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Gewandhaus zu Leipzig
Gewandhaus zu Leipzig , Quelle: René Jungnickel

Mahler-Festival 2023 in Leipzig

Alle Sinfonien und weitere Orchesterwerke interpretiert von 10 Weltklasseorchestern vom 11. - 29. Mai 2023 erleben

21.09.2021Kultur
Gewandhaus zu Leipzig

Vom 11. - 29. Mai 2023 lädt das Gewandhausorchester zum Mahler-Festival nach Leipzig ein, wo der Komponist zwei entscheidende Jahre seines Lebens verbrachte. Alle Sinfonien und weitere Orchesterwerke interpretiert von 10 Weltklasseorchestern in der Stadt zu erleben, in der Mahler zum Sinfoniker wurde, ist einzigartig. Die sinfonischen Werke Gustav Mahlers stehen vom 11.-29. Mai 2023 im Mittelpunkt des »Mahler-Festivals 2023«. Während des Festivals, das infolge der Corona-Pandemie von 2021 auf 2023 verschoben wurde, gastieren europäische Orchester von Weltrang in Leipzig, die einen engen Bezug zu Gustav Mahler haben.

Bereits vor seinem Amtsantritt hat Andris Nelsons in Großen Concerten gezeigt, dass er Bedeutendes zur Rezeption von Gustav Mahlers Musik beizutragen hat. Wenn der Gewandhauskapellmeister und das Gewandhausorchester beim zweiten Mahler-Festival in Leipzig die 2. und 8. Sinfonie beisteuern, dürfen sich die Zuhörer daher auf exemplarische Interpretationen dieser Werke freuen. Darüber hinaus bietet das Festival die seltene Gelegenheit, die Oper Die drei Pintos (Carl Maria von Weber) zu hören, mit der Mahler erstmals als Komponist Aufsehen erregte, als er seine vervollständigte Fassung in Leipzig mit dem Gewandhausorchester zur Uraufführung brachte.

Das Programm des Festivals wird ergänzt um eine zehnteilige international besetzte Vortragsreihe hochkarätiger Musikwissenschaftler, die den neuesten Stand der Mahler-Forschung für interessierte Musikliebhaber anregend aufbereiten.

Außerdem im Programm eine mehrtägige Meisterklasse und ein Liederabend mit Thomas Hampson, Klavierabende mit Igor Levit und Michael Wollny, zahlreichen Stadtführungen auf den Spuren Mahlers, Filmvorführungen sowie Kammer- und Orgelmusik. Gewandhausorganist Michael Schönheit nähert sich gemeinsam mit dem Elektrokünstler PE Hülsenbeck Mahlers Musik mit zeitgenössischen Mitteln.

In Kooperation mit dem Schauspiel Leipzig entsteht ein Theaterabend über Mahlers »Kindertotenlieder«. In Nachtkonzerten bringt der GewandhausChor Mahlers 2. Sinfonie in einer Fassung für 2 Klaviere, Chor, Solisten und Flügehorn auf die Bühne das Acapella-Ensemble amarcord interpretiert Mahler-Lieder und David Briggs präsentiert seine klanggewaltigen Bearbeitungen von Mahlers 5. und 6. Sinfonie für Orgel.

Mahler wurde in Leipzig zu dem, den wir heute kennen: zum Komponisten faszinierender Sinfonien. Leipzig und das Gewandhausorchester versprechen daher einen einzigartig authentischen Rahmen für das Festival, da Mahler zwei Jahre seines Lebens hier verbrachte (1886-1888) und das Gewandhausorchester nahezu täglich dirigierte.

Dank des Engagements von Gewandhauskapellmeister Arthur Nikisch wandte sich das Gewandhausorchester ab Ende des 19. Jahrhunderts verstärkt dem sinfonischen Werk Mahlers zu. In der Amtszeit von Riccardo Chailly wurde die Bedeutung Leipzigs für die Entwicklung des Komponisten international ins Bewusstsein gehoben und der Ruf des Gewandhausorchesters als genuines Mahler-Orchester festgeschrieben.

Gustav Mahler, der sich zwei Jahre in Leipzig aufhielt (1886-1888), hatte als Zweiter Kapellmeister am Leipziger Stadttheater erstmals eine Anstellung in einer bedeutenden Musikmetropole. Hier dirigierte er in nahezu 200 Aufführungen das Gewandhausorchester, wo er sich intensiv mit den Möglichkeiten eines der führenden Sinfonieorchester vertraut machen konnte. Nicht von ungefähr also komponierte er in Leipzig seine 1. Sinfonie und er erkannte, dass diese Berufung seinen weiteren Lebensweg prägen würde: »Ich muss nun einmal komponieren«. In Leipzig wird er erstmals von einer prominenten Zuhörerschaft und wichtigen Musikrezensenten als Komponist wahrgenommen, als er seine Vervollständigung der Oper »Die drei Pintos« von C. M. v. Weber dirigierte. Mahler selbst hat die überregionale Wirkung seiner Leipziger Tätigkeit als besonders karrierefördernd eingeschätzt: »Ich bin mit einem Schlage eine berühmte Persönlichkeit geworden und zwar nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt«, schreibt er seinen Eltern.

Die Mahler-Rezeption in Leipzig und ihre überregionale Wahrnehmung wurde im Wesentlichen beeinflusst durch das Engagement der Gewandhauskapellmeister Arthur Nikisch, Bruno Walter und Riccardo Chailly.

Arthur Nikisch (1895-1922)**, der während Mahlers Aufenthalt in Leipzig Erster Kapellmeister am Leipziger Theater war legte, kaum dass er 1895 Gewandhauskapellmeister wurde, den Grundstein für die Mahler-Rezeption des Gewandhausorchesters: Nikisch dirigierte die meisten Leipziger Erstaufführungen (1., 2., 4. und 6. Sinfonie sowie »Das Lied von der Erde«) und interpretierte häufig Ausschnitte aus den vier großen Orchesterlieder-Zyklen seines ehemaligen Kollegen. Auch der internationalen Strahlkraft Nikischs, der kurz vor Amtsantritt in Leipzig Music Director in Boston war, ist es zu verdanken, dass Mahlers Musik rasch in den Spielplänen der Orchester weltweit Einzug hielt.

Besondere Bedeutung in Sachen Mahler-Interpretation beim Gewandhausorchester kommt Bruno Walter (1929-1933)** zu, der vor seinem Leipziger Amt Assistent bei Mahler in Hamburg sowie Kapellmeister an der Wiener Staatsoper in der Ära Mahler war und sich selbst als Mahler-Schüler bezeichnete. Seinen Aufführungen kann daher eine hohe Authentizität zugesprochen werden. Als er nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten gezwungen war im Jahr 1933 zu emigrieren, wird die nachhaltige Mahler-Rezeption in Leipzig zunächst unterbrochen. Der langen Amtszeit geschuldet standen in der Ära Kurt Masur (1970-1996)** die meisten Mahler-Aufführungen auf dem Programm sowie der erste Mahler-Zyklus des Gewandhausorchesters. Die Mehrzahl der Aufführungen dirigierten allerdings Gastdirigenten. Sein Nachfolger, Herbert Blomstedt (1998-2005)**, eröffnete seine Amtszeit mit der 1. Sinfonie von Mahler und er initiierte den zweiten Mahler-Zyklus in der Geschichte des Orchesters.

Riccardo Chailly (2005-2016)** hat mit dem Gewandhausorchester weltweit aufsehenerregende Interpretationen von Mahler-Sinfonien aufgeführt. Mit dem legendären »Internationalen Mahler-Festival 2011« hat Chailly die Bedeutung Leipzigs für den Sinfoniker Mahler nachhaltig ins Bewusstsein der Musikwelt gehoben. Die Aufnahmen fast aller Sinfonien auf DVD und Blu-ray (1., 2., 4., 5., 6., 7., 8., 9. Sinfonie) setzen Maßstäbe der Mahler-Interpretation und haben den Ruf des Gewandhausorchesters als Mahler-Orchester in der Musikwelt etabliert.

**) Amtszeiten der Gewandhauskapellmeister in Klammern.



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