Die Ausstellung Baroque Topologies versammelt zehn internationale Positionen der Gegenwartskunst, die in ihrer eigenen Komplexität sowie im Moment dieser Kontextualisierung ein formales und inhaltliches Netz spannen, das die Gegenwart durch die Linse des Barock greifbar zu machen versucht.
Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Reader, der sich als Experimentierfeld verschiedener Modi der Interpretation und als Reflektion auf den Stand der Textproduktion im Feld der zeitgenössischen Kunst begreift.
Maya Ben David
Jonathan Castro
Simon Denny
UCC Harlo
Su Yu Hsin
Mathieu Malouf
Arnold Trautwein
Jonas Wendelin
Leah Walker
Cajsa von Zeipel
mit Texten von Kea Bolenz, Louis Hay, Benedikt Kuhn, Amar Priganica, Tina Schulz, Natalya Serkova, Arnold Trautwein und Isabel Waidner
Kuratiert von
Kea Bolenz und Louis Hay
Gehen wir den barocken Formen nach, folgen wir einer Linie, die in Schwingung gerät. Ins Räumliche gestreckt wird ihr Schwung zur Krümmung einer Oberfläche, die sich immer weiter aufbauscht, ein- und ausfaltet bis sich daraus ein komplexer Körper formt. Im Barock tritt der mathematischen Theorie des Raumes die Dimension der Zeit hinzu. Unter ihr beginnt unsere Linie ins Schlingern zu geraten und ein Ungleichgewicht zu erzeugen. Es kommt zu einem Bruch mit der Symmetrie, der die Linie zur Ellipse beugt. Sie beginnt zu rotieren und eine Spirale nachzuzeichnen. Stellen wir uns diese Spirale vor und vollziehen ihre unaufhörliche Drehung in Gedanken nach, erzeugt sie in uns ein Gefühl des Schwindels. Die Wahrnehmung gerät ins Taumeln. Altbekannte Koordinaten und Orientierung-gebende Grenzen lösen sich auf. In der barocken Topologie beginnt der Unterschied zwischen einer objektiv messbaren Außen- und der subjektiven Erfahrungswelt zu verschwimmen. Es ist eine fließende Bewegung, die sich zwischen ehemals getrennt betrachteten Kategorien – Körper und Geist, Emotion und Intellekt, Materie und Information, Du und ich, I und O – und über sie hinaus bewegt. Diese Bewegung, diese formgebende Linie, scheint uns ein wertvolles Potential zu enthalten. Es ist diese verbindende und alte Kategorien auflösende Kraft, die für uns eine barocke Qualität darstellt. Auf sie wollen wir in der Ausstellung einen Augenmerk legen, während wir versuchen, uns einen Reim auf die Kultur zu machen, die uns umgibt.
Die Ausstellung ist Teil der Programmreihe “Of Things Baroque”, unterstützt durch die Stiftung Kunstfonds, das Kulturamt der Stadt Leipzig und die Kulturstifung des Freistaates Sachsen.
Ausstellungsort:
Kunstverein Leipzig
Kolonnadenstraße 6
04109 Leipzig
Eröffnung:
4. Juni 2021 von 15:00 - 21:00 Uhr,
Dauer:
5. Juni bis 14. August 2021
Mi. 14:00 - 18:00 Uhr, Fr + Sa. 16:00 - 20:00 Uhr