Am 6. November 2025 eröffnet die Universitätsbibliothek (UB) Leipzig in der Bibliotheca Albertina ihre Sonderausstellung Dichterikone. GOETHE sammeln, erforschen, verehren, vermitteln. Anlass ist das 100. Gründungsjubiläum der Leipziger Goethe-Gesellschaft, das mit einem kulturhistorisch bedeutenden Einblick in die regionale Sammlerkultur des ‚langen‘ 19. Jahrhunderts gewürdigt wird. Im Fokus steht die Faszination für Johann Wolfgang von Goethe als literarische Ikone. Die vielfältigen Praktiken rund um das Sammeln sogenannter Goetheana werden anhand zahlreicher Objekte aus dem Bestand der UB Leipzig beleuchtet. Die Ausstellung ist täglich vom 7. November 2025 bis zum 1. Februar 2026 geöffnet, der Eintritt ist frei.
Das Sammeln literarischer Objekte – insbesondere von Autographen und kostbaren Drucken – war im 19. Jahrhundert Ausdruck bürgerlicher Kultur. Johann Wolfgang von Goethe avancierte nach der Reichsgründung 1871 zum Nationaldichter und nahm stets eine Sonderstellung im literarischen Gedächtnis der Deutschen ein. Eine Autographen-Sammlung von Rang musste Bestände zu Goethe besitzen. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit seinen Schriften trug unmittelbar zur literarischen Kanonbildung bei. Sie zeugt vom Bedürfnis nach kulturellen Leitfiguren im jungen Nationalstaat.
„Die UB Leipzig verdankt ihre Goetheana den Vermächtnissen einiger der bedeutendsten Autographen-Sammler ihrer Zeit“, erklärt Ausstellungskuratorin Dr. Katrin Löffler.
Herausragend sind Georg Kestner, dessen Familie noch persönlichen Umgang mit Goethe pflegte (Kestners Großmutter war die berühmte Lotte aus den Leiden des jungen Werthers) und der Verleger Salomon Hirzel, der bereits im Todesjahr Goethes 1832 mit dem Sammeln begann. Vor allem Hirzels Kollektion diente von Beginn an der wissenschaftlichen Erforschung der Werke wie auch der Persönlichkeit Goethes. Erstmals gezeigt werden Objekte aus der Faust-Sammlung von Julius Bode, die 1913 in den Bestand der Bibliotheca Albertina gelangte.
Dr. Anne Lipp, Direktorin der UB Leipzig freut sich über die Besonderheit der Ausstellung: „Über die individuelle Goethe-Begeisterung Einzelner hinaus beleuchtet die Ausstellung erstmals auch die Rolle Leipzigs als Zentrum des Autographenhandels.“ Dieses weitgehend unbekannte Kapitel der Stadtgeschichte etablierte sich bereits zu Goethes Zeiten als professioneller Zweig des Antiquariats und stärkte Leipzigs Position als Verlagsort. Diese Verbindung wird im Rahmen des Leipziger Themenjahrs 2025 „Mehr als eine Geschichte – Buchstadt Leipzig“ hervorgehoben. Die Ausstellung setzt hierzu einen besonderen historischen Akzent.
In ihrem Rahmenprogramm diskutiert die Ausstellung insbesondere auch die Rolle literarischer Gesellschaften in der Vermittlung von Werk und Nachlass bekannter Autor*innen. Sie fragt, wie sich die Auseinandersetzung mit schriftstellerischen Werken im historischen wie auch regionalen, überregionalen und transnationalen Kontext verändert.
Die Ausstellung richtet sich an Literaturinteressierte, Sammler*innen, Forschende und alle, die sich für die kulturelle Bedeutung Goethes und die Geschichte literarischer Erinnerungskultur begeistern.
Zur Ausstellung erscheint außerdem ein 88-seitiger, reich bebilderter Katalog, gestaltet von Felix Holler, erhältlich vor Ort in der Bibliotheca Albertina und über den Buchhandel.
Weitere Informationen und Begleitveranstaltungen unter:
ub.uni-leipzig.de/goethe
