Im Sozialreport werden seit 2004 Daten aus vielen verschiedenen Bereichen der Verwaltung zusammengeführt, um einen Überblick über wesentliche Entwicklungen in der Stadt Leipzig zu erhalten. Die Zusammenschau statistischer Kennzahlen und Indikatoren aus dem Jahr 2022 im 18. Sozialreport ermöglicht damit die Grundlage für eine datenbasierte Steuerung.
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine zeigt sich deutlich in den verschiedenen Kapiteln des Sozialreports. Die Einwohnerzahl nahm im Vergleich zum Vorjahr wieder deutlich zu, gleichzeitig stieg sowohl die Zahl der Arbeitslosen als auch die Zahl der Menschen, die Leistungen nach dem SGB II (Arbeitslosengeld II, „Hartz IV“) erhalten. Es bezogen mehr Kinder unter 15 Jahren Sozialgeld als im Vorjahr und die Anzahl der Alleinerziehenden in Leipzig stieg ebenfalls deutlich an.
„Auch im Jahr 2022 hat der starke Zuzug von Geflüchteten und Schutzsuchenden aus der Ukraine angehalten“, erläutert Sozialbürgermeisterin Dr. Martina Münch. „Deshalb waren in Gemeinschaftsunterkünften und Gewährleistungswohnungen über 2.000 Personen mehr unterzubringen als im Vorjahr. Das bedeutet einen Anstieg um mehr als 60 Prozent. Entsprechend haben wir Plätze zur Unterbringung ausgebaut und mussten auch Notunterkünfte nutzen. Zugleich lebt etwa die Hälfte der Haushalte derzeit noch in Gemeinschaftsunterkünften oder Gewährleistungswohnungen, weil sie auf dem angespannten Wohnungsmarkt keine eigene Wohnung finden.“
Die Einwohnerentwicklung zeigte sich auch in den Leipziger Schulen. „Im letzten Jahr haben wir erneut ein deutlich gestiegenes Wachstum bei der Zahl der Schülerinnen und Schüler festgestellt,“ so Schulbürgermeisterin Vicki Felthaus, „Der Ausbau der Schulkapazitäten läuft weiterhin auf hohem Niveau. Positiv ist der gestiegene Anteil an inklusiv unterrichteten Schülerinnen und Schüler, der mittlerweile bei 50 Prozent liegt. Andererseits haben sich die die Zahlen für Schulbegleitung und die damit verbundenen Kosten in den letzten Jahren vervielfacht. Die Kommune hat zur effizienteren Bearbeitung der Anträge einen Fachdienst Eingliederungshilfe im Kontext Schule geschaffen.“
Diese und weitere Entwicklungen zeigt der 18. Sozialreport. Er steht ab sofort unter www.leipzig.de/sozialreport zum Download bereit. In diesem Jahr stehen zusätzlich ausgewählte Datensätze im Open Data-Portal der Stadt Leipzig unter opendata.leipzig.de zur Verfügung.
Ausgewählte Fakten und Zahlen
Die Stadt wächst wieder stark.
Der Einwohnerzuwachs fiel mit 2,4 Prozent so stark aus wie seit dem Jahr 2015 nicht mehr. Zum Jahresende 2022 lebten insgesamt 14.820 Frauen und Männer mehr in Leipzig als noch im Jahr 2021. Insgesamt betrug die Einwohnerzahl 624.689.
Der Zuwachs ist erneut allein auf den positiven Wanderungssaldo zurückzuführen. Dieser betrug 16.399 Personen und speiste sich zu 96,7 Prozent aus dem Ausland. Der natürliche Saldo fiel hingegen erneut negativ aus. Es starben 1.244 Menschen mehr als geboren wurden. Die Zahl der Geburten sank auf 5.862, während die Zahl der Gestorbenen weiter auf 7.106 steig.
Die Anzahl der Personen, die Leistungen der sozialen Mindestsicherung erhalten, steigt wieder.
Das monatliche persönliche Haushaltsnettoeinkommen in Leipzig lag im 2022 bei rund 1.620 Euro und damit etwa 30 Euro höher als im Vorjahr. Die Einkommensunterschiede zwischen den einkommensschwächsten und einkommensstärksten 20 Prozent der Bevölkerung haben sich auf rund 1.470 Euro erhöht.
Die Zahl der Regelleistungsempfängerinnen und -empfänger nach dem Zweiten Sozialgesetzbuch („Hartz IV“) ist im Jahr 2022 im Gegensatz zum Vorjahr wieder deutlich gestiegen. Insgesamt erhielten 53.456 Personen diese Leistungen, im Vorjahr waren es knapp 4.000 weniger. Die Anzahl der Kinder unter 15 Jahren, die Sozialgeld erhielten, stieg zum ersten Mal seit 2017 wieder an. 2022 waren 13.348 Kinder auf diese Leistung angewiesen. Das entsprach einem Anteil von 15,3 Prozent, im Vorjahr waren es 14,8 Prozent. Die Anzahl der Kinder, für die Kinderzuschlag bezogen wurde, blieb im Jahresverlauf stabil bei etwa 6.000.
Die durchschnittliche Nettokaltmiete steigt bei gleichbleibender Gesamtmietbelastung.
Seit dem Jahr 2017 stiegen die Nettokaltmieten der Wohnungen im Bestand um mehr als 17 Prozent. Die Angebotsmieten stiegen im selben Zeitraum mit knapp 25 Prozent noch deutlicher und betrugen im Jahr 2022 acht Euro pro Quadratmeter.
Im Jahr 2022 gab es in Leipzig 1.088 belegungsgebundene Wohnungen des geförderten sozialen Wohnungsbaus – 351 mehr als im Vorjahr.
Zum Jahresende 2022 waren 5.387 Personen in der Stadt Leipzig in Gemeinschaftsunterkünften und Gewährleistungswohnungen für Geflüchtete untergebracht. Aufgrund der gestiegenen Zuweisungen von Asylbewerber/-innen an die Stadt Leipzig und durch den Zuzug von Schutzsuchenden aus der Ukraine stieg die Anzahl der untergebrachten Personen im Vergleich zum Vorjahr deutlich um 2.025 Personen bzw. 60,2 Prozent an. Entsprechend mussten Plätze zur Unterbringung ausgebaut und auch Notunterkünfte genutzt werden.
Im Jahr 2022 wurde 411 Personen aufgrund von häuslicher Gewalt Schutz geboten: 159 Erwachsenen und ihren insgesamt 252 Kindern. Die hilfesuchenden Personen hielten sich durchschnittlich 83 bis 190 Tage in den Schutzeinrichtungen auf.
Die Kapazitäten für die Kindertagesbetreuung wurde weiter ausgebaut.
Das Netz der Kindertagesbetreuung wurde im Jahr 2022 durch die Eröffnung von sechs neuen Kindertageseinrichtungen und einem Erweiterungsbau vergrößert. Die Platzkapazitäten der insgesamt 273 Kindertageseinrichtungen wurden auf 32.773 Plätze (plus 834) erweitert. Seit dem Jahr 2017 nahmen die Kapazitäten um knapp 5.000 Plätze zu. Der Versorgungsgrad, der die Anzahl der Ein- bis unter Siebenjährigen in Beziehung zu der Anzahl der vorhandenen Plätze setzt, stieg auf 95,5 Prozent.
2022 wurden insgesamt 30.301 Kinder betreut. Die Betreuungsquote für Ein- bis unter Dreijährige lag bei 76,5 Prozent. Für Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren lag die Betreuungsquote bei 93,6 Prozent.
Die Schülerzahl steigt wieder deutlich an.
Das große Wachstum der Schülerzahlen in den letzten Jahren führte zu einer starken Erweiterung des Schulnetzes. Nachdem in den vergangenen vier Schuljahren insgesamt 16 neue Schulen ihren Betrieb aufnahmen, waren es zum Schuljahr 2022/23 zwei weitere neue Einrichtungen.
Das Wachstum der Schülerzahlen an den allgemeinbildenden Schulen hielt an und wurde durch den Zuzug ukrainischer schulpflichtiger Kinder deutlich dynamischer. Die Schülerzahl stieg im Vergleich zum Vorjahr um 6,2 Prozent. Insgesamt wurden an 171 allgemeinbildenden Schulen 59.912 Kinder und Jugendliche unterrichtet.
Der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die 2022 die allgemeinbildende Schule ohne mindestens einen Hauptschulabschluss verließen, sank im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um einen Prozentpunkt auf 9,2 Prozent. Dies stellt den niedrigsten Wert seit 1990 dar.
Die Anzahl der inklusiv unterrichteten Kinder stieg im Schuljahr 2022/23 auf insgesamt 2.791. Die Inklusionsquote betrug 50,0 Prozent. Das bedeutet, dass jede zweite Schülerin bzw. jeder zweite Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf an einer Regelschule unterrichtet wird.