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Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Leipzig
Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Leipzig , Quelle: LEIPZIGINFO.DE

Konjunkturprognose zum Jahresbeginn 2022 im IHK-Bezirk Leipzig

Vierte Corona-Welle, Lieferengpässe und Kostenexplosion bremsen Konjunkturerwartung spürbar

09.02.2022Wirtschaft
Industrie- und Handelskammer zu Leipzig

Die wirtschaftliche Erholung im IHK-Bezirk Leipzig wurde durch die nunmehr vierte Corona-Welle im letzten Quartal 2021 zum wiederholten Male ausgebremst. Die noch im Herbst 2021 erkennbare kräftige Stimmungsaufhellung hat mit den erneuten Einschränkungen der wirtschaftlichen Aktivitäten einen empfindlichen Rückschlag erhalten. Sowohl die Lagebeurteilungen als auch die Geschäftserwartungen der Unternehmen haben sich wieder eingetrübt. Der IHK-Geschäftsklima-Index fällt aktuell auf 117 Punkte.

Zu diesem Ergebnis kommt die Konjunkturbefragung der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Leipzig zum Jahresbeginn 2022, an der sich 644 Unternehmen aller Branchen und Größenklassen mit insgesamt fast 37.000 Beschäftigten beteiligt haben. Die Befragung fand im Zeitraum 13. Dezember 2021 bis 16. Januar 2022 statt.

Kristian Kirpal, Präsident der IHK zu Leipzig: „Auch zwei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie beinträchtigen Auflagen und Einschränkungen die regionale Wirtschaft immer noch schwer. Außerdem sind aktuell fast drei Viertel der Unternehmen, die sich im Leipziger IHK-Bezirk an der Konjunkturumfrage beteiligt haben, nennenswert von Lieferengpässen sowie Preisanstiegen bei Rohstoffen, Vorprodukten bzw. Energie betroffen. Daher ist die Politik jetzt dringend aufgefordert, der Konjunktur in das Frühjahr hinein auf die Sprünge zu helfen. Dazu gehören die weitere Rücknahme der Corona-Beschränkungen für alle Branchen sowie eine deutliche Entlastung bei den Energiepreisen, etwa durch die Abschaffung der EEG-Umlage bereits im Jahr 2022. Auch die geplante weitere und deutliche Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns auf 12 Euro schon zum 1. Oktober dieses Jahres muss noch einmal auf den Prüfstand, um die starke Kostenbelastung der Unternehmen abzufedern.“

Geschäftslage: Dessen Saldo verringert sich um zehn auf nunmehr 28 Prozentpunkte. Zwischen den Wirtschaftsbranchen sind dabei jedoch nach wie vor deutliche Unterschiede auszumachen. Von einer normalen Geschäftstätigkeit sind viele Branchen – auch zwei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie – noch weit entfernt.

Erwartungen: Nicht nur die Lage, auch ihre Geschäftsaussichten haben die Unternehmen nach unten korrigiert. Vor allem der Anteil der pessimistisch gestimmten Betriebe steigt auf 18 Prozent. Im Ergebnis hat sich der Saldo aus positiven und negativen Geschäftserwartungen gegenüber der Herbstumfrage von 15 auf 7 Prozentpunkte mehr als halbiert. Somit dürfte sich die konjunkturelle Erholung 2022 mit einer geringeren Dynamik fortsetzen als noch 2021 erhofft.

Investitionen: Auf die Investitionsaktivitäten der Unternehmen hat sich die momentane Stimmungseintrübung kaum ausgewirkt. Die Betriebe halten weitestgehend an ihren Investitionsplanungen vom vergangenen Herbst fest. Der Investitionssaldo liegt bei 13 Prozentpunkten. Abgesehen von notwendigen Ersatzbeschaffungen investieren die Unternehmen verstärkt in Innovationen. Auch die Ausgaben für den Umweltschutz steigen.

Personal: Trotz der aktuell gebremsten konjunkturellen Entwicklung bleibt die Personalnachfrage hoch. 26 Prozent der Unternehmen planen, 2022 neue Mitarbeiter einzustellen; 13 Prozent wollen Personal abbauen. Gleichzeitig haben immer mehr Unternehmen Probleme bei der Besetzung ihrer offenen Stellen. Zwar ist die coronabedingte Kurzarbeit zuletzt wieder angestiegen, der Arbeitsmarkt insgesamt erweist sich jedoch als sehr robust.

Risiken: Aufgrund umfangreicher Risiken bleibt die Verunsicherung innerhalb der Unternehmerschaft hoch und dämpft die Erwartungen zusätzlich. Neben dem unsicheren Pandemieverlauf bremsen die globalen Auswirkungen der Coronakrise die konjunkturelle Erholung. Insbesondere die seit Monaten andauernden Lieferengpässe sowie stark gestiegene Energie-, Rohstoff- und Kraftstoffpreise beeinträchtigen das Stimmungsbild.

So wird über alle Wirtschaftsbereiche hinweg die „Entwicklung der Energiepreise“ aktuell am häufigsten als Risikofaktor genannt und der „Fachkräftemangel“ von der Spitzenposition abgelöst. Die „Arbeitskosten“ belegen nunmehr den dritten Rang, dicht gefolgt von der „Entwicklung der Rohstoff- sowie der Kraftstoffpreise“. Überblick zu den einzelnen Wirtschaftsbereichen

Industrie: Die Lage der hiesigen Industrieunternehmen hat sich leicht verbessert. Über die Hälfte der Firmen melden aktuell eine gute Geschäftslage. Dagegen sind die Geschäftsaussichten gesunken und eher zurückhaltend. Nach wie vor belasten Lieferengpässe von Materialien und Vorprodukten sowie die stark gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise den Produktionsablauf. Trotz einer insgesamt hohen Nachfrage gerät die Industriekonjunktur somit ins Stocken.

Baugewerbe: Die Baubranche kann insgesamt auf ein erfolgreiches Jahr 2021 zurückblicken. Die Lagebeurteilungen belegen per saldo immer noch die Spitzenposition unter allen befragten Wirtschaftsbereichen. Hinsichtlich ihrer Erwartungen geht der Großteil der Betriebe von einer eher gleichbleibenden Geschäftsentwicklung aus. Damit bleibt das Baugewerbe auch 2022 eine Stütze der hiesigen Konjunkturentwicklung. Dienstleistungen: Die Situation im Dienstleistungsgewerbe ist nach wie vor differenziert. Während sich diese in den personennahen Dienstleistungsbranchen aufgrund von Schließungsanordnungen bzw. Zugangsbeschränkungen zuletzt wieder verschlechterte, können viele unternehmensnahe Dienstleistungen eine positive Geschäftsbilanz ziehen. Die Prognosen sind insgesamt zuversichtlich, und es ist zu erwarten, dass der eingeschlagene Wachstumskurs auch 2022 intakt bleibt. Viele personennahe Dienstleister werden indes immer noch ausgebremst und warten sehnsüchtig auf ein Ende der Corona-Restriktionen.

Einzelhandel: Auch im Einzelhandel ist das Stimmungsbild gespalten. Aufgrund der Ende 2021 coronabedingt wieder verschärften Zugangsbeschränkungen (3G/2G) für große Teile des stationären Handels und den damit verbunden massiven Umsatzrückgängen hat sich die Geschäftslage deutlich verschlechtert. Da ein Ende der Einschränkungen nicht erkennbar ist, fallen die Erwartungen derzeit ebenfalls eher skeptisch aus. Im Gegensatz dazu boomt der Onlinehandel. Hier bleiben die Wachstumsperspektiven intakt.

Großhandel: Die Situation im Großhandel hat sich in den vergangenen Monaten kaum verändert. Mehr als doppelt so viele Unternehmen melden eine gute gegenüber einer schlechten Lage. Hinsichtlich der Geschäftsaussichten bleiben die Großhändler – wie schon im Vorjahr - eher zurückhaltend. Die globale Versorgungslage mit Rohstoffen und Vorleistungsprodukten bleibt angespannt. Viele Händler kämpfen nach wie vor mit logistischen Problemen.

Verkehrsgewerbe: Obwohl die im Herbst 2021 erkennbare kräftige konjunkturelle Aufwärtsbewegung zuletzt einen Dämpfer erhielt, hat sich die Situation im Jahresvergleich erheblich verbessert. Die Geschäftsprognosen fallen ebenfalls recht erfreulich aus. Dies ist umso erstaunlicher, da die Kraftstoffpreise mittlerweile auf Rekordhöhe geklettert sind. Der Prognose-Saldo erreicht – neben dem Dienstleistungsgewerbe – das beste Ergebnis aller Wirtschaftsbereiche.

Gast- und Tourismusgewerbe: Aufgrund der seit Wochen geltenden 2G oder 2G Plus-Zugangsregelungen, Kontaktbeschränkungen und Veranstaltungsverbote hat sich die Lage der meisten Unternehmen – nach einer nur kurzen Erholungsphase – wieder drastisch verschlechtert. Ein dramatischer Stimmungsabsturz ist die Folge. Da die pandemische Entwicklung keine zeitnahe Besserung verspricht und zeitnahe Öffnungsperspektiven der Corona-Beschränkungen fehlen, fallen auch die Geschäftsprognosen sehr düster aus. Die Salden zu den Geschäfts- und Umsatzerwartungen liegen deutlich im negativen Bereich.

Detaillierte Ergebnisse zu den einzelnen Wirtschaftsbereichen sowie gesonderte Auswertungen für die Landkreise Nordsachsen und Leipzig finden Sie online unter:
www.leipzig.ihk.de/konjunktur



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