Und wie haben Sie den 1. Juli 1990, Währungsunion, erlebt? Das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig widmet dem Jahrzehnt eigens eine Sonderschau »Zwischen Aufbruch und Abwicklung. Die 90er in Leipzig« (bis 7.9.2025) im HAUS BÖTTCHERGÄßCHEN des Museums. Am Dienstag, 1. Juli um 15 Uhr findet eine kostenfreie Führung anlässlich des 35. Jahrestages der Währungsunion durch die Ausstellung statt. Gäste, die an dem Tag mit »D-Mark« an der Kasse bezahlen, erhalten freien Eintritt.
Nach der Währungsunion eröffneten große Einzelhandelsketten die ersten Märkte improvisiert in Zelten oder umgenutzten Lagerhallen, oft auf Brachflächen oder am Stadtrand. Zu den ersten Technikmärkten nach westlichem Standard auf DDR-Gebiet überhaupt zählte ein Laden des Versandhauses Quelle. Es bot im Messehaus am Markt Unterhaltungselektronik, Elektrogeräte, Computer, Fotoartikel und Uhren an.
1990 begann in Leipzig eine turbulente Zeit voller Freiräume und Herausforderungen. Nach der Friedlichen Revolution und dem Ende der DDR war vieles möglich: Technopartys, besetzte Häuser, medienwirksame Sportereignisse oder neue Festivals. Kultur wurde freier, Stadtpolitik demokratisch. Prall gefüllte Supermarktregale und Westautos gehörten nun zum Alltag – doch nicht für alle. Sehr viele Betriebe schlossen oder schrumpften. Gegen die neue Massenarbeitslosigkeit protestierten Tausende. Ein besseres Leben zog viele ins Umland oder in den Westen. Das Erbe der DDR wurde heiß diskutiert, von Stasiakten bis Paulinerkirche. Zugleich entstanden junge Unternehmen und Initiativen. Überall wurde geplant und gebaut: Neue Messe, Flughafen, Wohnungen, Neuseenland, neue Sportstätten. Menschen aus dem Westen und dem Ausland fanden in Leipzig ein neues Zuhause. Heute ist Leipzig lebendige Kulturstadt, Verkehrs- und Wirtschaftszentrum. Trotzdem gibt es Armut und Ungleichheit. Wie die 90er Jahre in den Köpfen der Menschen und im Stadtbild fortwirken, ist heute noch offen.
Ausstellung und Begleitprogramm sind mit freundlicher Unterstützung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Sparkasse Leipzig, ebenso mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, entstanden.
35 Jahre nach der Währungsunion
kostenfreie Führung
Dienstag, 1.07.2015 um 15 Uhr
Ort: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, HAUS BÖTTCHERGÄßCHEN, Böttchergäßchen 3, 04109 Leipzig
Eintritt: kostenfrei