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Zeichnung: Megalodonmaul, Copyright: Naturkundemuseum Leipzig
Zeichnung: Megalodonmaul, Copyright: Naturkundemuseum Leipzig

Direktor des Naturkundemuseums Leipzig veröffentlicht neue Studienergebnisse

Urzeit-Hai Megalodon wurde bis zu 20 Meter lang

19.03.2021Wissenschaft
Naturkundemuseum

Seit mehr als 100 Jahren wird über die Größe des ausgestorbenen Megazahn-Hais Otodus megalodon diskutiert, eine Studie von Museumsdirektor Dr. Ronny Maik Leder, durchgeführt am Florida Museum of Natural History der Universität von Florida, gibt nun Antworten. Gemeinsam mit Dr. Victor J. Perez, Kurator am Calvert Marine Museum in den USA, und dem französischen Hobby-Paläontologen Teddy Badaut gingen die Forscher der Frage nach, ob der imposante Makropredator mit den riesigen, klingenartigen Zähnen tatsächlich der größte Hai war, der jemals gelebt hat und wie groß er werden konnte.

Da bis heute kein vollständiges Skelett von Otodus megalodon geborgen werden konnte, ist die Länge des Hais nicht einfach zu messen. Der Fossilienbestand von Megazahn-Haien besteht überwiegend aus isolierten Zähnen und seltenen Wirbelkörpern, die die Grundlage aller bisherigen Methoden zur Schätzung der Körperlänge bildeten. In der kürzlich veröffentlichten Studie wurde nun die Genauigkeit gängiger Methoden zur Schätzung der Körperlänge auf den Prüfstand gestellt, wobei die vollständigsten fossilen Belege verwendet wurden, die zur Verfügung stehen – sogenannte assoziierte fossile Gebisse. Dabei handelt es sich um extrem seltene Zahnreihen, die jeweils von einem Individuum stammen. Die Studie fand ein eindeutiges Muster, bei dem Frontzähne zu kleineren Körperlängenschätzungen führten als Seitenzähne. Das impliziert, dass bei den bisher verwendeten Methoden die Zahnpositionen einen extrem starken Einfluss auf die resultierende Körperlänge haben.

Um diese potenziellen Verzerrungen zu umgehen, wurde eine neuartige Methode zur Schätzung der Körpergröße vorgeschlagen, die auf der summierten Breite aller Zähne einer Reihe pro Kiefer in assoziierten fossilen Gebissen basiert. Bei Haien besteht eine direkte Abhängigkeit zwischen der Breite der Kiefer und der Länge des Hais. Die Kieferbreite ist nun wiederum direkt abhängig von der aufsummierten Zahnbreite aller Zähne einer Zahnreihe. Bei der neuen Methode wird davon ausgegangen, dass das Verhältnis der summierten Breite einer Zahnreihe zur Gesamtkörperlänge (TL = total body length) beim lebenden Weißen Hai Carcharodon carcharias und beim ausgestorbenen Megazahn-Hai Otodus megalodon proportional ist. Somit gibt es vier Variablen, von denen drei gemessen und die vierte berechnet werden können. Diese Methode bietet eine wesentlich genauere Ableitung für die resultierenden Körperlängenschätzungen als frühere Methoden.

Die Methode wurde auf elf assoziierte fossile Gebisse angewendet, die zu fünf verschiedenen Arten gehören: Otodus megalodon (ausgestorben), Otodus chubutensis (ausgestorben), Carcharodon hastalis (ausgestorben), Carcharodon hubbelli (ausgestorben) und Carcharodon carcharias (lebend). Diese fünf Arten waren in den letzten 23 Millionen Jahren Spitzenraubtiere in flachen Meeresbereichen. Um eine maximale Körpergröße zu berechnen, wurde die Methode für den größten bekannten isolierten Zahn von Otodus megalodon extrapoliert, indem sie mit dem größten assoziierten Gebiss in Beziehung gesetzt wurde. Dies führte zu einer maximalen Körperlängenschätzung von 20 Metern.

Die Original-Studie findet sich (auf Englisch) unter www.bit.ly/StudieMegalodon und auch Folge 15 des Video-Podcasts „School’s out!?“ des Naturkundemuseums Leipzig ist dem Thema gewidmet. Das Museum samt Hai-Raum kann seit dem 16. März 2021 wieder von Dienstag bis Sonntag zwischen 9 und 18 Uhr besucht werden. Derzeit ist eine telefonische Voranmeldung unter 0341 98221-0 nötig.



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