Wo sich einst die DDR-Staatsspitze mit hochrangigen Vertretern aus internationaler Politik und Wirtschaft traf, ist nun ein modernes Wohnensemble für Singles, Paare und Familien entstanden: Mit viel Liebe zum Detail hat die LEWO Unternehmensgruppe das ehemalige, denkmalgeschützte DDR-Luxushotel „Gästehaus am Park“ am südlichen Rand des Leipziger Musikviertels erfolgreich zu Wohnzwecken saniert und um einen Neubau ergänzt. Die letzten der insgesamt 118 mietbaren Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen wurden heute während eines „Summer-Ending-Events“ in Anwesenheit von 200 geladenen Gästen offiziell an die Eigentümer übergeben. In diesem Rahmen erfolgte darüber hinaus die Einweihung des imposanten restaurierten Wandreliefs von Bernhard Heisig (Leipziger Schule) sowie die Vorstellung eines Kunst-am-Bau-Projektes durch den Leipziger Künstler Kaeseberg.
Stephan Praus, Vorstand der LEWO, ordnet die Bedeutung dieses besonderen Projektes für Leipzig und sein Unternehmen ein: „Gerade die richtig schwierigen Dinge machen Spaß, getreu dem Motto: Wenn es einfach wäre, könnte es Jeder! So ein herausragendes DDR-Bauwerk war eine richtig schöne Aufgabe für uns. Wir sind unfassbar stolz darauf, ein so besonderes Projekt gemeinsam mit einem großartigen Team an Mitarbeitern und Partnern umgesetzt zu haben. Das muss gefeiert werden und dazu laden wir herzlich ein.“
Seit 2020 hat die LEWO das frühere „Gästehaus des Ministerrates und Politbüros der DDR“ – so der offizielle Name – behutsam revitalisiert und aufgestockt. Nach einem Entwurf des Büros homuth+trappe architekten errichtete der Leipziger Projektentwickler auf dem circa 10.350 Quadratmeter umfassenden Gesamtgrundstück zwischen Schwägrichen- und Karl-Tauchnitz-Straße außerdem eine Tiefgarage mit 98 Stellplätzen sowie im nordwestlichen Teil ein neues siebengeschossiges Mehrfamilienhaus.
Ein wesentliches Ziel der Projektumsetzung war die Verbindung von Tradition und Moderne. Sichtbares Zeugnis dafür ist neben der originalgetreuen Fassadengestaltung das sechs Meter lange Wandrelief, das der Leipziger Maler und Grafiker Bernhard Heisig (1925–2011) im Jahr 1969 in der 400 Quadratmeter großen Eingangshalle vollendet hatte. Professor Dr. Frank Zöllner vom Institut für Kunstgeschichte der Universität Leipzig erklärt: „Das Gipsrelief im ehemaligen Gästehaus des Ministerrats der DDR in Leipzig ist das größte und ungewöhnlichste Werk von Bernhard Heisig, von dem man vor allem expressive Ölgemälde kennt – beispielsweise sein Porträt von Helmut Schmidt in der sogenannten Kanzlergalerie im Bundeskanzleramt in Berlin. Es zeichnet sich durch eine bemerkenswert modernistische Formensprache aus.“
Die Restauratorin und Designerin Doreen Feja aus Torgau hat das Heisig-Relief in mühevoller Kleinstarbeit und enger Kooperation mit der unteren Denkmalpflege Leipzig gründlich gereinigt, von Graffiti befreit und aufwendig rekonstruiert. Sie sagt: „An so einem besonderen Projekt mitarbeiten zu dürfen, war eine tolle Herausforderung. Als unter den Graffiti langsam die historische Fassung zum Vorschein kam, war das sehr beeindruckend."
Anlässlich des „Summer-Ending-Events“ wurde auch das Kunst-am-Bau-Projekt „transformation.futur“ des lokalen Künstlers Kaeseberg präsentiert: Drei großformatige Lichtskulpturen zieren nun das als Treffpunkt der Bewohner dienende Foyer und lenken in Titel, Form und künstlerisch-inhaltlicher Intention den Fokus auf den Wandel von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Des Weiteren stellen sie eine kreative Auseinandersetzung mit Architektur und Geschichte des Gebäudes dar.
Das Kunstwerk entstand in den Jahren 2019 bis 2023 als Auftragsarbeit der LEWO. „Die Installation versteht sich als aktuelle künstlerische Intervention in der original wiederhergestellten Eingangshalle dieses früheren Gästehauses des DDR-Ministerrates und tritt gleichzeitig als zeitgenössische künstlerische Position in den Dialog mit dem ebenfalls im Foyer befindlichen restaurierten Wandrelief des Künstlers Bernhard Heisig, welches schon der Kunstgeschichte zuzuordnen ist“, so Kaeseberg.
Das „Gästehaus am Park“, bestehend aus einem sechsgeschossigen Zeilenbau und einem zweigeschossigen Flachbau, wurde 1968 feierlich eröffnet. Vor allem zu Messezeiten nutzte die DDR-Staatsspitze den nichtöffentlichen Gebäudekomplex, in dem auch Speise- und Kinosäle untergebracht waren. Bekannt wurde die Nobelherberge 1983 durch den Besuch des bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, der – so sagt man – im abhörsicheren Keller des Hauses mit SED-Chef Erich Honecker einen Milliardenkredit für die fast bankrotte DDR aushandelte. Nach der Wende wurde der markante Betonbau kurzzeitig als Hotel genutzt, bis die Treuhand ihn 1995 verkaufte. Danach verfiel das Objekt viele Jahre lang und wurde zum Lost Space.