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Innenansicht der Nikolaikirche
Innenansicht der Nikolaikirche , Quelle: LEIPZIGINFO.DE

300 Jahre Uraufführung der Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach in Leipzig

Große Konzerte am 28. März in der Thomaskirche und am 29. März 2024 in der Nikolaikirche

01.03.2024Veranstaltungen
Gewandhaus zu Leipzig

Vor 300 Jahren, im Karfreitagsgottesdienst 1724, brachte Johann Sebastian Bach seine Passio secundum Johannem in der Leipziger Nikolaikirche erstmals zur Aufführung. 2024 gedenkt das Gewandhausorchester gemeinsam mit dem Thomanerchor dieser Uraufführung und spielt die Passion in der Thomas- und in der Nikolaikirche. Als Johann Sebastian Bach seine Johannes-Passion am Karfreitag, den 7. April 1724 in der Leipziger Nikolaikirche mit dem Thomanerchor uraufführte, gab es das Gewandhausorchester noch nicht. Es wirkten allerdings einige der Stadtpfeifer und Kunstgeiger mit, die 1743 zur Gründungsbesetzung des Gewandhausorchesters gehörten, das damals noch namenlos das Orchester des Großen Concerts bildete. Die Passion, die den Evangelienbericht des Johannes von der Gefangennahme und Kreuzigung Jesu Christi vertont und durch Choräle und frei hinzugedichtete Texte ergänzt, ist die früheste der heute bekannten Passionen Johann Sebastian Bachs.

Anlässlich des Jubiläums der Uraufführung dirigiert Thomaskantor Andreas Reize die Aufführung auch in der Nikolaikirche, dem Uraufführungsort der Passion. Gespielt wird die 1. Fassung von 1724.

Karfreitagskonzerte: Ursprung der traditionellen Passions-Aufführungen

Dass das Gewandhausorchester und der Thomanerchor Leipzig heute alljährlich in der Karwoche eine der beiden Bach‘schen Passionen in der Thomaskirche aufführen, geht auf die sogenannten Karfreitagskonzerte zurück. Das erste nachweisbare Karfreitagskonzert wurde 1825 von Gewandhauskapellmeister Christian August Pohlenz geleitet; seitdem finden diese geistlichen Konzerte regelmäßig statt (zuerst in der Universitätskirche St. Pauli, seit 1854 hauptsächlich in der Thomaskirche). In den ersten Jahren standen allerdings Werke von unterschiedlichen Komponisten auf dem Programm.

Ab dem Jahr 1844 kamen die Einnahmen aus dem Karfreitagskonzert dem Witwen-Fonds des Gewandhausorchesters zugute, weshalb von da an von den »Karfreitagskonzerten des Gewandhausorchesters« gesprochen werden kann. Im selben Jahr (und auch 1846) dirigierte mit Moritz Hauptmann erstmals nach J. S. Bach wieder ein Thomaskantor die Johannes-Passion (allerdings nicht im Konzert, sondern in den Gottesdiensten zu Palmsonntag und Karfreitag). Doch weder die Matthäus- noch die Johannes-Passion gelangten auf das Programm der Karfreitagskonzerte.

Das änderte sich erst 1852, als die Matthäus-Passion erstmals im Karfreitagskonzert erklang. Ab 1856 kam sie regelmäßig in den Karfreitagskonzerten des Gewandhausorchesters, die bis 1907 vom jeweiligen Gewandhauskapellmeister geleitet wurden, zur Aufführung. 1918 erfolgte ein Leitungswechsel und der jeweilige Thomaskantor dirigierte seitdem die Karfreitagskonzerte des Gewandhausorchesters. Zu jener Zeit war Karl Straube Thomaskantor und reduzierte den bis dahin gemischten Chor auf die Mitwirkung von Thomanerchor und Bach-Verein.

Karfreitagskonzerte werden zu Gewandhaus-Veranstaltungen

Die Karfreitagskonzerte waren ursprünglich keine gewandhauseigenen Veranstaltungen. Erst seit der Spielzeit 1949/50 (also seit DDR-Gründung) ist das Gewandhaus Veranstalter der Aufführungen der Bach-Passionen in der Karwoche, die aber weiterhin in der Thomaskirche unter Leitung des Thomaskantors stattfinden. Günther Ramin führte 1951 ein, dass in den Karfreitagskonzerten nur noch der Thomanerchor und keine weiteren Chöre sangen.

Johannes-Passion steht erst spät auf den Programmen der Karfreitagskonzerte

Die Johannes-Passion kam zu Bachs Lebzeiten wohl nur viermal zur Aufführung (jeweils am Karfreitag 1724 und 1725 sowie vermutlich 1730 und 1749). Im Verlauf der Leipziger Karfreitagskonzerte ist sie bis weit ins 20. Jahrhundert hinein nicht erklungen. Erst ab 1940 stand sie vereinzelt bei den Karfreitagskonzerten auf dem Programm. Ab Amtsantritt von Erhard Mauersberger (1961) erfolgte die Aufführung der Passionen im regelmäßigen jährlichen Wechsel zwischen Matthäus- und Johannes-Passion. Diese Gepflogenheit hat heute nach wie vor Bestand.

Auch wenn die Johannes-Passion in den Karfreitagskonzerten lange Zeit ein Schattendasein führte, hatten die Musiker des Gewandhausorchesters immer Berührung mit dem Werk, da sich die Leipziger Chöre »Riedel-Verein« und »Bach-Verein« ab 1861 mit etlichen Aufführungen um die Rezeption des Werks verdient gemacht haben und für ihre Konzerte das Gewandhausorchester engagierten. Auch bei den Bach-Festen der »Neuen Bachgesellschaft« in Leipzig führte das Gewandhausorchester mehrfach die Johannes-Passion auf.

Johannes-Passion ist die erste Passion, die auf Gastspielen des Gewandhausorchesters erklingt Vergleichsweise früh und häufig sind Gewandhausorchester und Thomanerchor Leipzig mit der Johannes-Passion auf Tournee gegangen – bislang insgesamt 37 Mal (während für die Matthäus-Passion 88 Tourneeaufführungen zu verzeichnen sind). Alleine im Jahr 1954 dirigierte Thomaskantor Günther Ramin die Johannes-Passion auf einer Tournee 22 Mal in der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Italien, in der Schweiz und in der Sowjetunion, gefolgt von einer Aufführung im Jahr 1955 in Tschechien. 1977 erklang das Werk unter Hans-Joachim Rotzsch erstmals in Japan. Georg-Christoph Biller dirigierte die Johannes-Passion in Deutschland (1989), Griechenland und Spanien (2007).

TV-Tipp: ARTE sendet am Karfreitag, den 29. März 2024, um 23.15 Uhr die Aufzeichnung der Johannes-Passion vom 06. April 2023 (Gewandhausorchester, Thomanerchor Leipzig, Andreas Reize Leitung, Accentus Music, MDR/ARTE).

Grosse Concerte zum 300. Jahrestag der Uraufführung von Johann Sebastian Bach
Johannes-Passion BWV 245

Gewandhausorchester
Thomanerchor Leipzig
Andreas Reize Dirigent
Elisabeth Breuer Sopran
Jakub Józef Orliński Altus
Daniel Johannsen Tenor
Benjamin Appl Bass (Christus)
Tomáš Král Bass (Arien)

Donnerstag
28. März 2024, 19 Uhr, Thomaskirche

Freitag
29. März 2024, 19 Uhr, Nikolaikirche



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