Zoo Leipzig

Der Natur auf der Spur

Umweltschutz sowie der Schutz von bedrohten Tierarten sind die oberste Priorität des Zoo Leipzigs. Als führende traditionsreiche Kultur- und Freizeiteinrichtung der Messestadt verfolgt der Tiergarten das Ziel, auf naturnahe und erlebnisorientierte Art und Weise emotionalen Kontakt zwischen Mensch und Tier zu knüpfen.

Von einer Gastwirtschaft zum Zoologischen Garten

Die Geschichte des Zoo Leipzig reicht zurück bis in das 19. Jahrhundert. Geprägt durch Erzählungen über wilde Tiere und ferne Länder, wurden in der damaligen Zeit die Fantasien der Menschen über die große weite Welt angeregt. Der Gastronom Ernst Wilhelm Pinkert, geboren 1844 in Hirschfelde, zog 1863 nach Leipzig. Zehn Jahre später pachtete er die Gaststätte „Zum Pfaffendorfer Hof“. Dieses diente zuvor den Leipziger Fleischern zur Unterbringung von Tieren vor deren Schlachtung. Nachdem der Wirt die Gaststätte neu gründete, eröffnete er am 9. Juni 1878 auf der dahinterliegenden Tierwiese den „Pfaffendorfer Tierpark“ – rund einen Hektar groß und der 23. Zoo in ganz Europa. Zur Eröffnung am Pfingstwochenende kamen rund 4.500 Besucher. Um seiner Gaststätte mehr Leben einzuhauchen, begann Ernst Pinkert bereits 1876 eine Ausstellung exotischer Tiere in Kooperation mit seinem Partner Carl Hagenbeck – ein Hamburger Tierhändler, welcher die Zooarchitektur weltweit durch seine Erfindung naturalistischer Freigehege prägte.

Der Alte Pfaffendorfer Hof wurde jedoch 1898 abgerissen. Ein Jahr später wandelte Pinkert den Tierpark in eine Aktiengesellschaft um, sodass er Vorstand und Direktor zugleich war. Zudem entstanden Verwaltungsgebäude, der Zooeingang, ein Gesellschaftshaus mit Restaurant (heute die Kongresshalle am Zoo), ein Konzertgarten sowie ein Affenhaus und das Neue Raubtierhaus. Schon damals erlangte der Zoo den Ruf einer international beachteten Erholungsstätte, die Freizeit, Bildung, Wissenschaft und Forschung vereint. 1909 starb Ernst Wilhelm Pinkert infolge einer siebenjährigen schweren Krankheit in Leipzig. Begraben auf dem Nordfriedhof in der Berliner Straße, erinnern heute noch zahlreiche Denkmäler an den Gründer des Zoo Leipzig. Für die kommenden 25 Jahre übernahm Johannes Gebbing seine Nachfolge. Als der studierte Naturwissenschaftler jedoch während des Ersten Weltkrieges eingezogen wurde, kümmerte sich niemand aktiv um das Gelände – der Zoo verfiel mehr und mehr. Da das Geld ebenso knapp war, verlieh der Zoo folglich Tiere an Filmproduktionen. Die steigenden Kosten brachten den Tiergarten in Zahlungsnot. Aus diesem Grund ging er 1920 in den Besitz der Stadt Leipzig über.

Gemeinsam mit seinem Nachfolger, Karl Max Schneider, startete Gebbing nach Kriegsende den Wiederaufbau des Zoos – und das, obwohl er bereits im Ruhestand war. Karl Max Schneiders Karriere im Zoo Leipzig begann 1920 als Assistent. 1934 wurde er schließlich zum Direktor berufen. Sein Interesse galt vor allem der Löwenzucht – er exportierte sogar nach Afrika und machte den Zoo Leipzig erneut zu einem Tiergarten von Weltrang. Die Aufzucht und anschließende Freilassung von in Gefangenschaft geborenen Löwen zählt zu seinen wichtigsten Errungenschaften. Schneider befasste sich zudem stark mit der Psychologie der Tiere und deren Aufzucht.

Ein Zoo mit Tradition

Nachdem Ernst Wilhelm Pinkert den Grundstein des Zoos legte, wurde dieser Jahr für Jahr weiter ausgebaut. So wurde 1910 das Aquarium errichtet und 1913 um ein Terrarium erweitert. 1926 eröffnete das Elefantenhaus. Weiterhin entstanden 1928 die Freiflugvolieren und das bekannte Jason-Denkmal, erworben durch Johannes Gebbing, wurde aufgestellt. Ein Jahr später folgte die Einweihung der Bärenburg. 1934 wurden mehrere Anlagen errichtet: die Rhesusaffen, Paviane sowie Pinguine erhielten ein neues Zuhause. Auch ein Kindertiergarten eröffnete als Streichelzoo.

Aber auch der Zweite Weltkrieg ging nicht spurlos am Zoo Leipzig vorbei. Fast zwei Drittel der Mitarbeiter wurden in die Wehrmacht eingezogen. Nichtsdestotrotz konnte der Zoo einen neuen Rekord an Besuchern verzeichnen: 840.000 Gäste im Jahr 1942 – so viele wie noch nie zuvor. Durch Luftangriffe erlitt der Tiergarten jedoch herbe Verluste in seinem Tierbestand.

Nach Kriegsende konnte sich der Zoologische Garten wieder erholen. Im Jahr 1955 begannen schließlich die ersten Lehrlinge mit ihrer Ausbildung zum staatlich anerkannten Zootierpfleger. 1969 gab es weitere Neuerungen: das Vogelhaus mit Freiflughalle öffnete seine Tore für Besucher. Gleichzeitig lud der Zoo erstmals am 1. September zur sogenannten „Zooschule“ auf das Gelände ein. Bis heute soll dieses Angebot Schülern Erfahrungen in der Natur schenken und zur Sensibilisierung zu den Themen Artenschutz und -vielfalt beitragen. Im Jahr 1976 wurde die Huftierfreianlage fertiggestellt, sodass nun auch chinesische Wasserrehe, afrikanische Zwergziegen oder auch australische Bennettkängurus in den Zoo Leipzig einzogen.

1990 verschlechterte sich die finanzielle Lage des Zoos erneut dramatisch. Kurz vor der Währungsunion sperrte die Stadt Leipzig deshalb alle Konten. Daher erhielt der Zoo den Status eines städtischen Regiebetriebes, eine Betriebsform öffentlicher Einrichtungen. Gleichzeitig wurden kritische Stimmen über die Tierhaltung in den Zoos immer lauter. Um diesen entgegenzuwirken, wurde vom neuen Zoodirektor Prof. Jörg Junhold, studierter Veterinärmediziner und Honorarprofessor der Universität Leipzig, das Konzept „Zoo der Zukunft“ entwickelt, das am 14. Juni 2000 im Stadtrat beschlossen wurde. Damit einher ging die Umwandlung in eine GmbH, welche sich seitdem im Besitz der Stadt Leipzig befindet.

In den Folgejahren wurde der Zoo um zahlreiche einzigartige Themenwelten erweitert. So eröffneten 2001 die Löwensavanne Makasi Simba sowie die Menschenaffenanlage Pongoland. Darauf folgte die Einweihung der Lippenbärenschlucht 2002 sowie die Umwandlung des historischen Raubtierhauses in das Entdeckerhaus Arche. Zudem errichtete der Zoo die Tiger-Taiga, inklusive einer Unterwasserscheibe, durch die man die Raubkatzen beim Schwimmen beobachten kann. Neben der fertiggestellten Kiwara-Savanne erhielt der Zoo ein eigenes Parkhaus, ein Waldgehege für Okapis sowie einen Elefantentempel mit Sand- und Badebecken.

Der größte Meilenstein in der Geschichte des Zoo Leipzig wurde im Jahre 2011 eingeweiht: nach vier Jahren Bauzeit eröffnete das Gondwanaland – Europas größte überdachte Tropenhalle. Eröffnet wurde die Erlebniswelt am 30. Juni durch den damaligen sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich und Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung mit einer symbolischen Übergabe einer Machete an den Zoodirektor Jörg Junhold. Auf einer Fläche von 16.500 Quadratmetern können Besucher in eine exotische Tropenwelt eintauchen und die Halle zu Fuß oder per Boot erkunden. Das Bauprojekt kostete 66,8 Millionen Euro und macht mit einem Rundweg und einem über 90 Meter langen Baumwipfelpfad in 12 Metern Höhe die Entstehung des Urkontinents auf eine multimediale Art und Weise erlebbar. Insgesamt befinden sich in der Tropenhalle 131 Großbäume sowie rund 16.000 weitere Gewächse 500 verschiedener Arten. Einige Tiere dürfen sich eines unbegrenzten Zugangs zum Luftraum, Wasser und Boden erfreuen. So ist es durchaus möglich, dass bei einem Rundgang Leguane, Geckos, Frösche, Olis, Wachteln oder Gottesanbeterinnen auf den Wegen lauern. Die Temperatur in der Halle liegt zwischen 24 und 26 Grad Celsius. Um diese konstant aufrechtzuerhalten, wird die Halle im Sommer durch einen Lufttausch gekühlt und im Winter beheizt. Zwei Hauptlüftungsanlagen sorgen dabei für die Vermeidung einer Überhitzung, sodass sich bei einer Temperatur über 28 Grad automatisch die Dachfenster öffnen. Das Dach besteht aus ETFE-Folienkissen – je nach Wetter und Bedarf kann der Druck dieser Kissen angepasst werden. Ebenso kann das Dach im Winter beheizt werden, um schneefrei zu bleiben. Für die hohe Luftfeuchtigkeit sorgen Lüftungseinlässe, welche Wasser versprühen – die Basisbefeuchtung erfolgt über den 10 Meter hohen Wasserfall im Gondwanaland. Das gesamte System aus Heizungs- und Lüftungsanlagen basiert auf Fernwärme und Energierückgewinnung und unterstreicht somit den Nachhaltigkeitsgedanken des Zoos.

2014 folgte die Eröffnung des Leopardentals für Armurleoparden, die Flamingolagune sowie die Einweihung des neuen Zoo-Ausgangs. Im Folgejahr wurden die Kiwara-Kopje und der Bärenburg-Spielplatz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nachdem das historische Affenhaus 2016 in das Koala-Haus umgewandelt wurde, folgte 2017 die Eröffnung der Hochgebirgelandschaft Himalaya für Schneeleoparden und Rote Pandas. Es kamen zudem die Themenwelten Pampa, Pantanal und Patagonien hinzu.

Gleichzeitig wurde die Kongresshalle mit einem weitreichenden Sanierungskonzept in ein modernes und multifunktionales Kultur-, Ausstellungs- und Verwaltungszentrum umgestaltet. Sie galt bereits seit dem 19. Jahrhundert als Gesellschaftshaus und war einer der wichtigsten Veranstaltungsorte in der Stadt. Entworfen durch den Leipziger Architekt Heinrich Rust, zeichnet sich das Gebäude durch zahlreiche Elemente des Jugendstils aus. Ab 2001 konnte die Bürgerinitiative „Kongresshalle Leipzig“ eine Sanierung im Rahmen des 125-Jährigen Zoo-Jubiläums vorantreiben – der erste Bauabschnitt begann 2010. Es entstanden ein Neubautrakt im Nordflügel des Gebäudes sowie vier neue Kongresssäle. Am 29. Mai 2015 folgte die feierliche Eröffnung der neuen Kongresshalle am Zoo. Heute gilt sie als bedeutendes Tagungs- und Kongresszentrum mit 15 Sälen und Räumen sowie Platz für bis zu 1.200 Personen. Betreiber ist das Congress Center der Leipziger Messe.

Der Zoo der Zukunft

Das Konzept „Zoo der Zukunft“ unterteilt das Gelände an der Pfaffendorfer Straße 29 in sechs verschiedene Themenbereiche: Afrika, Asien, Südamerika, Gründer-Garten, Pongoland und Gondwanaland. Seit 2010 wird dieser Masterplan schrittweise in drei Phasen umgesetzt und soll dabei moderne, weitläufige und natürliche Lebensräume für die Tiere schaffen. Die Themenwelten sind dabei den natürlichen Lebensräumen der tierischen Bewohner nachempfunden. Ebenso Teil dieses Masterplans ist die Zooschule: bereits 1969 gegründet, bietet der Zoo somit Schülern und Lehrern eine pädagogische Unterstützung mit fächerverbindenden Angeboten für Schüler aller Klassen und Schulformen. Zudem kann mit der App „Actionbound“ ein Quiz-Rundgang durch den Zoo unternommen werden, bei dem Fragen rund um die Tierwelt per Smartphone beantwortet werden.

Artenschutz gefährdeter Tierarten und Erhaltungszucht zählen seit jeher zum Credo des Zoos. So führt er vier Internationale Zuchtbücher (ISB) und ein Europäisches Zuchtbuch (ESB) und koordiniert ebenfalls vier Europäische Erhaltungszuchtprogramme (EEP). Darunter fallen z.B. das Tigerzuchtbuch seit 1973 – das älteste der Welt mit über 9.000 registrierten Individuen und das internationale Sumatra-Nashorn-Zuchtbuch. Neben einer engen Zusammenarbeit mit dem Leibnitz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung, engagiert sich der Zoo in der Wild Chimpanzee Foundation (WCF) zum Schutz wildlebender Schimpanzen und in einem Artenschutzprojekt auf Borneo zum Erhalt des Sabah-Nashorns.

Vielfalt wird großgeschrieben

Der Zoo Leipzig bietet nicht nur eine einzigartige Vielfalt an Tieren, sondern auch zahlreiche Lehr- und Bildungsangebote. Dennoch kommt der Spaß nicht zu kurz: der Zoo bietet verschiedenste Locations für private Feiern wie auch für Firmenevents. In acht themenspezifischen Veranstaltungsorten, wie dem Konzertgarten, dem Palmensaal, Gondwanaland, der Kiwara-Kopje oder im Hacienda Las Casas, finden sich einzigartige Orte zur Ausrichtung von Veranstaltungen. Ein thematisches Rahmenprogramm kann individuell dazu gebucht werden. Zudem lockt der Zoo mit besonderen Abendveranstaltungen. So kann in der Asiatischen Sommernacht, beim Festa do Brasil oder beim African Dinner der Zoo auf eine ganz neue Art und Weise erlebt werden.

Recherche und Text: Karolin Kelm

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