ist der endlose Strom von Warehouse-Partys, die oft so lange dauern, bis man vergisst, welcher Tag gerade ist. DJs legen mit dem Rücken zu graffitibeschmierten Wänden auf, während Raver in schlammverkrusteten Sneakers tanzen, als hätten die sächsischen Götter des Sumpfes und des Basses es so gewollt.

Und dann gibt es noch die Kuriositäten: Doom-Metal-Bands, die unter Autobahnbrücken spielen, Drohnenensembles, die in verlassenen Fabriken auftreten, und Performancekünstler, die in stillgelegten Straßenbahndepots Opern über den Überwachungskapitalismus inszenieren. Leipzig verlangt nicht, dass man sich für eine Szene entscheidet. Es fordert einen heraus, mitzuhalten.

Bücher, Bier und kaum legale Räume

Sicher, die Buchmesse bringt internationalen Glanz, aber der wahre Spaß findet abseits des Programms statt, wo Zines, Kleinstverlage und kollektive Lesungen in Bars und Innenhöfe ausgreifen. Es gibt eine blühende anarcho-literarische Unterströmung – Gedichtlesungen, die halb wie Proteste, halb wie Kabarett wirken. Es ist roh, ungeschliffen und meist begleitet von jemandem, der eine Flasche Rotkäppchen herumreicht.

Selbst die Bars selbst sind subkulturelle Wahrzeichen. Vom chaotischen Charme des Ilses Erika bis zur ewigen Klebrigkeit der Böden der Suppenküche hat jeder Ort seinen eigenen Mythos. Die Bars in Leipzig verkaufen nicht nur Getränke, sondern veranstalten auch geheime Gigs, Underground-Filmabende, antirassistische Workshops und gelegentlich auch spontane Techno-Sets zum Geburtstag.

Und natürlich die Hausbesetzungen. Auch wenn die Stadt gentrifiziert wird, lebt die Tradition der Hausbesetzungen in Leipzig in Ecken und Höfen weiter und hält den Geist am Leben, der die Stadt seit den 90er Jahren geprägt hat. Diese Räume sind die Nährböden, in denen neue Subkulturen entstehen, in denen die Kollektive von morgen experimentieren und in denen die Gegenwart hartnäckig und wunderschön chaotisch bleibt.

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