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Portikus des Bayerischen Bahnhofs
Portikus des Bayerischen Bahnhofs , Quelle: LEIPZIGINFO.DE

Unwillkommene Gäste am Bayerischen Bahnhof

Brachflächenbebauung auf Kosten des Artenschutzes

13.05.2015Umwelt
Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V.

Im Zuge der Tunnelarbeiten am City-Tunnel entstand auf den ehemaligen Gleisflächen hinter dem Bayerischen Bahnhof in Leipzig eine große Brachfläche. Ein idealer Lebensraum für seltene und bedrohte Arten wie Zauneidechse und Wechselkröte, die dieses Biotop im Herzen Leipzigs besiedelten. Der Ökolöwe entdeckte die seltenen Vorkommen und benachrichtigte im letzten Jahr die Untere Naturschutzbehörde sowie das Stadtplanungsamt. Neben vielen auf der Roten Liste Deutschlands vorkommenden Tier- und Pflanzenarten konnten zwei nach deutschem und europäischem Recht streng geschützte Tierarten ermittelt werden. So beobachteten Experten des Ökolöwen z. B. neben der Zauneidechse (Lacerta agilis), streng geschützt nach Anhang IV FFH-Richtlinie auch die selten anzutreffende Wechselkröte (Bufotes viridis). Diese wies ihren Verbreitungsschwerpunkt, inklusive einem temporären Laichgewässer, direkt hinter dem stadtseitigen Kopfbau ("Portikus") auf.

Bisher wurde kein Bebauungsplan für die Fläche bekannt gegeben. Trotzdem wurde das Gebiet nun samt Laichgewässer im Zuge von Bauarbeiten durch Unbekannte zerstört. Scheinbar nebenbei wurden viele Gehölze im ganzen Gebiet gerodet. Der Ökolöwe ist verwundert, da der Deutschen Bahn, dem Besitzer des Geländes, durch eigens in Auftrag gegebene Kartierungen schon vor der Zusendung der artenschutzrechtlichen Mitteilung an die Stadt bekannt war, dass gefährdete und geschützte Arten auf dem ehemaligen Bahngelände leben.

Daher stellte der Ökolöwe nun eine Anzeige gegen unbekannt bei der Unteren Naturschutzbehörde, um auf die Artenschutzverstöße mit Biodiversitätsschäden auf dem Gelände hinter dem Bayerischen Bahnhof aufmerksam zu machen. "Wir vertrauen und hoffen darauf, dass das Amt für Umweltschutz seine Aufgabe wahrnimmt und die Artenschutzverstöße ahndet", so Holger Seidemann vom Vorstand des Ökolöwen.

Dem Ökolöwen ist klar, dass es sich bei dem Gelände um das nähere Umfeld einer S-Bahnstation in der Mitte Leipzigs handelt und spricht sich in diesem Sinne auch für die teilweise Verdichtung im Stadtgebiet aus. Trotzdem muss sich der Bauherr an die geltenden Artenschutz-Gesetze halten. Leipzigs Anteil an unbebauten Brachflächen schwindet zusehends und damit auch die Arten, die ganz speziell auf diese Lebensraum-Nischen angepasst sind. Der Ökolöwe hofft, dass ein entsprechender Ausgleich für die betroffenen Arten dort auf der Fläche geschaffen wird und gegebenenfalls auch zusätzlich an anderer Stelle, z. B. im Auwald.



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