Leipzig zählt weiterhin zu den attraktivsten Wirtschaftsstandorten Deutschlands und ist interessant für Investoren aus dem In- und Ausland. Die aktuelle Standortbefragung von Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Leipzig und Handwerkskammer zu Leipzig – an der sich 291 Mitgliedsunternehmen aus allen Branchen beteiligt haben, zeigt jedoch: Die Bewertung fällt kritischer aus als zur letzten Umfrage 2019.
2025 bewerten nur noch 7 Prozent der Unternehmen den Standort mit „sehr gut“. Im Jahr 2019 waren es noch 15 Prozent. Auch der Anteil der „gut“-Bewertungen ist drastisch von 69 auf 46 Prozent zurückgegangen.
Wichtige Standortfaktoren unter Druck
Einzelne Standortfaktoren haben sich gegenüber der letzten Umfrage 2019 spürbar verschlechtert. Das betrifft besonders den Bereich der Verwaltungsprozesse, das Thema innerstädtischer Verkehr sowie das Niveau der Energiepreise, Gebühren, Abgaben und Steuern.
„Zwar sind Leipzigs kulturelle Vielfalt, das lebendige Zentrum und die hohe Lebensqualität wertvolle Standortvorteile – für Unternehmen ebenso wie für Fachkräfte“, betont Kristian Kirpal, Präsident der IHK zu Leipzig. „Doch diese Attraktivität will finanziert sein – und das Geld dafür erwirtschaften in erster Linie unsere Unternehmen und ihre Beschäftigten. Attraktive Standortbedingungen sind die Grundlage für eine starke Wirtschaft. Und dazu müssen die Kosten für Unternehmen gesenkt werden, unnötige Bürokratie abgebaut und Bearbeitungs- sowie Genehmigungszeiten verkürzt werden.“
„Die wiederkehrenden Diskussionen über den Verkehrsfluss in der Stadt Leipzig spiegeln auch unsere Befragungsergebnisse wider“, so der Präsident der Handwerkskammer zu Leipzig, Matthias Forßbohm. Insbesondere beim innerstädtischen Verkehr und bei der Verfügbarkeit von Parkplätzen und Anlieferzonen sehe man besonders die Diskrepanz zwischen der Zufriedenheit mit der aktuellen Lage und der Relevanz dieser Faktoren für die Ausübung handwerklicher Tätigkeiten.
Grundsätzlich befürworte er die dringend notwendigen Investitionen in die Infrastruktur, um hier wieder eine höhere Zufriedenheit herzustellen. Daher gelte es nun, die bestehenden Stadtratsbeschlüsse – zum Beispiel für die Fahrradstreifen am City-Ring oder die Baumaßnahmen in der Prager Straße – zügig umzusetzen, um den Wirtschaftsverkehr wieder fließen zu lassen.
Investitionen und Wirtschaftsförderung
Die Kammern sehen dringenden Handlungsbedarf. Die Ergebnisse aus Leipzig spiegeln einen bundesweiten Trend wider: Der wirtschaftliche Puls schwächt sich ab. Stadtpolitik und Verwaltung sind
aufgefordert, Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit zu ergreifen. „Unser Haushalt sichert Investitionen und damit Wertschöpfung in der Region und setzt auf starke Wirtschaftsförderung“, so Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig. „Wir leisten damit unseren Beitrag, damit die Wirtschaft wieder anspringt. Wir wissen, wie wichtig eine starke Wirtschaft ist. Nicht nur weil rund ein Viertel unserer Einnahmen aus der Gewerbesteuer stammt – aus der Leistung unserer Unternehmen. Ohne diese Einnahmen keine Ausgaben für Soziales, Kultur, Klimaschutz oder Wirtschaftsförderung. Auch deshalb nehmen wir die Umfrageergebnisse sehr ernst. Wir wollen ein attraktiver Standort für Unternehmen sein.“
„Die Unzufriedenheit mit der Haltung der Verwaltung gegenüber Unternehmen ist uns ein klarer Auftrag“, unterstreicht Clemens Schülke, Bürgermeister und Beigeordneter für Wirtschaft, Arbeit und Digitales. „Wir müssen und wollen wirtschaftsnah denken und wirtschaftsfreundlich handeln. Wir müssen weg von der Frage ‚Was muss der Antragsteller uns noch liefern?´ hin zu ‚Wie kann ich den Investor unterstützen, den Prozess abkürzen?´. Denn auch als Verwaltung stehen wir im Wettbewerb mit anderen Städten und Kreisen; ein wirtschaftsfreundlicher Ruf entscheidet mit darüber, ob Betriebe wachsen oder sich neu ansiedeln. Das ist unser gemeinsamer Auftrag.“
Zur Methodik:
Für die Umfrage zur Standortzufriedenheit befragten die Industrie- und Handelskammer zu Leipzig und die Handwerkskammer zu Leipzig insgesamt 291 Mitgliedsunternehmen aller Branchen und Größenklassen. Die Befragung fand im Zeitraum von November 2024 bis Januar 2025 statt. Die Unternehmen wurden gebeten, ihre Einschätzung zu Relevanz und Zufriedenheit mit verschiedenen Standortfaktoren abzugeben.