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Kommunismustour am Kulturpalast in Warschau, 2016, Foto: Sabine Stach
Kommunismustour am Kulturpalast in Warschau, 2016, Foto: Sabine Stach

Neue Vorhaben bereichern Forschungsspektrum des GWZO in Leipzig

Mehrere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben ihre Forschungstätigkeit erfolgreich aufgenommen

14.04.2021Wissenschaft
Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO)

In den vergangenen Monaten haben am Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) in Leipzig mehrere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen geisteswissenschaftlichen Disziplinen trotz Pandemie ihre Forschungstätigkeit erfolgreich aufgenommen. Die Forschungsthemen sind dabei ebenso vielfältig wie spannend. Sie reichen von Untersuchungen der russischen Staatsbürgerschaftspolitik nach dem Ende des Russisch-Osmanischen Krieges über Stadtführungen in ostmitteleuropäischen Großstädten bis hin zur Kultur-, Sozial- und Umweltgeschichte der Jagd.

Im Rahmen eines Verbundprojektes untersuchen Forschende am Regensburger Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS) und am GWZO zusammen mit internationalen Partnerinstitutionen die Wirkungen von 200 Jahren menschlicher Einflussnahme im Gebiet der unteren Donau. Dabei stehen rechtliche, ökonomische, geopolitische und ökologische Aspekte des Wandels dieser Flusslandschaft im Fokus. Dem Thema »International Governance and International Law« widmet sich der Historiker PD Dr. Dietmar Müller. 
mehr:  https://www.leibniz-gwzo.de/de/institut/team/dietmar-mueller und https://www.ios-regensburg.de/forschung/drittmittelprojekte/contested-waterway/?L=0

Dr. Gözde Yazıcı Cörüt widmet sich seit Oktober 2020 in ihrem Projekt der russischen Staatsbürgerschaftspolitik nach dem Ende des Russisch-Osmanischen Krieges (1877–78). Dieser legte eine neue Grenze zwischen dem Russischen und dem Osmanischen Reich fest. Drei osmanische Gebiete wurden an Russland abgetreten, woraufhin die russischen Behörden die Provinzen (Oblaste) Kars und Batum errichteten. »Ich untersuche die russische Staatsbürgerschaftspolitik in diesen Provinzen in den Jahren 1878-1914 im Vergleich zur gleichzeitigen osmanischen Staatsbürgerschaftspolitik, die mit der Grenzpolitik beider Reiche eng verstrickt war«, sagt Gözde Yazıcı Cörüt. Es soll unter anderem herausgearbeitet werden, wie sich diese auf politische Loyalitäten und grenzüberschreitende Bewegungen und Verbindungen verschiedener ethnischer und religiöser Gruppen auswirkte, die das Grenzgebiet bewohnten. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierte Projekt ist Teil des Schwerpunktprogramms 1981 »Transottomanica: Osteuropäisch-osmanisch-persische Mobilitätsdynamiken«.
mehr: https://www.leibniz-gwzo.de/de/institut/team/goezde-yazici-coeruet und https://www.transottomanica.de/research/russian-imperial-rule-and-citizenship-in-the-south-caucasus-1878-1914

Dr. des. Timm Schönfelder arbeitet seit Dezember 2020 zum Thema »Imperiale Räume im Fadenkreuz. Eine komparative Kultur-, Sozial- und Umweltgeschichte der Jagd, 1860–1930«. In seinem vergleichenden Habilitationsprojekt untersucht er die Bedeutung der Jagd im Zarenreich, in der Habsburgermonarchie und im Kaiserreich der Hohenzollern zwischen hochadliger Jagddiplomatie und bäuerlicher Wilderei. Im Fokus steht neben der Frage nach den jeweiligen eigentumsrechtlichen Voraussetzungen unter wechselnder territorialer Zugehörigkeit auch der Wandel des Mensch-Tier-Verhältnisses in unterschiedlichen Naturräumen. So dient die Jagd nicht nur als Spiegel der Gesellschaft, sondern auch als Bezugspunkt für aktuelle Forschungsdiskussionen um die Rolle nichtmenschlicher Akteure in der Geschichtswissenschaft.
mehr: https://www.leibniz-gwzo.de/de/institut/team/timm-schoenfelder

Dr. Sabine Stach setzt sich seit Januar 2021 am GWZO mit der Zirkulation historischen Wissens in der Populärkultur auseinander. Anhand der Präsentation des staatsozialistischen Erbes in Tschechien, Polen und der Slowakei untersucht sie Praktiken der Re-Oralisierung von Zeitgeschichte in historischen Stadtführungen. Ihr am Deutschen Historischen Institut Warschau begonnenes Forschungsprojekt zielt einerseits auf eine Theoretisierung der Guided Tour als Medium der Public History ab, andererseits bettet es Fragen der Erinnerung und des Bildtransfers in den Kontext der internationalen Tourismusindustrie ein.
mehr: https://www.leibniz-gwzo.de/de/institut/team/sabine-stach und https://www.leibniz-gwzo.de/de/forschung/kultur-und-imagination/wissen-und-wahrheit/original-ostblock

Dr. des. Karin Reichenbach hat im Januar 2021 eine PostDoc-Stelle am Institut angetreten. Mit ihren Forschungen zur populär- und subkulturellen Frühmittelalterrezeption stärkt sie das Themenfeld »Wissensproduktion und Wahrheitspraktiken. Vielfalt, Konkurrenz und Konvergenz«. Sie untersucht Geschichtsbilder aus den Randbereichen akademischer Wissenskultur, die als Ahnenkonstruktionen Eingang in Ideologien finden können. Mit Beispielen aus dem historischen Reenactment, neuheidnischer Strömungen und verschwörungstheoretischer Laiengeschichtsschreibung geht sie der Frage nach, wie solche Geschichtsbilder entgegen den wissenschaftlichen Positionen in der Öffentlichkeit Glaubwürdigkeit und politische Wirkung erreichen.
mehr: https://www.leibniz-gwzo.de/de/institut/team/karin-reichenbach

Seit Januar 2021 realisiert Lucie Dušková PhD am GWZO ihr Habilitationsprojekt. Sie untersucht die Geschichte der Arbeitswelten unter den Bedingungen des globalen Kalten Krieges. Dabei fokussiert sie das Zusammenspiel von Imaginationen und sozialen Aspekten von Arbeit in einem tschechoslowakisch-französischen Vergleich. Lucie Dušková wurde 2019 ─ nach ihrem Studium an der Université Montpellier 3 ─ von der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität Prag mit einer Dissertation zum Thema »Night in Czechoslovakia 1945─1960: Representations and social practices« promoviert.
mehr: https://www.leibniz-gwzo.de/de/institut/team/lucie-duskova

Das Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) erforscht in vergleichender Perspektive die historischen und kulturellen Phänomene und Prozesse in dem Raum zwischen Ostsee, Schwarzem Meer und Adria vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart. Die am Institut tätigen Wissenschaftler*innen repräsentieren verschiedene Disziplinen der Geisteswissenschaften, darunter Archäologie, Geschichte, Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft. In seiner Forschungsarbeit stützt sich das GWZO auf ein dichtes Netz an Kooperationsbeziehungen mit Wissenschaftseinrichtungen in Europa und Übersee.

Weitere Informationen:
www.leibniz-gwzo.de



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