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DOK Leipzig 2025: Melt (Regie: Nikolaus Geyrhalter)
DOK Leipzig 2025: Melt (Regie: Nikolaus Geyrhalter)

Wettbewerbe bei DOK Leipzig 2025

78 Filme und 30 Weltpremieren bei der 68. Festivalausgabe

09.10.2025 Veranstaltungen
DOK Leipzig

DOK Leipzig hat die Filme der Wettbewerbe 2025 bekanntgegeben. Damit ist das Festivalprogramm komplett. Alle Informationen zu den Filmen und XR-Arbeiten der diesjährigen Ausgabe sowie die Spielzeiten werden heute auf der Website veröffentlicht. Gleichzeitig startet der Ticketverkauf.

Insgesamt 78 Filme konkurrieren in den vier Wettbewerben des Festivals um Goldene und Silberne Tauben, darunter 30 Weltpremieren.

„Nachdem uns in der Post-Pandemie-Zeit mehrheitlich Filme erreichten, die sich mit Familien- und Innenwelten beschäftigten, schauen zahlreiche Dokumentar- wie auch Animationsfilme in diesem Jahr von innen wieder nach außen“, fasst Festivalleiter Christoph Terhechte zusammen. „Sie beschäftigen sich mit der von Zerstörung bedrohten Natur, mit dem Widerstand gegen politische Gewalt, mit dem Kampf gehen Ausbeutung und mit Strategien menschlicher Anpassungsfähigkeit in Extremsituationen.“

Von den neun Langfilmen im Internationalen Wettbewerb Dokumentarfilm feiern fünf ihre Weltpremiere und drei die internationale Premiere in Leipzig. Die Produktionen stammen aus Belgien, Chile, Kanada, Kroatien, Österreich, Portugal, der Schweiz, Serbien, Slowenien und Spanien. Sechs der Langfilme sind unter der Regie aufstrebender Filmschaffender entstanden. Srđan Kovačević erzählt mit „The Thing to Be Done“ von einem Büro für Arbeitnehmerrechte in Slowenien, das sich für Menschen einsetzt, die von Unternehmen betrogen werden. „The Red Moon Eclipse“ von Caroline Guimbal geht Fragen nach dem Leben und seinem Ende nach. Ivan Ramljak blickt mit „Peacemaker“ auf die Anfänge des serbisch-kroatischen Krieges und auf einen Polizeichef in Slawonien, der sich entschlossen um Vermittlung zwischen den Konfliktparteien bemühte. Jennifer Chiu („Clan of the Painted Lady“) und Gregor Brändli („Elephants & Squirrels“) betonen in ihren Filmen den Wert von Kulturen, die in Vergessenheit zu geraten drohen. In „A Scary Movie“ verbringt Regisseur Sergio Oksman mit seinem Sohn den Sommer in einem verlassenen Hotel. Gemeinsam geben sie sich der Faszination für das Unheimliche hin. Drei Filme setzen sich mit dem zerstörerischen Einfluss des Menschen auf seinen Lebensraum auseinander. In „Green Desert“ blickt Meliza Luna Venegas auf ihre Heimatregion in Chile – ein vergangenes Naturparadies, das nun mit Waldbränden zu kämpfen hat. Serge-Olivier Rondeau reflektiert mit „The Inheritors“ Massenkonsum und Umweltverschmutzung durch die Beobachtung einer Möwenpopulation auf einer kanadischen Müllhalde. Nicht zuletzt widmet sich Nikolaus Geyrhalter in „Melt“ der bedrohten Naturgewalt von Eis und Schnee und fängt monumentale Bilder für die Nachwelt ein.

Die elf Kurzfilme des Wettbewerbs bieten ein breites inhaltliches und künstlerisches Spektrum. Unter anderem kehren David Shongo und Randa Maroufi mit neuen Werken zum Festival zurück. Weitere Filme befassen sich mit Sexualaufklärung und Intimität, der Flucht zentralamerikanischer Menschen in die USA und der Notwendigkeit, sexuelle Missbrauchserfahrungen zu thematisieren (siehe Filmliste).

Im Internationalen Wettbewerb Animationsfilm konkurrieren fünf Langfilme und um eine Goldene Taube, darunter drei Filme von Nachwuchsfilmschaffenden. Als Produktionsländer sind Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada und Mexiko vertreten. Giovanni Columbus „Balentes“ erzählt in Pinsel-Zeichnungen von zwei Freunden, die zu Beginn des Zweiten Weltkrieges Pferde vor dem Militäreinsatz bewahren. In dem auf handgezeichneten Bildern basierenden Film „Death Does Not Exist“ von Félix Dufour-Laperrière wählen die Protagonist*innen eine andere, radikalere Form des Aktivismus und überfallen wohlhabende Landbesitzer*innen, doch ihr Vorhaben geht schief. „Jinsei“ von Ryuya Suzuki folgt der 100-jährigen Lebensreise eines namenlosen Mannes, die von unerwartetem Erfolg, modernen sozialen Problemen und persönlichen Kämpfen geprägt ist. Aria Covamonas lässt in der Cut-out-Animation „The Great History of Western Philosophy“ scheinbar zufällig die Figuren auftreten, darunter Platon, Mao, Nietzsche, Lacan und Mickey Mouse – eine Hommage an die dadaistische Collage-Kunst. Auf originelle Weise und mit viel Humor visualisieren Seth Scriver und Peter Scriver in „Endless Cookie“ ihre Geschichte: einer der Halbbrüder lebt in Toronto, der andere in Shamattawa, einer Gemeinde der indigenen Cree.

Der Wettbewerb versammelt 23 Kurzfilme, die Erlebnisse aus Kriegszeiten reflektieren, Machtverhältnisse und Überirdisches infrage stellen, Intimität und Körperveränderung erkunden oder eine Versöhnung mit dem Anderssein suchen (siehe Filmliste).

Der Deutsche Wettbewerb Dokumentarfilm präsentiert acht Langfilme, davon sieben Welt- und eine internationale Premiere. Sechs Produktionen stammen von aufstrebenden Filmschaffenden. In „Sedimente“ befragt Laura Coppens ihren Großvater zu seiner Vergangenheit – Nationalsozialismus, DDR, Nachwendezeit – und nicht zuletzt zu Moral und persönlicher Verantwortung. Martin Gressmann schließt in „Weißer Rauch über Schwarze Pumpe“ zusammen mit Peter Badel an dessen Dreharbeiten in der Lausitz 1991 an. Die Arbeits- und Perspektivlosigkeit der Menschen nach der Wende hallen in der Gegenwart wider. Anhand der Geschichte einer jungen Lehrerin widmet sich Yulia Lokshina mit „Active Vocabulary“ der Frage, wie die Institution Schule vom russischen Staat für seine Zwecke benutzt wird. Karoline Rößlers „Intersection – Alles ist politisch“ bringt sechs Menschen zusammen, die ausgehend von einem Handyspiel über ihre Erfahrungen mit Diskriminierung sprechen. Ron Rothschild setzt sich in „A Jewish Problem“ mit seiner Familiengeschichte auseinander, die in komplexer Weise von den Ereignissen des Nahostkonflikts geprägt ist. Vincent Graf besucht in „Nonna“ seine Großmutter, die vor etwa 30 Jahren zurück nach Italien zog, während ihre Familie in Deutschland blieb. „Holler for Service“ von Ole Elfenkaemper und Kathrin Seward blickt in die USA und porträtiert die queere Chefin eines Hardwareshops in Georgia, die ihrer konservativen Kundschaft mit Freundlichkeit begegnet. Anders beeindruckend tritt die Protagonistin in Patience Nitumwesiga „The Woman Who Poked the Leopard“ auf: Die ugandische Feministin Stella Nyanzi stellte sich jahrelang mit provokanten Mitteln gegen den amtierenden Staatschef Museveni. Nun lebt sie in Berlin, veröffentlicht jedoch weiterhin politische Lyrik – zuletzt im März mit ihrem Gedichtband „Im Mundexil“.

Der Wettbewerb umfasst zudem 12 Kurzfilme, die von Flucht und Fremdheit erzählen, sensibel mit Einsamkeit und seelischem Schmerz umgehen und Erinnerungen festhalten: an verschwindende Flüsse, staatliche Gewalt und Assimilationspolitik und Nachwirkungen von Kolonialisierung. Mit dabei sind Filme von früheren Festivalgästen wie Rainer Komers und Leonard Volkmer (siehe Filmliste).

Der Publikumswettbewerb versammelt zehn Langfilme, die ihre Premieren allesamt auf renommierten internationalen Festivals feierten, darunter die Filmfestspiele in Karlovy Vary („Better Go Mad in the Wild“ von Miro Remo) und Cannes („Life After Siham“ von Namir Abdel Messeeh) und das Sundance Film Festival („Coexistence, My Ass!“ von Amber Fares und „Cutting Through Rocks“ von Sara Khaki und Mohammadreza Eyni).

Mit „Natchez“ von Suzannah Herbert schaut ein weiterer Film auf die Südstaaten der USA und zeigt, wie Schwarze Stadtführer*innen in einer Kleinstadt versuchen, die weißen Flecken einer verklärenden Geschichtsschreibung zu füllen. In „The Lions by the River Tigris“ von Zaradasht Ahmed bemühen sich die Bewohner*innen der irakischen Stadt Mosul nach der Besatzung durch den IS um Wiederaufbau und Bewahrung ihrer Kultur. „Queens of Joy“ von Olga Gibelinda begleitet drei Drag Queens in der Ukraine zwischen Spendenaufrufen zur Unterstützung der Armee und politischen Forderungen nach Gleichbereichtigung queerer Menschen. Für Gerechtigkeit kämpft auch die brasilianische Aktivistin Juma Xipaia in „Yanuni“ von Richard Ladkani ein. Als Häuptling setzt sie sich für das Existenzrecht ihres indigenen Volkes und gegen Umweltzerstörungen durch illegale Goldgrabungen ein. „Welded Together“ von Anastasiya Miroshnichenko folgt einer jungen Schweißerin, die nach dem Aufwachsen in einem Heim wieder zu ihrer alkoholkranken Mutter zieht. Ole Juncker geht mit „Take the Money and Run“ einem umstrittenen Fall der Kunstwelt nach: Der dänische Künstler Jens Haaning hat einem Museum 74.000 Euro entwendet und betrachtet die Aktion als performatives Kunstwerk. Über den Gewinnerfilm der Goldenen Taube im Publikumswettbewerb stimmt eine Jury aus fünf Festivalfans ab, die das Leipziger Publikum vertreten.

DOK Leipzig findet vom 27.10. bis 2.11. in Leipzig statt. Zusätzlich ist im DOK Stream täglich ein Film für 24 Stunden online verfügbar.

Das vollständige Programm inklusive Terminen und Ticketvorverkauf wird im Laufe des Tages veröffentlicht unter:
www.dok-leipzig.de/programm/kalender



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