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Foto: LOFFT
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LOFFT - DAS THEATER aus Leipzig gibt Koproduktionen 2022 bekannt

Zwischen lesbischen Vampir*innen und Elfenbeinzähnen

06.09.2021Kultur
LOFFT

Die LOFFT-Koproduktionen für 2022 stehen fest. In diesem Jahr hat der Künstlerische Beirat des von LOFFT - DAS THEATER knapp 100 Konzepte gewälzt und sich in ausführlichen Diskussionen für acht Produktionen entschieden. Herausgekommen ist ein vielseitiges Programm mit Tanz- und Performanceproduktionen aus der Region, Deutschland und unseren Nachbarländern.

Was haben lesbische Vampir*innen und ein Elfenbeinzahn gemein?
Beide tauchen im neuen LOFFT-Programm für 2022 auf. Dort wird es außerdem um Berührung, das Altern, Trauerarbeit und Roboterprothesen gehen. Und wer noch nicht genug hat, kann sich im neuen Jahr mit den Baseballschlägerjahren und rechtsradikalem Online-Extremismus auseinandersetzen.

CHICKS* freies performancekollektiv (Berlin):
LESBIAN VAMPIRE FANTASY
(Performance/Musical)

Die queere Vampir*in ist der Alptraum des Patriarchats: Sie liebt Frauen*, sie ist romantisch und finanziell unabhängig von Männern*, sie hat übernatürliche Kräfte und sie hat Lust auf Sex. Anhand der brutalen, gefährlichen und übermenschlichen Vampir*infigur sezieren CHICKS* weibliches Begehren und queere Frauen*fantasien. Gemeinsam mit lesbischen und queeren Personen entwickeln CHICKS* ein feministisches, queer-performatives Musical. Es wird wie immer bei den CHICKS*: laut, schrill, sensibel, einfühlsam, frech und rotzig.

DIANA WESSER & JULIANE MECKERT (Leipzig/Berlin):
WIR KRIEGEN EUCH ALLE!
(Musik/Performance)

Der Hashtag #baseballschlägerjahre macht die Runde und meint die letzten Tage der DDR und die gewaltvollen Jahre, die der Wiedervereinigung folgten. In dieser Zeit waren brutale Überfälle von Rechtsradikalen und Neonazis ostdeutscher Alltag. Doch die Öffentlichkeit nahm nur selten Notiz. Die Künstlerinnen Diana Wesser und Juliane Meckert sprechen mit Zeitzeug*innen über allgegenwärtige Angst und traumatisierende Gewalterfahrung. Es entsteht ein vielschichtiger musikalisch-performativer Abend, der die LOFFT-Bühne in ein Punkkonzert und Fightclub zwischen Plattenbau und Straßenbahn verwandelt.

MOUVOIR / STEPHANIE THIERSCH (Köln):
HELLO TO EMPTINESS
(Tanz/Performance)

Wie begegnen wir der Leere, wenn Mitmenschen, Landschaften oder ganze Spezies verschwinden oder sterben? Wie sehen und fühlen wir diese Lücke und wie hallt dieser Hohlraum nach? Welchen Stellenwert haben Tod und Trauer in unserer westlichen Gesellschaft? Mit internationalen Tänzer*innen und Sänger*innen sowie einem Leipziger Chor der Ältesten erkundet die Kölner Company MOUVOIR um Stephanie Thiersch die Möglichkeit interdisziplinärer Trauerarbeit. Bestehende Trauergesänge und Rituale werden neu gedacht. Die Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Verletzlichkeit und der Umgang mit Trauer münden in ein performativ-musikalisches Bühnenecho.

BOUIZEDKANE / JERAT / KONATÉ / OPOKU / REIMANN / WOLFF (Leipzig/Hannover):
ELFENBEIN
(Performance)

Das koloniale Erbe, emotions- und fleischlos, liegt in Kellern und Archiven, und manchmal lehnt es auch in der Ecke neben dem Kühlschrank. Ein Elfenbeinzahn, der Großvater hat in den 70er Jahren einen Elefanten erschossen, die Enkelin erbt den Zahn. Wem gehört er? Gibt man ihn ins Naturkundemuseum? Bringt man ihn dorthin, wo er herkommt? Wie vererbt sich Kolonialität? Das neu formierte Team aus vier – schwarzen, of color und weißen – Performancekünstler*innen, einer Medienkünstlerin sowie einer Forscherin gehen diesen Fragen in einem performativen Bühnenabend auf den Grund. Gemeinsam fabulieren sie über die koloniale Vergangenheit und ihren eigenen Umgang damit.

PATRICIA CAROLIN MAI (Hamburg):
LUST
(Tanz)

Die Hamburger Choreografin Patricia Carolin Mai versteht Tanz als versöhnende, verbindende und bewegende Maßnahme. Nach langer corona-bedingter Körperabstinenz und Berührungsarmut, führt sie zusammen, was zusammen gehört: Menschen. Kinder treffen auf Jugendliche treffen auf Erwachsene und ergründen in Paartänzen die Lust an körperlicher Berührung. Was macht Berührung mit uns? Was sind die Folgen, wenn diese fehlt? Wann wird Berührung problematisch? Und wie können mehrere Generationen sich über körperbasierte Lust austauschen? Fragen anhand derer Mai zum generationsübergreifenden Tanzabend einlädt.

FARM IN THE CAVE (Prag):
COMMANDER
(Performance)

Ausgehend von der Geschichte eines 13-jährigen Jungen, der eine Neonazi-Online-Gruppe leitete, erforscht das renommierte Prager Ensemble FARM IN THE CAVE die Welt der Online-Foren und sozialen Netzwerke. Anhand von Originaltranskripten aus rechtsradikalen Online-Chats und Videospielen, untersucht die Gruppe verschiedene Prozesse, die zur Radikalisierung junger Menschen führen können. In einem multidisziplinären Abend zwischen Performance, Installation und Film obduziert COMMANDER den Online-Extremismus und die Abhängigkeit unserer heutigen Gesellschaft vom Internet.

POST-ORGANIC BAUPLAN (Leipzig):
AUTOTOMIE III
(Tanz/Performance)

AUTOTOMIE ist die fiktive Geschichte über eine posthumane Co-Evolution mit nicht-organischen Geräten und Roboterprothesen. Im dritten Teil ihrer Reihe beschäftigt sich die Gruppe POST-ORGANIC BAUPLAN mit einer neuen Generation von Prothesen und umkreist offene Fragen über die Beziehung zwischen Mensch und Technologie. Wo sind die Grenzen des menschlichen Körpers? Was gilt in unseren westlich geprägten Gesellschaften als natürlich und was nicht? Diskurse um Posthumanismus und Robotik treffen auf zeitgenössischen Tanz und hinterfragen, welche körperlichen Erfahrungen man in Bezug auf technologische Geräte erreichen kann.

BODYTALK (Münster):
ALTE BEKANNTE // BEKANNTE ALTE
(Tanz)

Einmal Tänzer*in, immer Tänzer*in. In ihrem neuen Projekt widmen sich BODYTALK dem Alter. Mit jungen und alten Performer*innen tanzen sie für die Zukunft – und das ganz ohne Generationenkonflikt. Das Experiment will Alter so zeigen, wie es jenseits gemütlicher Kreuzfahrt-Romantik und behaupteter Enkelglückseligkeit ist: nämlich auch ganz schön – anstrengend! Für alle Menschen, die sich dem eigenen Altern stellen oder ihrer Vergreisung entgegenwirken wollen. Wer Bodytalk kennt, weiß: es wird aufwühlend und bildgewaltig.

Mehr Informationen:
http://www.lofft.de



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