Wie kaum ein anderer Musiker prägt Johann Strauß (Sohn) die Musikgeschichte Wiens und brannte sich mit seinen unsterblichen Melodien ins kollektive musikalische Weltgedächtnis ein. Walzer und Wien gehören seither ebenso zusammen wie Wien und Sachertorte.
Was heute als eine Reminiszenz an die „gute alte Zeit“ erscheinen mag, war im bürgerlichen Wien des 19. Jahrhunderts revolutionär, war gleichsam die Befreiung aus dem Korsett. Denn der Walzer kann nur mit sehr engem Körperkontakt und mit Körperdehnungen getanzt werden. Eine Nähe, die im Bürgertum jener Zeit verpönt war und eine Haltung, die im Korsett nahezu unmöglich ist. Der nur knapp hundert Jahre vor Johann Strauß jr. aufkommende schnelle Rundtanz war bis dahin lediglich in ländlichen Gebieten verbreitet und galt den Bürgern als anrüchig. Johann Strauß holte ihn in die Stadt und traf damit den Nerv des hochgeschnürt korsettierten Wiener Bürgertums. Schnell entwickelte sich mit der Verbreitung des rauschhaften Tanzes ein ebenso rauschhaft einträgliches Geschäftsmodell mit Tanzsälen und Tanzveranstaltungen, die es erlaubten - unter dem Deckmantel der neuen Choreografie – dem Tanzpartner ohne schlechtes Gewissen auch in der Öffentlichkeit nahe sein zu können. Johann Strauß´ Musik wirkte zu seinen Lebzeiten wie ein Befreiungsschlag der moralisch stark eingeengten bürgerlichen Gesellschaft. Die nachhaltige Wirkung dieses Ventils machte Johann Strauß (Sohn) zu einem der erfolgreichsten Musiker aller Zeiten und zum „Walzerkönig“.
Das Gewandhausorchester unter der Leitung des gebürtigen Linzer Franz Welser-Möst heizt dem Open Air Publikum mit einer Hommage an Johann Strauß (Sohn) nun ordentlich ein und spielt dem Komponisten ein Ständchen zum 200. Geburtstag: Im schönsten Freiluft-Konzertsaal Leipzigs, dem Rosental, erklingen berühmte und weniger berühmte Polkas, Galopps und Walzer, die die Fantasie für Violine und Orchester von Max Bruch einrahmen. Den Solopart interpretiert Nikolaj Szeps-Znaider.
Am Samstag, 16 Uhr, wird der Familiennachmittag vom Gewandhaus Brass Quintett gestaltet. Das Gewandhaus-Open-Air-Event zu
familientauglicher Uhrzeit, das in jedem Jahr Groß und Klein begeistert, präsentiert in diesem Jahr Leonard Bernsteins „West Side Story“ (bearb. für Blechbläserquintett von Jack Gale). Das Orchester verabschiedet sich zum Ende der Konzertsaison mit diesen beiden Open Air Konzerten in die Sommerpause und rauscht gemeinsam mit dem Publikum walzerselig in zwei lauen Sommernächten beschwingt dem Sonnenuntergang entgegen.
„Die Musik von Johann Strauß jr. ist pure Lebensfreude, mit der das Gewandhausorchester das Publikum in diesem Jahr beschenkt. Gemeinsam mit unseren Partnern, ohne die „Klassik airleben“ nicht möglich wäre, laden wir die Besucherinnen und Besucher ein, sich den Polka- und Walzerrhythmen hinzugeben und beschwingte Augenblicke in Leipzigs größtem Freiluft- Ballsaal zu genießen“, freut sich Gewandhausdirektor Andreas Schulz.
Um dieses unvergleichliche Open-Air-Event bei freiem Eintritt realisieren zu können bedarf es starker Partner. Möglich wird »Klassik airleben« durch den Präsentator Porsche Leipzig sowie mit freundlicher Unterstützung der Leipziger Gruppe, GP Papenburg AG, Gerhard D. Wempe GmbH & Co. KG (Filiale Leipzig), Adina Hotels Leipzig GmbH, Verbundnetz Gas AG, Krostitzer Brauerei, Alpha ISE GmbH, Goldschmidt Holding, LBBW und Saxonia Network System
„Kultur für alle zugänglich zu machen, ist ein Ziel, das wir bei Porsche mit großer Überzeugung verfolgen. Als Teil der Stadt Leipzig möchten wir uns aktiv in das gesellschaftliche Leben einbringen. Deshalb unterstützen wir »Klassik airleben« in diesem Jahr bereits zum zehnten Mal als Präsentator – eine Herzensangelegenheit für uns“, sagt Gerd Rupp, Vorsitzender der Geschäftsführung der Porsche Leipzig GmbH.
Das erste Rosental-Konzert wurde 2003 als Abschluss-Open-Air des Gewandhaustages in den Park verlegt, weil der Markt wegen der Citytunnel-Bauarbeiten als Spielort nicht nutzbar war. Zugleich feierte der nebenan gelegene Zoo sein 125. Jubiläum, dem das Konzert gewidmet wurde. Sowohl 2003 als auch 2004 dirigierte Herbert Blomstedt die Open-Air-Konzerte im Rosental – damals noch eingezäunt und mit Ticketverkauf. Das Event entwickelte sich zum festen Abschluss der Gewandhaus-Saison, musste zwischenzeitlich aber wegen drastischer Mittelkürzungen in den Jahren 2011, 2012 und 2013 abgesagt werden. Seit dem Einstieg von Porsche als Sponsor im Jahr 2014 gibt es »Klassik airleben« im Rosental bei freiem Eintritt. Im Jahr 2024 ist es nun also das 15. Jahr seit 2003, dass das Gewandhaus die Konzerte im Rosental veranstaltet, wo das Gewandhausorchester – inklusive 2024 - insgesamt 29 Konzerte gespielt hat.
27./28. Juni 2025
20:30 Uhr | Leipzig Rosental
Klassik airleben
Gewandhausorchester
Nikolaj Szeps-Znaider Violine
Franz Welser-Möst
Malte Arkona Moderation
Johann Strauß (Sohn)
Fest-Polonaise op. 352
(»Kaiser-Wilhelm-Polonaise«)
Max Bruch
Fantasie für Violine und Orchester op. 46
(»Schottische Fantasie«)
Johann Strauß (Sohn)
Csárdás aus der Oper »Ritter Pásmán« op. 441
Bei uns z' Haus – Walzer op. 361
Furioso-Polka op. 260
Frühlingsstimmen - Walzer op. 410
28. Juni 2025
16 Uhr | Leipzig Rosental
Familiennachmittag
Gewandhaus Brass Quintett
Leonard Bernstein
West Side Story
(bearb. für Blechbläserquintett von Jack Gale
Ouvertüre zur Operette »Der Zigeunerbaron«