Nächste Woche ist es so weit: Die 13. Auflage der „TAGE DER INDUSTRIEKULTUR“ in Leipzig und Region finden statt – parallel steigt das 10. „Industrie|Kultur|Festival“. Zu den Höhepunkten gehören die Eröffnungsveranstaltung im UT Connewitz, die Vorführung von Arbeitsschutzfilmen in der DDR und BRD, der Tag des offenen Denkmals im Robert-Koch-Park sowie die zahlreichen Veranstaltungen der teilnehmenden Akteurinnen und Akteure.
Angebote aus Leipzig und der Region
Im Jahr 2013 rief der Industriekultur Leipzig e.V. erstmals die „TAGE DER INDUSTRIEKULTUR“ ins Leben. Nicht nur in Leipzig, sondern auch in der Region bis nach Bitterfeld-Wolfen, Wurzen, Altenburg, Weißenfels und Zeitz. Die diesjährigen Industriekulturtage finden vom 8. bis 14. September statt – der letzte Tag steht wieder in Verbindung mit dem europäischen „Tag des offenen Denkmals“. Es gibt 47 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, davon jeweils einen aus Altenburg und Borna, 31 aus Leipzig, zwei aus Markkleeberg, jeweils einen aus Neukieritzsch und Schkeuditz, acht aus Wurzen und dem Wurzener Land sowie zwei aus Zeitz. In Wurzen und Umland hat uns erneut die Standortinitiative Wurzen und Wurzener Land e.V. maßgeblich unterstützt. Schwerpunkt der TIK ist das Format „Offenes Werktor“, bei dem Unternehmen ihre Türen für die Öffentlichkeit öffnen. Erstmals dabei ist die Regionalbus Leipzig GmbH aus Bennewitz, die einen Blick hinter die Kulissen geben. Auch in ihren Bussen wird im Fahrgast-TV auf die „TIK 2025“ dankenswerterweise aufmerksam gemacht. Zu erwähnen ist auch die Leuchten Manufactur Wurzen GmbH – seit 1862 Hersteller exklusiver Leuchten in handwerklicher Tradition und älteste Leuchtenmanufaktur Deutschlands – sie nehmen mit sieben Führungen teil. Mit unserem Partner DokMitt e.V. geht es mit einer Exkursion auf die Spuren der ehemaligen Tagebaue Bockwitz und Borna-Ost, die sich zu einem Naturschutzgebiet entwickelt haben. Es wird die Frage gestellt: „Was bringt uns die Zeit nach der Kohle?“ Im Anschluss findet im Goldenen Stern in Borna ein Erzählcafé statt, bei dem sich zu den Themen Wandel, Energie, Gedächtnis der Region und Zukunftsaussichten ausgetauscht wird.
Zu den Leipziger Akteuren gehört beispielsweise das ICE-Werk Leipzig, welches vergangenes Jahr 15 Jahre alt geworden ist. Besucherinnen und Besucher erhalten die Möglichkeit, das Instandhaltungswerk von innen zu sehen und zu erfahren, wie Fernverkehrszüge gewartet werden und was eine Unterflurradsatzdrehbank ist. An zwei Abenden werden gemeinsam mit dem imago urbis-Verlag Stadtrundfahrten mit dem historischen Gotha-Gelenkzug durchgeführt. Dabei geht es thematisch um die Industriekultur entlang der Karl-Heine- und Käthe-Kollwitz-Straße sowie dem Promenadenring, die Fahrt führt aber auch durch die Prager Straße mit dem einstigen Graphischen Viertel und vorbei an der ehemaligen Technischen Messe. Erstmals dabei ist auch die Gecko Two GmbH, die das Gaming-House R42 in der Innenstadt entwickelt hat. Auf sieben Etagen verbinden sie Gaming und Gastronomie, Events, Contentproduktion, Arbeiten und Leben. Interessierte haben die Möglichkeit, an mehreren Hausführungen teilzunehmen. Außerdem lädt die Gläserne 3D-Fabrik der Rapidobject GmbH nach Plagwitz ein, die auf dem Konzept einer transparenten und offen gestalteten Produktionsstätte beruht, die 3D-Technologie einsetzt. In Leipzig-Heiterblick kann die Kontron Leipzig GmbH besichtigt werden, ein Elektronikfertiger, der durch die Kombination von Elektronikfertigung und Kunststoffverarbeitung am selben Standort hervorsticht. Einen Blick ins gläserne Labor bietet Vita34, die die größte Zelldatenbank im deutschsprachigen Raum betreiben.
Leipzig feiert seine Messe
In diesem Jahr feiert die Leipziger Messe ihren 860. Geburtstag – zumindest, wenn man nach dem Marktprivileg von 1165 geht, das Otto der Reiche der Stadt Leipzig verlieh. Damit lädt die Leipziger Messe zu einer digitalen Schnitzeljagd auf ihrem Gelände ein, welches nächstes Jahr wiederum 30 Jahre alt wird. „An keinem anderen Ort in Leipzig versammelt sich über Jahre hinweg der gesamte Facettenreichtum der Industriekultur wie auf der Leipziger Messe – und das seit 860 Jahren!“, heißt es in der Veranstaltungsankündigung. Die Messe ist Schauplatz für erzgebirgisches Silber, osteuropäische Pelze oder Technologien des Westens im Kalten Krieg.
Am 9. September lädt der Stadtführer und Autor Sebastian Ringel zu einer Führung zu den Höfen, Passagen und Messehäusern in der Innenstadt ein: An der Pleiße wurde einst nicht nur die Mustermesse begründet, Leipzig war auch die einzige große europäische Messestadt, in der das Stadtzentrum nach dem Übergang zur neuen Messeform weiterhin als Messezentrum fungierte. Hierfür wurden von 1894 an mehr als dreißig Mustermessepaläste errichtet, von denen ein Großteil erhalten blieb. Zum „Tag des offenen Denkmals“ schließt sich von Dave Tarassow eine Führung über das ehemalige Gelände der Technischen Messe Leipzig an, welches vor 112 Jahren für die Internationale Baufach-Ausstellung (IBA) entstand. Kommen Sie mit auf eine Zeitreise, insbesondere der Entwicklung der letzten 30 Jahre, mit der Frage: „Was ist von der Technischen Messe noch übrig?“.
10 Jahre „Industrie|Kultur|Festival“
Zu unserem „Industrie|Kultur|Festival“ gehören in diesem Jahr 14 Veranstaltungen, auf sieben Tage verteilt. Begonnen wird am 8. September 2025 um 18:00 Uhr mit der Eröffnung im UT Connewitz, bei der drei Kurzfilme vom Mitteldeutschen Kurzfilmfestival „KURZSUECHTIG“ gezeigt werden. Im Anschluss folgt ein Vortrag von Prof. Dr. Sabine Pfeiffer von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zum Thema: „Industriekultur: Beyond Storytelling und Mindset?“. Am Podium nehmen Dr. Fabian Magerl von der IHK zu Leipzig und Tilo Sinner vom VDMA Ost zur Wissenschafts- und Industrieförderpolitik teil. Die Teilnahme erfolgt aufgrund der begrenzten Platzzahl unter Anmeldung an tik2025@industriekultur-leipzig.de.
Im Aufbruch steht das Sächsische Wirtschaftsarchiv (SWA), das seit vielen Jahren schon an den Tagen der Industriekultur teilnimmt. So findet am 10. September um 16:00 Uhr eine Führung durch das Archiv mit knapp vier Kilometern Archivgut statt, die die Geschäftsführerin Veronique Töpel übernimmt. Im Jahr 2026 zieht das SWA nach 32 Jahren von der Konsumzentrale Leipzig ins Dokumentationszentrum für Regional- und Wirtschaftsgeschichte Sachsens in Borna um. Um 17:30 Uhr folgt eine Führung durch die Konsumzentrale durch Andrea Bulla von der MIB AG. Unweit der Konsumzentrale, im Vereinshaus vom Wasser-Stadt-Leipzig e.V., findet am selben Abend eine Lesung zu „Der Pionier: Drei Mal Karl Heine.“ mit Christian von Aster statt. Bereits um 19:00 Uhr beginnt im UT Connewitz eine Filmvorstellung zum Thema „Arbeitsschutzfilme in der DDR und BRD“, die gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Animationsfilm e.V. (DIAF) erfolgt. Gezeigt werden innovative, charmant-witzige und künstlerisch interessante Beispiele aus 60 Jahren Arbeits- und Gesundheitsschutzfilmproduktion.
Am Donnerstag, 11. September, findet von 14:00 bis 21:00 Uhr im Vereinshaus vom Wasser-Stadt-Leipzig e.V. eine Ausstellung zu den sächsischen Spinnmühlen statt, die als industriehistorisches Denkmal kaum aus der regionalen Geschichte wegzudenken sind. Umso wichtiger ist die verstärkte Anstrengung, diese für die Nachwelt zu erhalten. Um 18:00 Uhr folgt ein Vortrag zum agra-Messepark von Johanna Pfüller.
Der Freitag, 12. September, steht ganz im Zeichen unseres Netzwerktreffens, das mittlerweile zu einer festen Größe für mitteldeutsche Akteure der Industriekultur geworden ist. Von 10:00 bis 17:00 Uhr widmen wir uns in der BioCity dem Thema „Transformationsstress“ und stellen uns den Herausforderungen, welche die wirtschaftlichen Umbrüche und Transformationen der Gegenwart in Mitteldeutschland hervorrufen. Dabei geht es insbesondere um die Perspektive unterschiedlicher Beteiligtengruppen darauf, dass Aspekte dieses Wandels zu schnell und überfordernd sind bzw. erforderliche Reaktionen hierauf zu langsam erfolgen. Betroffene Anwohnerinnen und Anwohner sind ebenso wie Genehmigungsbehörden nicht automatisch änderungsfreudig und transformationsaffin. In der Keynote soll „über den Tellerrand“ Mitteldeutschlands nach Brandenburg geschaut werden, nämlich zum dortigen Industriemuseum mit dem letzten Siemens-Martin-Ofen Europas im einst größten Stahlwerk der DDR.
Am Samstag, den 13. September, stehen eine Reihe weiterer Veranstaltungen auf dem Programm: Um 10:00 Uhr laden wir zum Sektempfang am Karl-Heine-Denkmal ein. Zur selben Zeit startet in Borna eine Exkursion zu den ehemaligen Tagebauen Bockwitz und Borna-Ost, der sich ein Erzählcafé anschließt. Das Deutsche Museum für Galvanotechnik in der Torgauer Straße lädt zu Vorträgen, Führungen und einer Ausstellungseröffnung ein. Hierbei erfolgt die Zusammenarbeit mit dem plakat-sozial e.V. und dem diesjährigen Thema „SCHWARZ-WEISS. Klassisch oder modern – was uns verbindet“. Die Ausstellung ist vom 17. bis 20. September zu sehen. Ab 14:00 Uhr starten dann wieder die beliebten Stadtrundfahrten auf der Linie 14, die Helmut Sander und Dave Tarassow moderieren. Nicht nur Karl Heine ist Thema, sondern auch ausgewählte Industrie entlang der Strecke. Insgesamt werden vier Rundfahrten auf den regulären Straßenbahnlinienfahrten angeboten.
Zum Abschluss unseres Festivals finden am Sonntag, 14. September, noch zwei Veranstaltungen in grünen Parkanlagen statt. Ab 11:15 Uhr wird an den Musikpavillon im Clara-Zetkin-Park eingeladen, wo die Abschlussveranstaltung „Der klingende Park“ stattfindet. Hierbei geht es um den Palmengarten, der vergangenes Jahr 125 Jahre alt geworden ist. Zum Programm gehören eine Open-Air-Ausstellung, Info- und Bücherstände, eine Bastelstrecke sowie ein Tanzsalon. Ab 11:00 Uhr sind wir ebenfalls im Robert-Koch-Park vertreten, den der Unternehmer Paul Sack von 1910 bis 1913 anlegte. Es wird Führungen, eine Kinderrallye, Ausstellungen, Infostände der Beteiligten, ein Erzählcafé, Puppenspiel und ein Theaterstück geben. Außerdem findet zum Vereinsprojekt „860.Leipzig.Messe“ um 12:30 Uhr auf der Alten Messe Leipzig eine Führung zur Geschichte und Entwicklung des Geländes statt, auf dem von 1918 bis 1996 regelmäßig Messen stattfanden.
Angespannte Haushaltslage und fehlende Fördermittel für die Kultur
Matthias Wießner, Vorsitzender des Industriekultur Leipzig e.V.: „Wie Sie wissen, wirkt sich die angespannte Haushaltslage in Leipzig wie auch im Freistaat Sachsen derzeit massiv auf die Kulturförderung aus. Bereits zugesagte Förderungen wurden/werden in erheblichem Umfang nachträglich reduziert. Auch unser Verein ist davon direkt betroffen: Für die Umsetzung der ‚Tage der Industriekultur‘ sowie des Industrie|Kultur|Festivals haben wir sowohl von der Stadt Leipzig als auch vom Land Sachsen zunächst je einen positiven Förderbescheid erhalten. Umso größer war die Irritation, als die tatsächlich ausgezahlten Mittel kurzfristig um ca. 70 % gekürzt wurden. Dies gefährdet nicht nur die Planungssicherheit, sondern auch die inhaltliche Qualität und den Umfang der Programme. Wir haben uns dennoch entschieden, das Festival und die Tage der Industriekultur nicht ganz zu streichen und haben eine reduzierte Variante entworfen.“
Und weiter: „Gerade in einer Zeit tiefgreifender Transformation von Wirtschaft, Arbeit und Gesellschaft ist die Auseinandersetzung mit unserem industriekulturellen Erbe von besonderer Bedeutung. Industriekultur macht den Wandel begreifbar, schafft Identität und eröffnet Perspektiven für Zukunftsfragen – sei es im Strukturwandel, in der Energiepolitik oder im Zusammenhalt der Stadtgesellschaft. In einer zunehmend polarisierten öffentlichen Debatte bietet das Thema Industriekultur zudem einen wichtigen Raum für Dialog und Verständigung: Es verbindet Generationen, überwindet Milieugrenzen und zeigt auf, dass Wandel nicht Spaltung bedeuten muss, sondern auch Innovation, Kreativität und gemeinsames Lernen.“
Übersicht aller Veranstaltungen
Auf www.industriekulturtag-leipzig.de erhalten Sie unter den Rubriken „Festival“ und „Programm“ eine detaillierte Übersicht über alle Veranstaltungen. Bei „Programm“ können Sie nach den einzelnen Rubriken oder nach Datum und Uhrzeit filtern. Eine Übersicht aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist in der Rubrik „Teilnehmer“ zu finden.
Das Industrie|Kultur|Festival kompakt:
Montag, 08.09.2025, 18:00 bis 21:00 Uhr
Eröffnung der „13. TAGE DER INDUSTRIEKULTUR“
UT Connewitz, Wolfgang-Heinze-Straße 12 a, 04277 Leipzig
Nur mit Einladung/Anmeldung
Dienstag, 09.09.2025, 18:00 bis 19:30 Uhr
860.Leipzig.Messe: Von Palast zu Palast (Höfe, Passagen und Messehäuser)
Altes Rathaus, Durchgang zum Naschmarkt, 04109 Leipzig
Mittwoch, 10.09.2025, 16:00 Uhr
Archiv im Aufbruch: Sächsisches Wirtschaftsarchiv Leipzig mit anschließender Führung durch die Konsumzentrale Leipzig
Industriestraße 95, 04229 Leipzig
Mittwoch, 10.09.2025, 19:30 Uhr
Lesung zu „Der Pionier: Drei Mal Karl Heine.“
Vereinshaus Wasser-Stadt-Leipzig e.V., Industriestraße 72, 04229 Leipzig
Mittwoch, 10.09.2025, 19:00 bis 21:00 Uhr
„Achtung Baustelle! – Filme zum Arbeitsschutz in der DDR und BRD“
in Kooperation mit dem Deutschen Institut für Animationsfilm e.V.
UT Connewitz, Wolfgang-Heinze-Straße 12 a, 04277 Leipzig
Donnerstag, 11.09.2025. 14:00 bis 21:00 Uhr
Sächsische Spinnmühlen und agra-Messepark
Vereinshaus Wasser-Stadt-Leipzig e.V., Industriestraße 72, 04229 Leipzig
Freitag, 12.09.2025, 10:00 bis 17:00 Uhr
Netzwerktreffen „Transformationsstress“
BioCity Leipzig, Deutscher Platz 5, 04103 Leipzig
Dafür steht ein begrenztes Pressekontigent zur Verfügung. Wenn Sie dabei sein wollen, melden Sie sich bitte bis 10. September 2025, 18:00 Uhr, an. Die Zusage erfolgt nach Posteingang.
Samstag, 13.09.2025, 10:00 bis 16:30 Uhr
Exkursion auf den Spuren des ehemaligen Tagebaus Bockwitz und Erzählcafé zu einer Region im Wandel
Bahnhof Borna, Bahnhofstraße 451, 04552 Borna, und Goldener Stern, Markt 11, 04552 Borna
Samstag, 13.09.2025, 10:00 bis 18:00 Uhr
Deutsches Museum für Galvanotechnik
Torgauer Straße 76b, 04318 Leipzig
Samstag, 13.09.2025, 10:00 Uhr
Empfang am Karl-Heine-Denkmal
Käthe-Kollwitz-Straße Ecke Klingerweg, 04229 Leipzig
Samstag, 13.09.2025, 14:04 Uhr, 14:54 Uhr, 15:44 Uhr und 16:34 Uhr
Stadtrundfahrten mit der Linie 14
Abfahrt Haltestelle S-Bf. Plagwitz und an jeder Haltestelle der Linie 14
Sonntag, 14.09.2025, 11:00 bis 18:00 Uhr
Tag des offenen Denkmals im Robert-Koch-Park
Robert-Koch-Park, Nikolai-Rumjanzew-Straße 100, 04209 Leipzig
Sonntag, 14.09.2025, 11:15 bis 21:00 Uhr
Abschlussveranstaltung „Der klingende Park“
Musikpavillon im Clara-Zetkin-Park, Anton-Bruckner-Allee 11, 04107 Leipzig
Sonntag, 14.09.2025, 12:30 bis 14:00 Uhr
860.Leipzig.Messe: Zwischen Aufbruch und Abriss (Technische Messe Leipzig)
Halle 7.11, Deutscher Platz, Straße des 18. Oktober/Perlickstraße, 04103 Leipzig