Fachkräftemangel im Baugewerbe: Kann die KI das lösen?

Ein Blick auf die Baustellen des Landes verrät oft mehr als jede Statistik. Überall brummen Kräne, röhren Maschinen und Staub legt sich wie ein grauer Schleier über das geschäftige Treiben.

Doch hinter diesem Lärm steckt eine stille Krise: Es fehlen Hände, Köpfe und jede Menge Know-how. Die Nachfrage nach Bauleistungen wächst ungebremst, während gleichzeitig die Zahl derer schrumpft, die die Arbeit stemmen könnten.

Ohne Menschen geht es nicht

Im Baugewerbe klafft eine Lücke, die sich nicht mehr so einfach zuschütten lässt. Mehr als 200.000 Fachkräfte fehlen derzeit in Deutschland, angefangen bei Maurern und Zimmerern über Elektriker bis hin zu Bauleitern und Ingenieuren. 

Dahinter steckt eine ganze Kette von Gründen: Viele der erfahrenen Fachkräfte verabschieden sich in den Ruhestand, während junge Menschen lieber in klimatisierten Büros sitzen statt bei Wind und Regen auf Gerüsten zu balancieren oder eine Fußplatte akkurat zu verbauen.

Wo Künstliche Intelligenz heute schon helfen kann

Inmitten dieser Engpässe taucht die Künstliche Intelligenz auf wie ein neuer Bauhelfer, der alles kann. Tatsächlich sorgt sie längst für Bewegung in der Branche. Algorithmen berechnen Materialbedarfe präziser als so mancher Vorarbeiter, verhindern Engpässe bei Lieferungen und jonglieren Termine in Bauzeitenplänen so geschickt, dass sich Baustellen weniger oft ins Gehege kommen.

Drohnen fliegen ihre Runden über halbfertige Rohbauten, liefern gestochen scharfe Fotos und messen Zentimeter genau aus, wo früher noch Zollstöcke im Dreck steckten. Roboter spritzen Mörtel, drucken Betonwände im 3D-Verfahren oder schneiden millimetergenaue Bauteile. 

Aber es gibt auch Hidden Champions wie beispielsweise Buisklem, die sich auf bestimmte Bauteile, wie z.B. Rohrklemmen, spezialisiert haben. Denn trotz der technischen Möglichkeiten braucht es auch immer noch Fabrikanten von Bauteilen, die nicht virtuell sind, sondern in der echten, physischen Welt weiterhelfen.

Doch nicht alles ist programmierbar

So beeindruckend Sensoren, Roboterarme und Datenmodelle auch wirken, manche Dinge lassen sich nicht digitalisieren. Eine Baustelle ist kein Fließband, das Tag für Tag dieselben Abläufe liefert. Der Boden kann anders beschaffen sein als erwartet, Pläne passen plötzlich nicht mehr, weil sich Maße in der Realität als tückisch erweisen.

Dann ist Handwerk gefragt und das im wahrsten Sinne des Wortes. Präzision beim Verputzen, das Auge für den perfekten Winkel, Fingerspitzengefühl bei komplizierten Einbauten, all das lässt sich nicht einfach in eine Maschine einprogrammieren. Besonders bei historischen Gebäuden, Restaurierungen oder Spezialaufträgen zählt der erfahrene Blick des Handwerkers mehr als jeder Algorithmus. Kein Wunder, dass die alte Weisheit „Handwerk hat goldenen Boden“ gerade in diesen Zeiten ihre Gültigkeit behält.

Wie sich Berufsbilder und Anforderungen im Baugewerbe verändern

Trotzdem bringt die Digitalisierung frischen Wind in die Branche. Neue Berufsbilder entstehen, die vor einigen Jahren noch klangen wie Science-Fiction: Datenmanager werten digitale Baupläne aus, Drohnenpiloten vermessen Dächer aus der Luft und Techniker kümmern sich um die Wartung der Roboter, die Beton anrühren.

Damit verschiebt sich der Fachkräftemangel allerdings ein Stück weit, weg vom reinen Handwerk hin zu technischen und digitalen Berufen. Wer künftig auf dem Bau arbeiten will, braucht nicht nur Muskelkraft, sondern zunehmend ein Händchen für Tablets, Software und Maschinen.

Das eröffnet aber auch Chancen: Moderne Technik kann die Arbeit leichter machen und sogar dafür sorgen, dass Handwerksberufe wieder attraktiver wirken. Exoskelette helfen beim Heben schwerer Lasten, digitale Helfer sparen Zeit und Nerven.

Technik bringt Tempo

Trotz aller Verheißungen wird das Baugewerbe aktuell nicht zum digitalen Wunderland. Viele Betriebe sind klein, familiengeführt und stecken jeden Euro lieber in neue Projekte als in Hightech. Die Bauwirtschaft tickt konservativ, was bei ständigem Zeit- und Kostendruck kaum verwundert.

Hinzu kommen Investitionen, die richtig ins Geld gehen. Software muss bezahlt, Maschinen gewartet und Mitarbeiter geschult werden. Außerdem droht die Gefahr, dass Baustellen zu sehr von Technik abhängig werden. Ein Ausfall könnte schnell Chaos auslösen.

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