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Mendelssohn-Orchesterakademie des Leipziger Gewandhausorchesters, Nick Putzmann
Mendelssohn-Orchesterakademie des Leipziger Gewandhausorchesters, Nick Putzmann

Joseph Haydns letztes Werk im Audioplayer des Leipziger Gewandhausorchesters

Streichquartett d-Moll Hob. III/83 ab 15. Februar 2022 um 12 Uhr

14.02.2022Kultur
Gewandhaus zu Leipzig

Auch wenn der Spielbetrieb im Gewandhaus seit 17. Januar 2022 wieder aufgenommen werden konnte, setzen wir die Audiostreams auf  www.gewandhausorchester.de fort. Noch immer können oder wollen nicht alle interessierten Konzertgäste ins Gewandhaus kommen; sei es, weil die Platzkapazität beschränkt ist oder weil die Gäste vorsichtig sind, sich in größeren Menschengruppen zu bewegen. Es gibt also weiterhin gute Gründe, mit dem Audiostream neu produzierte Musik zu den Menschen zu bringen. Ab 15. Februar 2022 ist im Audioplayer ein Streichquartett aus den Reihen der Mendelssohn-Orchesterakademie des Gewandhausorchesters zu hören, das das letzte Streichquartett von Joseph Haydn interpretiert.

Der Publikation seines letzten Streichquartetts d-Moll Hob. III/83 im Jahr 1806 ließ Joseph Haydn eine kleine Melodie über die Worte Hin ist alle meine Kraft, alt und schwach bin ich beifügen, einen Satz, den er in seinen letzten Lebensjahren kultivierte. Die Melodie hätte womöglich Eingang in den Finalsatz des Streichquartetts gefunden, jedoch war Haydn dessen Vollendung nicht mehr vergönnt. Lediglich einen 2. (Andante grazioso) und 3. Satz (Menuetto ma non troppo presto) hatte Haydn im Jahr 1803 niedergeschrieben und fand bis zu seinem Tod im Jahr 1809 keine Kraft mehr, das Quartett zu vollenden. Alle Themen im Andante führen in neue tonartliche Fortschreitungen – vom B-Dur des verklärten ersten Themas über das im geheimnisvollen pianissimo-Unisono beginnende Ges-Dur-Thema und ein kanonisch einsetzendes cis-Moll-Thema wieder zu B-Dur. Solcherlei gewagte Harmonien und Modulationen weisen geradewegs auf die späten Streichquartette Beethoven voraus. Lehrer und Schüler teilten zu dem Zeitpunkt einen wichtigen Mäzen, den Fürsten Franz Joseph Maximilian von Lobkowitz. Letzterer hatte Haydn 1799 mit der Komposition von sechs Streichquartetten beauftragt, von denen Haydn allerdings nur zwei vollendete (op. 77 Nr. 1 und 2). Als Haydn sich 1803 mit dem dritten Quartett der Reihe beschäftigte, hatte Beethoven dem Fürsten bereits seine sechs Quartette op. 18 von 1801 zugedacht. Vielleicht ist es ein Zeichen der Kapitulation vor einer neu beginnenden Ära, dass Haydn sein Fragment umwidmete und es 1806 mit einer Notiz an den Grafen Moritz Fries veröffentlicht wurde.

Ein weiteres Ensemble der Mendelssohn-Orchesterakademie ist ab 11.03.2022 im Audiostream zu hören: Ein Bläserquintett spielt Sergej Prokofjews Quintett g-Moll für Oboe, Klarinette, Violine, Viola und Kontrabass, op. 39

Joseph Haydn
Allerletzte Klänge
ab 15. Februar 2022, 12 Uhr im Audioplayer auf www.gewandhausorchester.de

Joseph Haydn (1732-1809)
Streichquartett d-Moll Hob. III/83

Andante grazioso
Menuetto ma non troppo presto

Nathalie Schmalhofer, Violine
Sona Arzumanyan, Violine
Paula Mengel, Viola
Felicia Hamza, Cello
(Musikerinnen der Mendelssohn Orchesterakademie)



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