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Gewandhaus zu Leipzig
Gewandhaus zu Leipzig , Quelle: René Jungnickel

Leipziger Gewandhausorchester auf Europatournee 2024

Auf dem Programm stehen ausschließlich Orchesterwerke von Peter Tschaikowski

19.02.2024Kultur
Gewandhaus zu Leipzig

Das Leipziger Gewandhausorchester gastiert unter der Leitung von Gewandhauskapellmeister Andris Nelsons mit Werken von Peter Tschaikowski in Hamburg, Luxembourg, Paris, Amsterdam, Essen und Wien. Als Violinsolist konnte Leonidas Kavakos für die Tournee gewonnen werden. Mit je zwei Konzerten pro Gastspielort wird bei der Tournee das Konzept der Residenz-Aufenthalte fortgeführt, das bereits 2011 mit diesen Konzerthäusern etabliert wurde.

Am 26. Februar 2024 beginnt die Gastspielreise des Gewandhausorchesters durch Europa. Auf dem Programm stehen ausschließlich Orchesterwerke von Peter Tschaikowski. Die Tournee führt in die Elbphilharmonie Hamburg, die Philharmonie Luxembourg, die Philharmonie Paris, das Concertgebouw Amsterdam, die Philharmonie Essen und in den Musikverein Wien. In allen Städten, mit Ausnahme von Essen, gibt das Orchester zwei Konzerte.

Das Tourneeprogramm spiegelt einen aktuellen Saison-Schwerpunkt des Gewandhauskapellmeisters Andris Nelsons wider. In der Saison 2023/2024 nimmt er sich insbesondere den Werken dreier Komponisten an: Im Rahmen der Mendelssohn-Festtage setzte er eine Hommage an den ehemaligen Gewandhauskapellmeister Felix Mendelssohn Bartholdy, mit Gewandhauskomponist Thomas Adès richtet er den Blick auf unsere musikalische Gegenwart und auf dieser Europatournee würdigt er das Werk Peter Tschaikowskis. Auf den beiden Konzertprogrammen stehen u. a. die Sinfonische Ballade »Der Wojewode« und die Fantasie-Ouvertüre zu »Hamlet«, die beide nur selten zu hören sind. Außerdem umfasst das Tourneerepertoire die Sinfonien Nr. 5 und Nr. 6, die das Gewandhausorchester schon häufig mit großem Erfolg auf Tournee gespielt hat.

Über Tschaikowskis 5. Sinfonie sagt Andris Nelsons: »Ich denke, es ist ein unerfülltes Finale. Es steht in E-Dur, trotzdem empfinde ich es so, dass der vierte Satz vom Anfang bis zur Apotheose ein Tanz des Bösen ist. Das klingt jetzt sehr einfach, die Idee ist natürlich der Sieg des Schicksals, aber am Schluss gibt es einen Konflikt. Wir wissen nicht, wie Tschaikowski sich entscheidet. Soll er weiterkomponieren? Soll er sterben? Dieser letzte Satz reflektiert die Konflikte seines Lebens und die Antwort finden wir in der 6. Sinfonie.«

Das Gewandhausorchester und Peter Tschaikowski

Peter Tschaikowski kam im Januar 1888 auf Einladung der Gewandhausdirektion erstmalig nach Leipzig und trat im Laufe dieses Besuches als Dirigent des Gewandhausorchesters auf. Dank dieses Auftritts nahm die Tschaikowski-Rezeption in Deutschland deutlich an Fahrt auf, wie der Komponist selbst bemerkte: »Die Tatsache, dass meine Musik Eingang ins Gewandhaus gefunden hatte, stärkte mein Selbstbewusstsein als Komponist ganz beträchtlich, und es war mir ein schönes Gefühl, grade von Leipzig aus meine Künstlerfahrt beginnen zu können, da dieser Umstand geeignet war, meinem Namen in Deutschland erhebliches Gewicht zu verleihen.« Tschaikowski studierte seine 1. Orchestersuite D-Dur op. 48 mit dem Orchester ein. Zu den Proben schreibt er in seinen Erinnerungen: »Meine Schüchternheit schwand zusehends, die ganze Probe verlief sehr glücklich, und ich nahm die Überzeugung mit mir, dass ich es mit einem Orchester von ungewöhnlicher Qualität zu tun hatte.« Die deutsche Premiere der Orchestersuite wurde am 5. Januar 1888 von Tschaikowski dirigiert.

Während dieses Aufenthalts traf er sich in Leipzig mit verschiedenen Musikern, darunter Brahms, Grieg und Carl Reinecke. In der Oper erlebte er Arthur Nikisch und Gustav Mahler als Dirigenten des Gewandhausorchesters, wobei er sich zunächst insbesondere von Nikisch begeistert zeigte: »Einen wirklichen Begriff von den Glanzleistungen, deren dieser Klangkörper fähig ist, bekommt man erst, wenn man einen Meister seines Fachs wie Nikisch die schwierigen Wagnerschen Partituren interpretieren hört.«

Doch auch schon vor Tschaikowskis Besuch in Leipzig war das Gewandhausorchester mit seiner Musik in Berührung gekommen. Früheste Spuren finden sich im Oktober 1876: Damals standen die Klavierstücke »Lied ohne Worte« und die »Humoreske« auf dem Spielplan. Im Dezember 1882 erklang der erste Satz von Tschaikowskis Violinkonzert gemeinsam mit dem Uraufführungssolisten des Konzertes Adolf Brodsky, der nur wenige Monate zuvor für einen Lehrauftrag an das Leipziger Konservatorium berufen worden war.

Tourneestatistik

In Hamburg gastierte das Gewandhausorchester bereits 27 Mal. Sein Debüt in der Elbphilharmonie gab es 2018 mit Andris Nelsons. Bei diesem Konzert stand ebenfalls Tschaikowskis 6. Sinfonie auf dem Programm. Tschaikowskis 5. Sinfonie wurde vom Gewandhausorchester zuletzt 1980 unter der Leitung von Kurt Masur in Hamburg zur Aufführung gebracht.

In Luxembourg konzertierte das Gewandhausorchester erstmalig 1954 und zuletzt 2019. Insgesamt gab das Orchester in Luxembourg 12 Konzerte. Tschaikowskis 6. Sinfonie wurde zuletzt 1957 in der Interpretation des Gewandhausorchesters in Luxembourg aufgeführt und Tschaikowskis 5. Sinfonie 1997.

Paris war bereits sehr früh ein Ziel von Gastspielreisen des Gewandhausorchesters. Das Orchester konzertierte dort erstmalig 1931 und gab seitdem 48 Konzerte in Paris. Somit gibt es am 3. März 2024 sein 50. Konzert an der Seine.

In Amsterdam gab das Gewandhausorchester erst 8 Konzerte, auch wenn es dorthin bereits seit 1957 tourt, und gibt dort nun am 06. März 2024 sein 10. Konzert, bei dem - wie auch schon 1957 - Tschaikowskis 6. Sinfonie auf dem Programm stehen wird.

Nach dem letzten Konzert in Essen 2019 kehrt das Gewandhausorchester nun ins Ruhrgebiet zurück und gibt dort sein 12. Konzert. Unter Herbert Blomstedt spielte das Orchester bereits 2005 in Essen Tschaikowskis 6. Sinfonie.

Die Wienerinnen und Wiener haben das Gewandhausorchester bereits 70 Mal in ihrer Stadt erleben dürfen. Tschaikowskis 6. Sinfonie wurde dort zuletzt 2013 unter Riccardo Chailly vom Gewandhausorchester aufgeführt.



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