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Foto: Albero Quartett
Foto: Albero Quartett

Sinfoniekonzerte in der HMT Leipzig

19. Juni und 20. Juni 2025 um 19.30 Uhr in der Grassistraße 8 im Großen Saal

18.06.2025 Veranstaltungen
Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" Leipzig

150 Jahre alt wäre Maurice Ravel im Jahr 2025 geworden. Aus diesem Anlass hat das Hochschulsinfonieorchester eines seiner Werke auf das Programm gesetzt: die „Valses nobles et sentimentales“ („Edle und gefühlvolle Walzer“). Ravel schrieb diese sieben Walzer plus Epilog 1911 zunächst für Klavier und widmete den Zyklus dem Pianisten und Komponisten Louis Aubert, der sie in jenem Jahr auch uraufführte. Zum Titel dieses Opus’ äußerte Ravel: „Der Titel ‚Valses nobles et sentimentales‘ verdeutlich hinreichend meine Absicht, eine Reihe von Walzern im Stile von Schubert zu komponieren. […] Der siebte Walzer erscheint mir als der charakteristischste.“ Nicht nur die Idee, mehrere Walzer als Zyklus zusammenzufassen, stammte von Franz Schubert, sondern dieser hatte bereits selbst 1823 und 1825 Walzer unter den Titeln „Valses Nobles“ und „Valses Sentimentales“ veröffentlicht. 

Die Transkription des Klavierwerks für Orchester nahm Ravel ein Jahr später vor und zwar für ein Ballett unter dem Titel „Adélaïde, ou le langage des fleurs“ („Adelaide oder die Sprache der Blumen“) für das Théâtre du Châtelet in Paris. Der Komponist dirigierte die Aufführung selbst. 

Die Orchesterfassung der „Valses nobles et sentimentales“ eroberte nach einer Aufführung durch Pierre Monteux 1914 in Paris schnell die Konzertsäle und stellte die ursprüngliche Klavierfassung in den Schatten. 

Das etwa 20-minütige Konzert für Streichquartett und Bläser von Erwin Schulhoff entstand 1930. Es besteht aus drei Sätzen und wurde erst ca. 1961 erstmals veröffentlicht. Der in Prag (damals Österreich-Ungarn) geborene deutschböhmische Komponist war jüdischer Abstammung. Nach dem Militärdienst im Ersten Weltkrieg, den er mit Verletzungen überstand, war er in Saarbrücken, Berlin und Dresden tätig und kehrte 1924 nach Prag zurück. Er widmete sich zahlreichen Musikströmungen vom Impressionismus, Dadaismus, über Vierteltonmusik bishin zum Jazz (er schrieb ein Jazz-Oaratorium) und begeisterte sich auch für die Musik von Arnold Schönberg und Alban Berg. 1932 vertonte er gar das „Manifest der Kommunistischen Partei“ als Kantate, wandte sich der Ästhetik des Sozialistischen Realismus zu und schrieb u.a. Kampflieder. Als Kommunist galt seine Musik nach der Machtergreifung Hitlers als „entartet“ und die Aufführung seiner Werke wurde in Deutschland verboten. Nach der Besetzung der Tschechoslowakei 1939 arbeitete er unter Peudonym als Jazzpianist und wollte in die Sowjetunion übersiedeln. Im Mai 1941 hatte er schon die Staatsbürgerschaft erhalten, doch einen Monat später marschierten die Nazis in dem Land ein. Schulhoff wurde nach Bayern deportiert und starb in einem Internierungslager 1942 an Tuberkulose.

Im Konzert für Streichquartett und Bläserensemble wird die seit dem Barockzeitalter übliche Besetzung Tutti (Orchester) – Solist(en) umgekehrt: Nicht die Solisten werden vom Orchester begleitet, sondern das Bläserensemble vom Streichquartett. Schulhoff hatte den Auftrag erhalten, ein Werk für den tschechischen Rundfunk zu schreiben. Da das Radio damals in den 1920er Jahren noch recht neu und qualitativ eingeschränkt war, schien ihm die Gegenüberstellung von den zwei recht verschiedenen Gruppen Streichquartett und Bläserensemble für dieses Medium besonders geeignet.

Im Januar 1841 schrieb Clara Schumann in das gemeinsame Ehetagebuch: „[…] wenn ein Mann eine Symphonie komponiert, da kann man wohl nicht verlangen, daß er sich mit anderen Dingen abgibt – muß sich doch sogar die Frau hintenangesetzt sehen!“

Schon zwei Monate später wurde die 1. Sinfonie von Robert Schumann im Leipziger Gewandhaus uraufgeführt. Genauso wie später Johannes Brahms tat er sich mit der Gattung Sinfonie schwer – aufgrund der Maßstäbe, die Beethoven einst gesetzt hatte. Doch wie bei Ravel gibt es auch hier einen Bezug zu Franz Schubert: Nachdem Schumann 1838 in Wien eine bis dahin unbekannte C-Dur-Sinfonie des Komponisten wiederentdeckt hatte, die Mendelssohn 1839 im März und Dezember Gewandhaus postum zur Uraufführung brachte, fühlte sich Schumann ermutigt: „Heute hörte ich in der Probe einiges aus der Sinfonie von Franz Schubert – darin gingen alle Ideale meines Lebens auf … Das hat mich wieder in die Füße gestachelt, um auch bald an die Sinfonie zu gehen …“ Bei der Schubert-Sinfonie handelt es sich um die letzte des Komponisten, die heute als Große C-Dur-Sinfonie (D 944) bekannt ist.

In nur vier Tagen im Januar 1841 erfolgte die Konzeption von Schumanns Erster, die Instrumentierung war im Februar fertiggestellt. 

Der Beiname „Frühlingssinfonie“ ist eine Erfindung des Komponisten, wobei er jedoch klarstellte: „Ich schrieb die Sinfonie zu Ende des Winters 1841, wenn ich es sagen darf, in jenem Frühlingsdrang, der den Menschen wohl bis in das höchste Alter hinauf und in jedem Jahr von neuem überfällt. Schildern, malen wollte ich nicht; dass aber eben die Zeit, in der die Sinfonie entstand, auf ihre Gestaltung […] eingewirkt hat, glaube ich wohl.“

Eine wichtige Rolle gespielt hat auch ein Frühlingsgedicht von Adolph Böttger, an dessen Schluss es heißt: „Im Tale blüht der Frühling auf!“ Diese Worte passen metrisch genau auf die Eingangsfanfare der Ersten Schumanns, wobei dieses Thema bis heute als Pausenrufzeichen im Großen Saal des Gewandhauses zu hören ist. Schumanns sinfonischer Erstling wurde schließlich schnell erfolgreich – und dessen Beliebtheit hat sich bis heute erhalten.

Karten zu 13 €, ermäßigt 8,50 €, HMT-Studierende 3 € unter 0341/2144-615 (Mo-Fr 13-15 Uhr) und unter www.reservix.de

Das Konzert am 20.6. ist eine Veranstaltung im Rahmen der „Langen Nacht der Wissenschaften“. In diesem Rahmen werden zudem eine Führung durch das Gebäude Grassistr. 8 und eine Veranstaltung in der Bibliothek angeboten.

Nähere Infos unter:
www.wissen-in-leipzig.de

Donnerstag, 19.6.2025, 19.30 Uhr
Freitag, 20.6.2025, 19.30 Uhr, Grassistraße 8, Großer Saal
Sinfoniekonzert
Leitung: Prof. Matthias Foremny/Studierende
Hochschulsinfonieorchester
Solisten: Albero Quartett (Klasse Prof. Frank Reinecke)

Programm:

Maurice Ravel (1875-1937):
Valses nobles et sentimentales

Erwin Schulhoff (1894-1942):
Konzert für Streichquartett und Bläserensemble WV 97

Robert Schumann (1810-1856):
Sinfonie Nr. 1 B Dur op. 38 („Frühlingssinfonie“)



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