Der Countdown läuft: Am kommenden Samstag (27.09.2025) öffnen sich um 10 Uhr die Türen zum sanierten Terrarium im Zoo Leipzig für die Zoobesucherinnen und Zoobesucher. Damit wird das Ensemble im historischen Gründer-Garten bestehend aus Aquarium und Terrarium wieder komplettiert – und nimmt die Gäste mit auf eine Reise durch die Evolution und den Übergang vom Leben aus dem Wasser an Land. Hinter der denkmalgeschützten Fassade ist ein modernes Gebäude mit Lebensräumen für Schlangen, Schildkröten, Alligatoren und Echsen entstanden, das spannende Beobachtungen ermöglicht und den Blick auf einen besonders seltenen Zuchterfolg freigibt: Im Terrarium werden junge Komodowarane zu sehen sein, die nach 188 bis 204 Tagen Inkubationszeit im Zoo Leipzig geschlüpft sind. Die Nachzucht dieser bedrohten Echsenart ist europaweit eine Seltenheit – in Deutschland ist es nach 2021 im Zoo Leipzig erst der zweite Zuchterfolg. „Wir freuen uns riesig darauf, das Terrarium den Reptilienfans und Zoobesuchern wieder zugänglich zu machen und neben spannenden Tierarten mit dem Zuchterfolg direkt noch ein ganz seltenes zoologisches Highlight zeigen zu können“, sagt Zoodirektor Prof. Jörg Junhold.
Komodowarane (Varanus komodoensis) sind die größten heute lebenden Echsen und erreichen ausgewachsen eine Länge von bis zu drei Metern. Trotz ihrer imposanten Erscheinung und der Haltung in aktuell 33 europäischen Zoos (weltweit 108, Stand: Zoo-Informationssystem), gelingt die Nachzucht nur in wenigen Fällen. Die Haltung und vor allem die Reproduktion stellen aufgrund biologischer und ökologischer Anforderungen eine große Herausforderung dar. Im Zoo Leipzig wurden die natürlichen Bedingungen für die Eiablage gezielt simuliert. In der Natur nutzen weibliche Komodowarane die Nester von Großfußhühnern, die durch verrottendes organisches Material konstante Temperaturen erzeugen. Um dies nachzubilden, konnte das Weibchen im Gehege der adulten Tiere in der Tropenerlebniswelt Gondwanaland ihre Eier in eine spezielle Eiablagekiste legen. Die Eier wurden dann im Inkubator bei einer konstanten Temperatur von 31°C über sechs Monate hinweg bebrütet. Da unter Komodowaranen Kannibalismus herrscht, werden die geschlüpften Jungwarane getrennt von den adulten Tieren gehalten und sind ab Samstag mit der Neueröffnung des Terrariums für die Öffentlichkeit zu sehen. Für Seniorkurator Ariel Jacken und Kurator Dr. Till Ramm ein großer Erfolg: „Dass parallel zur Fertigstellung des neuen Hauses dieser seltene Zuchterfolg gelungen ist, freut uns sehr. Sie sind nicht nur für den Arterhalt, sondern auch für den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn wichtig und wir können die Besucher im neuen Haus nun sogar unmittelbar daran teilhaben zu lassen.“
Komodowarane kommen heute ausschließlich auf wenigen indonesischen Inseln wie Komodo, Rinca oder Flores vor. Ihr Lebensraum ist stark fragmentiert und insbesondere die Population auf Flores gilt laut der Weltnaturschutzunion IUCN als gefährdet („Endangered“). Bedrohungen wie der Klimawandel, Lebensraumverlust durch Landwirtschaft und menschliche Besiedlung sowie der Entzug von Nahrungsgrundlagen durch Wilderei wirken sich negativ auf den Bestand aus. Vor diesem Hintergrund gewinnen koordinierte Ex-situ-Zuchtprogramme und wissenschaftliche Datenerhebung zur Fortpflanzung in menschlicher Obhut zunehmend an Bedeutung. Der Zoo Leipzig ist Teil des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) der EAZA und engagiert sich zudem in Indonesien im Rahmen des „Wae Wuul Conservation Project“, das in Zusammenarbeit mit dem Komodo Survival Program den Schutz der Wildpopulationen unterstützt.
Mit dem aktuellen Schlupf bestätigt der Zoo Leipzig seine wichtige Rolle in der Erhaltungszucht dieser bedrohten Art und trägt dazu bei, das Wissen über die Reproduktionsbiologie der Komodowarane zu erweitern und für künftige Schutzmaßnahmen verfügbar zu machen.