Mädler-Passage
Der Kommerzienrat Anton Mädler, Inhaber der Koffer- und Taschenfabrik Moritz Mädler erwarb am 1. Januar 1911 den gesamten Häuserkomplex Auerbachs Hof und vergrößerte ihn durch den Zukauf eines Nachbargrundstückes in der Grimmaischen Straße. Dann schrieb er einen Wettbewerb zwischen fünf Leipziger Architekten aus. Theodor Kösser, seines Zeichens Königlich-Sächsischer Baurat, ging daraus als Sieger hervor. Am 12. Dezember 1911 wurde der Bauantrag gestellt. Als am 1. April 1912 der Abbruch von Auerbachs Hof begann, schien auch das Schicksal von Auerbachs Keller besiegelt. Doch Mädler erwies sich nicht nur als Kaufmann sondern auch als Idealist. Er scheute weder Mittel noch Mühe, um das durch Goethes Faust weltberühmt gewordene Lokal zu retten. Ende 1913 wurde der Passagenarm von der Grimmaischen Straße ausgehend einschließlich Auerbachs Keller wieder eröffnet und am 27. Juni 1914 erfolgte bereits die Abnahme für den zweiten Bauabschnitt, der die Rotunde und den Gebäudetrakt zum Neumarkt hin umfasste. Ein geplanter dritter Passagenarm zur Petersstraße hin kam nicht zur Ausführung, da es Mädler nicht gelungen war, die notwendigen Grundstücke dafür zu erwerben.
Die Architektur der Mädler-Passage
Das 1912 bis 1914 vom Architekten Theodor Kösser für Anton Mädler errichtete Messehaus "Mädler-Passage" verfügte über 8000 m 2 Ausstellungsflächen, die sich über vier gewaltige Geschosse verteilen, sechs Treppenhäuser und vier moderne Fahrstühle. An der Grimmaischen Straße befindet sich die prunkvollere der beiden Außenfassaden. Ihre breite Sandsteinfront wird ab dem 1. Obergeschoss durch sechs Halbsäulen gegliedert. Auf ihnen stehen im 3. Obergeschoss Atlanten, welche die Last der darüberliegenden Brüstung mit den 12 paarweise angeordneten Widderköpfen, als Symbole des Bacchus, vor dem etwas zurückgesetzten 4. Obergeschoss tragen. Den Eingang von der Grimmaischen Straße bildet ein bis über das 1. Obergeschoss reichendes Rundbogenportal, das von zwei weiblichen, lebensgroßen Sandsteinfiguren flankiert wird. Eine hält eine Vase, die andere eine Weintraube, womit sie auf die Zweckbestimmung des Gebäudes als Weinkeller und Ausstellungsort für Porzellan hinweisen. Dieses an ein Triumphtor erinnernde Portal sowie die Anordnung der Passagenarme, die in eine oktogonförmige Rotunde münden, lassen an das berühmte Vorbild in Mailand, die Galleria Vittorio Emanuele II. (1865/67) erinnern. Die Innenfassaden waren mit hellem Kalkstein verkleidet. Die Gesamtlänge des Durchganges beträgt 140 m, die Breite durchschnittlich 5-7 m. Am Zugang zu "Auerbachs Keller" ist die Passage hallenartig erweitert und bietet Platz für die beiden auf Goethes Faust Bezug nehmenden Figurengruppen des Leipziger Bildhauers Matthieu Molitor. Die Eingänge der ehemals zu den Ausstellungsräumen und heute zu den Büroetagen führenden Treppenhäuser weisen eine besondere Gestaltung auf. Die Portale A, B und D sind nach klassizistischem Vorbild rechteckig gerahmt. Darüber befinden sich plastische neobarocke Supraporten: Jeweils zwei puttenförmige Wappenhalter werden von zwei Vasen flankiert. Das Dach der Mädler-Passage - eine glänzende ingenieurtechnische Leistung jener Zeit - bildet eine Stahlbetonrippenkonstruktion mit quadratischen Glasbausteinen. Es ist über dem zweiten Obergeschoss angeordnet und bezieht damit das dritte und vierte Obergeschoss mit ein. Die Rotunde hat einen Durchmesser von ca. 12 Metern. Über ihr münden die radial verlaufenden Rippen in einer runden Lüftungshaube. Seit 1970 befindet sich hier über dem Durchgang zur Petersstraße ein Glockenspiel aus Meißner Porzellan, ein weiterer Hinweis auf die Funktion des Gebäudes als Ausstellungsort für Porzellan. Im südlichen Eckladen am Ausgang zum Neumarkt befindet sich ein bemerkenswertes Detail des historischen Vorgängerbaues. Das barocke Deckenfresko mit "Helios im Sonnenwagen" war beim Abbruch von Auerbachs Hof entdeckt und hierher übertragen, aber auch beschädigt worden. Die 1969 von Matthias Schulz aus Dresden durchgeführte Restaurierung brachte viel von der barocken Wirkung zurück.Adresse
04109 Leipzig
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