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Foto: DOK Leipzig
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DOK Leipzig zeigt Filme zum Klimaaktivismus

Außerdem: Hommage an die serbische Filmemacherin Mila Turajlic sowie facettenreiche Auswahl narrativer und experimenteller Animationsfilme

08.09.2022Veranstaltungen
DOK Leipzig

Eine Vielzahl globaler und lokaler Protestbewegungen hat wesentlich dazu beigetragen, die sich zuspitzende Klimakrise ins Zentrum gesellschaftlicher Debatten zu rücken.

In der 65. Festivalausgabe präsentiert DOK Leipzig zwei Reihen mit Filmen, die sich mit diesem Klimaaktivismus auseinandersetzen: ob an Londoner Verkehrsknotenpunkten („Rebellion“, 2021), in den Baumwipfeln des Dannenröder Forsts („Barrikade – Bilder einer Waldbesetzung“, 2021), in der argentinischen Salzwüste („Oro Blanco“, 2018) oder in den Wäldern der philippinischen Insel Palawan („Delikado“, 2022). Als Auftakt der Filmreihe „Zeit zu handeln! Our House Is on Fire“ wird am Freitag vor dem Festival der Dokumentarfilm „Rebellion“ in einer kostenlosen Preview gezeigt (14. Oktober 2022, 19 Uhr, Cinémathèque Leipzig). Der Film porträtiert die Umweltschutzbewegung „Extinction Rebellion“.

Die Reihe „Re-Visionen“ ergänzt diesen Themenfokus. Unter dem Titel „Wer Wind sät, wird Sturm ernten“ nimmt sie die Auswirkungen der Klimakrise im Globalen Süden in den Blick und bringt zwei ehemalige Festivalfilme zur Wiederaufführung, die nichts von ihrer Aktualität eingebüßt haben. „New Eldorado“ (2004) erzählt von drohender Umweltverschmutzung sowie Zwangsumsiedelung durch den Goldabbau in Rumänien. „Are You Listening!“ (2012) eröffnete vor zehn Jahren DOK Leipzig und porträtiert die Bewohner*innen eines Dorfes in Bangladesch, das durch Überschwemmungen zerstört wurde.

Die Hommage ist in diesem Jahr der renommierten serbischen Dokumentarfilmerin Mila Turajlićgewidmet. Im Zentrum ihrer Werke stehen die Geschichte Jugoslawiens und der sogenannten Blockfreien Staaten, die sie entlang der Schnittstellen von nationalem Gedächtnis, persönlichen Erinnerungen und Found Footage erkundet. Mithilfe vielfältiger künstlerischer Formen – von Lecture Performances über Videokunst bis hin zum Essayfilm – versucht sie, dem Verschwinden der kollektiven Erinnerungen an ihr Herkunftsland entgegenzuwirken. Das Programm umfasst ihre international bekannten Produktionen „Cinema Komunisto“ (2010) und „The Other Side of Everything“ (2017) sowie den von Turajlić als Ergänzung ausgewählten Film „Innocence Unprotected“ (1968) des bereits verstorbenen jugoslawischen Regisseurs Dušan Makavejev. In ihrer Meisterklasse diskutiert sie Strategien des künstlerisch forschenden Filmemachens und ihre Faszination für Archive.Mila Turajlić ist außerdem mit ihrem neuen Dokumentarfilm im Internationalen Wettbewerb vertreten.

Gleich vier inhaltlich wie technisch sehr facettenreiche Filmreihen widmen sich der Animationskunst. Neben klassischen Animationstechniken und linearen Erzählformen sind zahlreiche experimentelle Arbeiten zu sehen, in denen sich die Grenzen zwischen Animation, Bildender Kunst, Dokumentarfilm und Performance auflösen.

Die Reihe „Slowenische Animation. Die Eroberung des poetischen Raums“ versammelt herausragende zeitgenössische Animationskurzfilme aus Slowenien. Arbeiten der international bekannten Filmemacherin Špela Čadež stehen dabei im Fokus: Gezeigt werden unter anderem die Puppenanimation „Lovesick“ (2007), das kurze Schattenspiel „Last Minute“ (2010), die beiden Cutout-Animationen „Nighthawk“ (2016) und „Steakhouse“ (2021) sowie ein Puppentrick-Recap der Netflix-Serie „Orange Is the New Black“. Weiterhin sind etwa die 3D-Animation „The Box“ (2017) von Dušan Kastelic, der als Meister dieses Verfahrens gilt, und Arbeiten der Nachwuchstalente Leo Černic und Miha Reja zu sehen. In einer Meisterklasse wird Špela Čadež einen Einblick in ihren Arbeits- und Ideenfindungsprozess geben.

Ausgangs- und Mittelpunkt der Filmreihe „Tanz in der Dunkelheit. Hysteresis & Kompanie“ bildet die neueste Arbeit des renommierten Animationskünstlers Robert Seidel, die am 21. Oktober in der Leipziger Schaubühne Lindenfels präsentiert wird: „Hysteresis“ (2021). In der Liveperformance verschmelzen die Bewegungen der queeren australischen Tänzerin Tsuki und die KI-basierte Animation von Zeichnungen Robert Seidels zur Musik des Soundartisten Markus Popp alias Oval. In ihrer Verortung zwischen diesen unterschiedlichen Kunstformen eröffnet die experimentelle Arbeit einen Raum für vielfältige Assoziationen. Ein ausführliches Publikumsgespräch widmet sich der Entstehung des Werks. Im Vorfeld der Performance ist ein von André Eckardt und Robert Seidel kuratiertes Programm mit Arbeiten anderer Künstler*innen zum Verhältnis von Körper, Bewegung und Animation zu sehen.

In der vierten Ausgabe des dialogischen Formats Animation Perspectives“ kommen die Regisseurinnen Veneta Androva und Tang Han über ihr künstlerisches Schaffen ins Gespräch. Gezeigt werden dabei unter anderem zwei Werke aus den letzten beiden Jahrgängen von DOK Leipzig: Veneta Androvas computeranimierte Zukunftsfiktion „AIVA“ (2020), in der männlicher Ingenieursgeist auf absurde Weise eine geschlechtliche Gleichberechtigung im Kunstmarkt programmieren will, sowie Tang Hans Arbeit „Pink Mao“ (2020), eine humorvolle Analyse des 100-Yuan-Scheins, die mit einer Silbernen Taube ausgezeichnet wurde. Mit ironischer Distanz setzen sich beide Künstlerinnen mit gesellschaftlichen Rollenbildern auseinander und werfen die Frage auf, was unter dem Begriff „Animationsfilm“ verstanden werden kann. So grundverschieden ihre künstlerischen Handschriften auch sein mögen: In ihrer interdisziplinären Grundhaltung, die sich in den Grenzbereichen der Animation bewegt, finden sich Parallelen.

Nicht zuletzt widmet sich DOK Leipzig mit der Reihe „Seelendinge. Durch die Höllen der Animation“ Filmen, die sich lustvoll dem Verstörenden und Verdrängten hingeben. Das Programm entstand rund um den 2021 beim Festival gezeigten Kurzfilm „Ding“ (2021) des Animationskünstlers Malte Stein. Neben diesem Film versammelt die von Malte Stein und André Eckardt kuratierte Reihe zwölf weitere, die das Publikum mit den eigenen diffusen Ängsten konfrontieren. Immer wieder stehen Figuren im Zentrum, deren Konflikte aus Kindheit und Jugend im Erwachsenenleben nachhallen. Unter anderem mit dabei: ein Musikvideo von Björk, eine verfilmte Kurzgeschichte von Charles Bukowski, ostasiatische Animationskunst sowie Filme von David Lynch und Jan Švankmajer.

DOK Leipzig dankt dem Slowenischen Kulturinformationszentrum in Berlin und dem Slovenian Film Centre für die Unterstützung der Filmreihe „Slowenische Animation – Die Eroberung des poetischen Raums“.



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