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Der Rhein fließt ins Mittelmeer, Foto: Offer Avnon
Der Rhein fließt ins Mittelmeer, Foto: Offer Avnon

„Der Rhein fließt ins Mittelmeer“ von Offer Avnon eröffnet DOK Leipzig 2021

Der israelische Regisseur reflektiert in seinem Dokumentarfilm die Gegenwärtigkeit des Holocaust

05.10.2021Veranstaltungen
DOK Leipzig

Die 64. Ausgabe von DOK Leipzig eröffnet am 25.10.2021 mit der Internationalen Premiere des Dokumentarfilms Der Rhein fließt ins Mittelmeer von Offer Avnon. Der Film beschreibt die Eindrücke des Regisseurs in Deutschland und seine veränderte Perspektive bei der Rückkehr nach Israel. Zehn Jahre hat Avnon, Sohn eines polnischen Überlebenden der Shoah, in Deutschland gelebt. „Nie, auch nicht für einen einzigen Tag“ habe er den Holocaust in dieser Zeit vergessen können.

In assoziativ montierten Bildern und Gesprächen mit Menschen in Deutschland, Polen und schließlich in Israel ergründet der Film fortwirkende Traumata, Mechanismen der Verdrängung und Verständigungsversuche. Welche Art von Dialog ist möglich zwischen Angehörigen von Tätern und Opfern? Wie prägt die Identität eines Menschen, seine Zugehörigkeit zu einer Gruppe, Bewusstsein und Wahrnehmung? Mit diesen Fragen im Kopf blickt Avnon nach seiner Rückkehr auch anders auf den israelisch-palästinensischen Konflikt, der sichtbar in den sozialen Raum seiner Heimatstadt Haifa eingeschrieben ist.

„Der Rhein fließt ins Mittelmeer betreibt die Sisyphusarbeit einer Verortung zwischen Philo- und Antisemiten, Bemühten und Gleichgültigen, Erinnerern und Ausblendern. Kein Bild, kein Satz, der nicht mannigfaltige Assoziationen auslöste. Der Teufel steckt im Detail – dafür öffnet dieser Film die Augen“, schreibt Festivalleiter Christoph Terhechte im Festivalkatalog. „Offer Avnon gibt Antworten in fragmentarischer Form, und jede wirft weitere Fragen auf. Die Suche nach jenem ‚Unheimlichen‘, auf die er sich mit seinem Film begeben hat, ist längst nicht abgeschlossen.“

Regisseur Offer Avnon hat sich bereits in seinem Film Burden (2015) mit Trauma und Erinnerung beschäftigt. Er studierte Schauspiel, Visuelle Kommunikation und Film in Jerusalem und Tel Aviv. Zehn Jahre lebte er in Köln und arbeitete an Theater-, Video-, Photographie- und Street-Art-Projekten.

Mit seinen Themen und seiner dialogischen Form lässt der Eröffnungsfilm der 64. Festivalausgabe Verbindungen zu anderen Werken im diesjährigen Programm von DOK Leipzig entstehen. So blickt die Retrospektive unter dem Titel „Die Juden der Anderen. Geteiltes Deutschland, verteilte Schuld, zerteilte Bilder“ auf Zuschreibungen des Jüdischseins und die Auseinandersetzung mit der Shoah in deutschen und deutschsprachigen Filmproduktionen.

Mit der Hommage an den Dokumentarfilmregisseur Avi Mograbi unter dem Titel „Geheimagent Avi“ und dem Film The Good Soldier von Silvina Landsmann im Wettbewerb um den Publikumspreis sind weitere Produktionen aus Israel im Programm, die Geschichte und Gegenwart des Nahostkonflikts in den Fokus rücken.

Die Eröffnung von DOK Leipzig findet am 25. Oktober 2021 um 19 Uhr im CineStar 8 statt, der Regisseur Offer Avnon wird anwesend sein. Der Rhein fließt ins Mittelmeer wird darüber hinaus kostenfrei und öffentlich um 20:30 Uhr im Leipziger Hauptbahnhof (Osthalle) gezeigt, gefolgt von einem Filmgespräch zwischen Offer Avnon und Christoph Terhechte.

Weitere Informationen zum Eröffnungsfilm finden Sie hier:
Der Rhein fließt ins Mittelmeer



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