Immer mehr Paare in Deutschland haben Probleme, ein Kind zu bekommen. Laut Statistik ist mittlerweile jedes achte bis zehnte Paar ungewollt kinderlos. Um sich den Traum vom Elternsein zu erfüllen, nehmen daher immer mehr Betroffene die Hilfe der Reproduktionsmedizin in Anspruch. Allein für die Jahre 2022 und 2023 verzeichnet das Deutsche IVF-Register einen Zuwachs von rund drei Prozent auf zuletzt 131.000 Behandlungszyklen. Um der wachsenden Bedeutung der Reproduktionsmedizin gerecht zu werden, hat das Bundesforschungsministerium beschlossen, die Etablierung von Kinderwunschzentren an den deutschen Universitäten zu fördern. Vor diesem Hintergrund baut auch das Universitätsklinikum Leipzig (UKL) unter der Leitung von Dr. med. Julia Bartley ein Zentrum für reproduktive Gesundheit auf. Was es einmal leisten soll, ist Thema ihres Vortrags im Rahmen von Medizin für Jedermann.
Hormonbehandlung, Insemination, künstliche Befruchtung – es gibt viele Wege, um ungewollt kinderlosen Paaren zu helfen, Eltern zu werden. Und auch wenn sich der Traum vom eigenen Kind auch mit modernster Medizin nicht für alle Paare erfüllt, sind die Möglichkeiten der medizinischen Behandlungsmöglichkeiten knapp 50 Jahre nach der Geburt des weltweit ersten im Reagenzglas gezeugten Kindes 1978 in Großbritannien umfassend. Damit können in den meisten Fällen sowohl Ursachen der Fruchtbarkeit bei der Frau sowie beim Mann gut behandelt werden.
Die 142 Kinderwunschzentren in Deutschland, die meisten davon ambulante Zentren, bieten eine mittlerweile flächendeckende Versorgung in Deutschland, sagt Dr. Julia Bartley. „Allein in Sachen Forschung und Lehre hinken wir hinterher, denn der Fachbereich Reproduktionsmedizin fehlt derzeit an den meisten Universitäten in Deutschland. Dies ist auch mit ein Grund, dass der Fachbereich Nachwuchsprobleme in Deutschland hat: Was man während der klinischen Ausbildung nicht kennenlernen kann, kann nicht das Interesse der nachkommenden Frauenärzt:innen erwecken.“
Um diese Lücke zu schließen, baut das Universitätsklinikum Leipzig in Zusammenarbeit mit der Universität Leipzig, dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und dem Bundesforschungsministerium derzeit ein reproduktionsmedizinisches Zentrum auf. Das Leipzig Reproductive Health Research Center (LE-REP) ist dabei nicht das erste seiner Art in der Messestadt. Bereits 1984 gründete der Gynäkologe Prof. Dr. med. Henry Alexander hier zunächst eine Arbeitsgruppe für Reproduktionsmedizin und gynäkologische Endokrinologie, die später eine eigenständige Abteilung wurde. „Prof. Alexander zählte zu den Gründungsvätern der Reproduktionsmedizin in der DDR und zu den Pionieren dieses Fachbereichs“, erklärt Dr. Julia Bartley. „Kurz nach den ersten Erfolgen an der Charité wurden mit seiner Unterstützung auch in Leipzig die ersten Kinder mit Hilfe künstlicher Befruchtung gezeugt und geboren. Nach seiner Emeritierung 2012 wurde allerdings die Abteilung geschlossen und die Expertise ging verloren“, so die Gynäkologin und Reproduktionsmedizinerin weiter, die nun in Prof. Alexanders Fußstapfen tritt.
Aktuell bietet das reproduktionsmedizinische Zentrum des UKL eine eingehende Beratung und Diagnostik für Frauen und Paare mit einem unerfüllten Kinderwunsch an. Parallel dazu schaffen Dr. Julia Bartley und Kolleg:innen die Voraussetzung für eine umfassende Kinderwunschbehandlung am UKL.
Medizin für Jedermann
Donnerstag, 4. Dezember 2025
18:30 Uhr bis 19:45 Uhr
Hörsaal in Haus 4, Liebigstraße 20
Universitätsklinikum Leipzig
