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Schauspielhaus, Foto: Rolf Arnold
Schauspielhaus, Foto: Rolf Arnold

Schauspiel Leipzig: Premieren und Highlights im März

„Der Würgeengel. Psalmen und Popsongs“ am 10. März 2023 auf der Großen Bühne

03.02.2023Kultur
Schauspiel Leipzig

Gleich drei Premieren hält der März im Schauspiel Leipzig bereit.

„Der Würgeengel. Psalmen und Popsongs“ nach Luis Buñuels surrealistischem Filmklassiker entsteht als Koproduktion mit dem Schauspielhaus Bochum. Leipzig-Premiere ist am 10. März 2023 auf der Großen Bühne: Eine illustre Gesellschaft verbringt einen gemeinsamen Abend. Zeit vergeht. Irgendetwas hält die Gäste vom Gehen ab. Dabei steht die Tür offen. Äußerlich ist nichts auszumachen, was sie hindert. Alle bleiben, widerwillig, und zunehmend drohen Konventionen, Ratio und Moral zu erodieren … Entlang des Untertitels „Psalmen und Popsongs“ setzt sich Regisseur Johan Simons mit diesem Zustand auseinander, der sich mit Begriffen wie Apathie, Ohnmacht oder Schockstarre nur unzureichend fassen lässt. Die Neuinszenierung ist eine weitere Zusammenarbeit von Johan Simons und Sandra Hüller, die seit 2007 zahlreiche außergewöhnliche Arbeiten hervorgebracht hat. Getragen wird der Abend von einer Besetzung aus den Ensembles des Schauspiel Leipzig und Schauspielhaus Bochum.

Einen Tag später, am 11. März 2023, kommt in der Diskothek „Letzte Station Torgau. Eine kalte Umarmung“ (UA) zur Premiere. Der Geschlossene Jugendwerkhof Torgau war Gipfelpunkt eines Systems der Zwangserziehung in der DDR. Jugendliche, die in anderen Einrichtungen der Heimerziehung als „schwer erziehbar“ oder nicht anpassungsfähig auffielen, wurden in Torgau mit erschütternder Härte diszipliniert, meist mit lebenslangen Folgen. Regine Dura und Hans-Werner Kroesinger widmen sich in diesem Dokumentartheaterprojekt den Geschichten der Betroffenen.

In einer kostenlosen öffentlichen Probe gewährt das Team am 2. März 2023 erste Einblicke in das Rechercheprojekt.

Kaum ein anderer deutschsprachiger Roman erzählt die Beziehung zwischen der Bundesrepublik und der DDR, verlorener Heimat und verlorener Identität so genau wie Uwe Johnsons „Jahrestage“ (UA). Hausregisseurin Anna-Sophie Mahler nimmt sich dieses Jahrhundertromans an und sucht nach den Geschichten, die hinter der Geschichte lauern. Die Uraufführung des ersten Teils findet am 18. März 2023 auf der Großen Bühne statt. Epochenjahr 1967/1968: Inmitten von Vietnamkrieg und Studentenprotesten entwickelt Uwe Johnson ein Panorama deutsch-deutscher Geschichte des 20. Jahrhunderts. Und zugleich eine bewegte Familiengeschichte zwischen Mecklenburg und New York City voller Risse und Versenkungen angesichts einer damals wie heute unsicheren Zukunft.

Im März folgt der dritte und letzte Teil von „Wirklichkeiten 23“ – eine Reihe aus Expertengesprächen in der Moderation von Jens Bisky. In der Diskothek ist am 20. März 2023 Stephan Lessenich zu Gast, der in seinem Essay „Nicht mehr Normal“ in die Sehnsüchte unserer Gegenwart vor dem Hintergrund jüngster Ereignisse blickt. Für Lessenich offenbart sich „das Normale typischerweise erst im Nachhinein – durch den Verlust“. Gerahmt wird das Gespräch vom Theater-Film „Widerstand“ nach dem Text von Lukas Rietzschel.

Die Buchmesse wirft ihre Schatten voraus: Am 15. und 16. März 2023 präsentiert das Schauspiel Leipzig in der Diskothek unter dem Titel „Weltsprache Provinz“ eine Lesung mit neuer Dramatik aus Österreich. Im Rahmen des Österreich-Schwerpunkts der Leipziger Buchmesse 2023 wurden von Kurator Bernhard Studlar acht Schreibaufträge vergeben: Amir Gudarzi, Thomas Köck, Kathrin Röggla, Ferdinand Schmalz, Magdalena Schrefel, Gerhild Steinbuch, Lisa Wentz und Robert Woelfl gehen der Frage nach, was das spezifisch Österreichische ist. Gibt es so etwas überhaupt? Und wenn ja, wo ist es zu finden und wie sieht es aus?

Ebenfalls im Zeichen der Buchmesse steht am 31. März 2023 im Foyer 1 „Ein Abend für Marianne Fritz“. Der Briefwechsel zwischen der Autorin Marianne Fritz und Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld ist ein literatur-historisches Dokument von unglaublicher Kraft und Komik. Aus den Briefen lesen Bettina Schmidt und Andreas Keller. Daniela Strigl und Klaus Kastberger sprechen aus literaturwissenschaftlicher Perspektive mit der Autorin Sonja vom Brocke über Marianne Fritz.

Eine Inszenierung von Marianne Fritz’ Debütroman „Die Schwerkraft der Verhältnisse“ wird am 1. April 2023 als Gastspiel des Burgtheaters Wien in der Regie von Bastian Kraft auf der Großen Bühne zu sehen sein.

Den gesamten Monatsspielplan März 2023 finden Sie online.



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