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Elsa Asenijeff, Foto: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
Elsa Asenijeff, Foto: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig

Sonderausstellung im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig: Und ich küsse Dich mit allen Gedanken!

Elsa Asenijeff und Max Klinger in Briefen und Bildern vom 1. Juni bis 23. August 2020

03.06.2020Kunst
Stadtgeschichtliches Museum

Das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig bewahrt einen Schatz in seiner Sammlung, der wenig bekannt ist und dessen symbolische Bedeutung gerade in Zeiten körperlicher Distanzierung wieder zunahm: Briefe, die eine starke Verbundenheit zueinander ausdrücken. Zahlreiche davon schrieben sich der Leipziger Künstler Max Klinger und die Schriftstellerin Elsa Asenijeff in den Jahren zwischen 1898 und 1918, mehr als 1300 Exemplare befinden sich in der Obhut des Stadtgeschichtlichen Museums. Anlässlich des Klinger-Jahres 2020 steht dieser Briefwechsel als Zeugnis der ebenso leidenschaftlichen wie konfliktreichen und tragischen Liebesbeziehung im Zentrum der Studioausstellung.

Vor 100 Jahren starb Max Klinger; seine langjährige Lebensgefährtin Elsa Asenijeff überlebte ihn um gut 20 Jahre. Die Sonderausstellung rückt sie aus dem großen Schatten des berühmten Künstlers und beleuchtet, dass Elsa Asenijeff weitaus mehr war als Max Klingers Geliebte und Muse: Eine Dichterin, Frauenrechtlerin und Ikone des literarischen Expressionismus in Leipzig, eine ungewöhnlich begabte und starke Frau, die zu Unrecht weitgehend vergessen wurde, deren Denken und Fühlen uns in ihren Briefen ganz unmittelbar entgegentritt und deren tragisches Ende in der Psychiatrie 1941 bis heute traurig und wütend macht.

Elsa Asenijeff und Max Klinger schrieben sich über viele Jahre beinahe täglich. Viele Briefe sind voller Poesie und Leidenschaft, erotischer Anspielungen und Zärtlichkeit. Andere zeugen vom Ringen um Unabhängigkeit und künstlerische Eigenständigkeit, von Eifersucht und letztendlich vom Scheitern einer Liebe, die den Konventionen der Zeit zuwiderlief.

Die in der Ausstellung gezeigten Briefe sowie Dokumente, Gemälde und Zeichnungen werfen ein Licht auf Asenijeffs literarisches Schaffen im Umkreis der avantgardistischen Leipziger Literaturszene ebenso wie auf die künstlerisch-fruchtbare Zusammenarbeit zwischen ihr und Max Klinger sowie nicht zuletzt auf ihre große und tragisch endende Liebe zueinander. Beide Künstler werden nicht auf einem Sockel posthumer kunsthistorischer Verehrung präsentiert, sondern vielmehr als liebende wie leidende kreative Köpfe und Herzen kenntlich gemacht.

Die Ausstellung und die dazu erscheinende Publikation fügen dem Bild der Persönlichkeit Elsa Asenijeff weitere Bausteine hinzu. Noch immer bleibt es ein weiter Weg, einer großen Dichterin den ihr gebührenden Platz in der Kulturgeschichte einzuräumen und einem interessierten Publikum zu erschließen. Und auch an diesem Beispiel bewahrheitet sich die Weisheit, dass hinter jedem berühmten Mann eine mindestens ebenso begabte und kluge Frau steht.

Zur Ausstellung erscheint die Publikation, welche zusätzlich die Provenienz der Briefe offenlegt und die Leipziger Asenijeff-Forscherin Rita Jorek würdigt.
Darüber hinaus gibt es Online-Begleitangebote zur Ausstellung, darunter Vertonungen einzelner Briefe und Gedichte sowie ein ausführliches Interview mit Rita Jorek über ihre jahrzehntelange Forschungstätigkeit zu Elsa Asenijeff.

Öffnungszeiten
Dienstag–Sonntag, Feiertage 10–18 Uhr
Freier Eintritt an jedem ersten Mittwoch im Monat Abendöffnung an jedem dritten Donnerstag im Monat

Eintritt
Erwachsene 5,00 €, ermäßigt 3,50 €
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei



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