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Gegenwart: Den Neonatolog:innen am UKL steht modernste Medizintechnik zur Verfügung, um die Geburt selbst extremer Frühchen zu ermöglichen. Foto: Hagen Deichsel / UKL
Gegenwart: Den Neonatolog:innen am UKL steht modernste Medizintechnik zur Verfügung, um die Geburt selbst extremer Frühchen zu ermöglichen. Foto: Hagen Deichsel / UKL

70 Jahre Frühgeborenenhaus in Leipzig

Von bescheidenen Anfängen zum modernen Perinatalzentrum

03.06.2024Gesundheit
Universitätsklinikum Leipzig

Im März 1954 ist am Leipziger Universitätsklinikum (UKL) das Frühgeborenenhaus errichtet worden – der Vorläufer der aktuellen "Abteilung für Neonatologie", wo heutzutage selbst extremen Frühchen mit modernsten Methoden zum Start ins Leben geholfen werden kann. In den ersten Jahren nach Gründung war dies noch nicht möglich.
"70 Jahre Frühgeborenenhaus Leipzig – Neue Entwicklungen in der Neonatologie" lautet denn auch der Titel einer Weiterbildungsveranstaltung am 7. Juni, bei der auch auf die Vergangenheit geschaut werden soll, im Mittelpunkt aber die Möglichkeiten der modernen Medizin stehen.

"Der damalige Ordinarius für Kinderheilkunde an der Universität Leipzig und Direktor der Universitätskinderklinik Prof. Albrecht Peiper erreichte es, dass 1954 als erster Neubau nach dem 2. Weltkrieg am UKL das Frühgeborenenhaus errichtet und damit der hohe Stellenwert der Kinderfürsorge zum Ausdruck gebracht wurde", blickt Prof. Christoph Vogtmann, Neonatologe im Ruhestand, zurück. 

Er gilt selbst als Wegbereiter einer modernen, patientenorientierten Frühgeborenen-Medizin in Leipzig. Vogtmann wurde 1969 erster hauptamtlicher Stationsarzt der neugegründeten Frühgeborenen-Intensivstation des damaligen UKL. 1972 etablierte er als einer der ersten in Deutschland Ost und West die nichtinvasive CPAP-Atemhilfe - noch heute die am häufigsten eingesetzte Atemtherapie in der Neonatologie. Ab 1991 leitete er die Abteilung. Im vergangenen Jahr wurde - als besondere Ehrung - ein Besprechungsraum nach ihm benannt. Zur Jubiläums-Veranstaltung am 7. Juni blickt Prof. Vogtmann in seinem Vortrag auf den zurückgelegten Weg "Vom Frühgeborenenhaus zum Perinatalzentrum". 

Neonatologie bedeute letztlich erst einmal nur Neugeborenenlehre, so der pensionierte Facharzt, und habe Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend an Interesse gewonnen, als Möglichkeiten medizinischer Hilfe für kranke oder lebensschwache Neugeborene entwickelt wurden. "Und in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ermöglichten technische Fortschritte, auch das ungeborene Kind zu behandeln, wodurch sich das Fachgebiet der Perinatologie entwickelte."

Die Gründung des Frühgeborenenhauses sei, sagt Prof. Vogtmann, als Institutionalisierung der Neonatologie in Leipzig anzusehen, als Voraussetzung für ihre Weiterentwicklungen und Erfolge. Das Frühgeborenenhaus blieb im Sprachgebrauch noch lang bestehen. 

Am Anfang seien die Möglichkeiten für die Mediziner:innen sehr eingeschränkt gewesen, bestätigt auch Prof. Ulrich Thome, Leiter der Abteilung Neonatologie und der Nachfolger Vogtmanns in dieser Funktion. "Viele Frühchen haben es damals nicht geschafft", sagt er. "Als der Umzug von der Oststraße in die Philipp-Rosenthal-Straße anstand, stiegen auch die Bedürfnisse, nach neuen Möglichkeiten zu suchen, mehr Frühchen durchzubringen." 

Erste Erfahrungen mit ECMO-Therapie für Neugeborene

Heute stehen den Expert:innen im Team von Prof. Thome viel mehr Möglichkeiten zur Verfügung, ein zu früh auf die Welt gekommenes Kind zu retten und einen guten Lebensstart zu ermöglichen. Darüber informieren er und weitere Referent:innen bei der Fachweiterbildung Anfang Juni. So geht es um die neuesten Aspekte der Ernährungstherapie sowie moderne Möglichkeiten bei der Behandlung von schwerem Lungenversagen. "Wir berichten von unseren ersten Erfahrungen mit der ECMO-Therapie, also der extrakorporalen Membranoxygenierung als Lungenersatztherapie bei respiratorischem Versagen bei Neugeborenen", weist Prof. Thome auf einen ihm besonders wichtigen Programmpunkt hin. 

Ein weiteres Thema ist beispielsweise die zunehmende Bedeutung von Berührung und Körperkontakt. Dazu meint der Experte: "Heute wissen wir, wie wichtig kuscheln ist, früher hat man die Eltern noch ausgesperrt und ihnen ihre Kinder durch eine Scheibe gezeigt", so Kinderarzt Thome. Abschließend sprechen die Teilnehmer:innen der Jubiläums-Veranstaltung über Möglichkeiten und Grenzen telemedizinischer Zusammenarbeit zur Unterstützung der sächsischen Kinderkliniken, über Erkrankungen des Immunsystems sowie das Neugeborenenscreening und wie mit Eltern und Kind umgegangen werden sollte, wenn das Screening positiv ausfalle.



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